Beleuchtete Fenster und dekorierte Zimmer vor Totensonntag? Grüßt man sich, wenn man sich auf der Straße begegnet? Entschuldigt man sich heutzutage noch, wenn man einen Fehler gemacht hat? Oder ist es einfach egal, ab wann eine Weihnachtsbeleuchtung brennt? Oder ob man die Leute im Dorf auf der Straße grüßt? Kommt es darauf heute überhaupt noch an? Interessant finde ich auch die Menschen, die an Weihnachten in die Kirche rennen, obwohl sie das das ganze Jahr nicht tun. Und deren Weihnachtsbeleuchtung dann eben ab November hell erstrahlt. Man kann sich die Rosinen raus suchen und das funktioniert auch wirklich ganz gut. Herkömmliche Konventionen verblassen und die fast schon strengen Regeln meiner Kindheit ebenfalls. Vieles ist egal. So scheint es mir zumindest immer öfter.

Kann aber auch einfach sein, dass ich alt geworden bin.

Wahrscheinlich gab es das schon immer. Menschen, die nicht grüßen und auch die, für die ihr eigener Fehler auf jeden Fall die Schuld der Anderen ist. Aber es scheint, dass Corona mich empfindlich macht. Meine Ansprüche sind definitiv zu hoch. Oder zumindest höher, als dass sie erfüllt werden. Ich kann allerdings nicht aus meiner Haut. Es scheint mir, ich müsste eine Therapie machen um rücksichtsloser sein zu können. Eine, die bewirkt, dass mir mehr egal ist. Allerdings scheue ich mich derzeit noch davor, weil ich eigentlich nicht zu jemandem werden möchte, dem bestimmte Dinge nicht mehr wichtig sind. So wie es ist, finde ich es oft ganz gut. Und manchmal finde ich es bedrückend.

So wie heute, bei meinem Lauftraining. Erst wollte ich gar nicht laufen gehen. Auf meinem Plan stehen 5km drauf. Aber meine Stimmung war heute nicht so lauffreundlich. Aber dann kamen meine neuen Sportkopfhörer, die ein super Vor-Black-Friday Schnäppchen gewesen sind. Und die müssen natürlich ausprobiert werden. Ich sag zwar immer, dass mir sowas total egal ist, aber wenn ich dann etwas Neues habe, dann muß ich es doch ausprobieren. Ist also nicht weit her mit dem egal. Mal wieder nicht. Das hatte ich weiter oben schon mal erwähnt.

Also gehe ich heute laufen. Der 5km Lauf war eigentlich am Donnerstag im Plan, aber da war ich nicht sportlich. Warum es nicht gepasst hat weiß ich heute gar nicht mehr. Ist ja aber auch egal, weil ich den Lauf rechtzeitig verschoben habe. Und so steht er eben für heute in meinem Trainingsplan. Nachdem ich meine neuen Sportkopfhörer gekoppelt habe, beschließe ich heute mal in den Podcast von Runnerworld reinzuhören und laufe los. Die Sonne scheint heute ganz wunderbar und ich trabe prima vor mich hin. Der Podcast ist nicht so gut, wie ich es erwartet habe, aber ich habe ja bereits festgestellt, dass meine Erwartungshaltung einfach zu hoch ist.

In vielerlei Hinsicht und offensichtlich auch bei Podcasts. Und heute auch -mal wieder- bei Hundebesitzern. Im Wald hat -mal wieder- einer seinen Hund nicht unter Kontrolle und schafft es auch nicht, den Hund rechtzeitig zurück zu holen oder dazu zu bringen, dass er mit dem Bellen aufhört. Der zähnefletschende Geselle steht keine 20cm vor mir. Erstaunlich, dass bei uns wirklich so extrem viel geregelt ist, aber Hunde kaufen und nicht mit ihnen umgehen können, das darf offensichtlich jeder. Statt sich für sein eigenes Verhalten und das des Hundes zu entschuldigen wirft der Mann mir vor, dass ich hier im Wald rumlaufe. Aha. Meine Erwartungshaltung ist erneut zu hoch. Aber meine Vorurteile gegenüber Hundebesitzern werden genährt.

Und ich weiß nicht, ob das gut ist.

Ich laufe noch eine Schleife und dann bin ich auch schon wieder daheim. Die Sportkopfhörer haben sich bewährt. Ich bin sehr zufrieden. Der Tragekomfort ist gut und die Klangqualität war ebenfalls prima. Dass der Podcast nicht so interessant und hörenswert war, wie ich dachte, dafür können die Kopfhörer ja nichts.