In den letzten Tagen wird es bei uns gar nicht so richtig hell. Warum das so ist? An der Sonne liegt es nicht, glaube ich. Vielmehr sind es unfassbar viele Wolken, die tief am Himmel hängen und kein Licht durchlassen. Im Grunde ist es auch total wurscht, warum es nicht hell wird, es ist eben so. Ehe es aber so richtig dunkel wird, will ich auf jeden Fall bei dieser irgendwie bedeckten Helligkeit heute laufen gehen. Im komplett dunklen ist es noch ungemütlicher und sicherlich wird es auch deutlich kälter, wenn die Sonne dann gänzlich verschwunden ist.

Mitdenken

Am frühen Nachmittag ziehe ich mich also um, natürlich ehe es dunkel ist, und als ich aus der Umkleide trete, erhalte ich von gleich mehreren Kollegen die Information, dass ich zu kalt angezogen bin. Die Herren um mich rum sind anscheinend alle ziemliche Frierhuzzel und zusätzlich ordentlich besorgt, was ja Wiederrum sehr nett ist. Erfreulicherweise bin ich aber entsprechend ausgestattet und ziehe, zusätzlich zu allem, was ich bereits trage, auch noch Socken, Schuhe und eine Jacke an. Und eine Mütze setze ich mir ebenfalls auf den Kopf. Als ich sogar mit Handschuhen auftrumpfen kann, sind alle Kollegen schwer beeindruckt.

Als ich nämlich mal mit dieser kleinen Sporttasche ankam, die ich von Reisenthel im Angebot gekauft habe, einfach nur, weil sie grün ist, und ich grün nun mal mag, wurde ich ausgelacht. Die Tasche sei viel zu klein. Und um natürlich nun regelmäßig damit zu punkten, dass ich mit der Taschengröße genau richtig ausgestattet bin, werde ich zum wahren Packhelden und schaffe es, auch in die -zugegebenermaßen- recht kleine Sporttasche, alles zu packen, was notwendig ist. Und das sind eben im Winter auch Handschuhe. Bei so kleinen Händen, wie den meinen, sind die aber natürlich nicht so riesig und damit auch in der kleinen Sporttasche gut zu verstauen.

Taschenkrieg

Natürlich hatten aber alle recht… die Sporttasche ist zu klein. Ich frage mich auch immer öfter, wer sich eigentlich diese Größe ausgedacht hat und noch viel mehr, wer damit wirklich zu Sport geht, weil ihm die Tasche als passend vorkommt. Also nicht die Menschen, die die Tasche, so wie ich, ausschließlich deshalb gekauft haben, weil sie grün ist und ganz hübsch, und die jetzt -aus Trotz- damit zum Sport fahren. Die muß es ja schließlich auch geben! Nun ja. Zum rumtragen und natürlich für meinen minikleinen Kofferraum ist die Sporttasche passend und immerhin kriege ich ja auch wirklich alles rein. Bequemes packen sieht allerdings anders aus!

Hat jemand einen Tipp für eine Sporttasche mit ordentlicher Größe? Extra Schuhfach? Gerne auch weiteren Unterteilungen und zusätzlich vielleicht ebenfalls in einer hübschen Farbe?

Ich laufe in Begleitung des Power Rangers los, der nach einer Fußverletzung behauptet, dass er heute langsam unterwegs sein wird. Aha. Sein Langsam und mein Langsam sind natürlich zwei unterschiedliche Kategorien der Langsamkeit, aber wir starten gemeinsam. Immerhin. Auf dem ersten Kilometer macht der Power Ranger seine Lauf ABC Übungen und läuft auch mal rückwärts neben mir her, dann setzt er sich ab und teilt mit, dass ihm das wohl doch sehr viel zu langsam sei.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Hätte ich ihm natürlich auch gleich sagen können, aber die Jugend sollte ihre Erfahrungen selbst machen. Dann bleiben sie auch besser in Erinnerung. Und schon merke ich, wie altklug ich bin und überlege mir den nächsten Kilometer, wie ich diese Altklugheit finde und ob ich so sein möchte. Ob das cool ist und die Lebenserfahrung aus mir spricht, oder ob ich einfach zu einem Besserwisser werde, die ja bekanntlich nicht so beliebt sind. Und als meine Uhr zum dritten mal brummt, weil schon wieder ein Kilometer rum ist, blicke ich nach vorne, auf das weite Feld und sehe den Power Ranger immer noch vor mir herlaufen. Wenn es jetzt schon dunkel wäre, würde ich ihn nicht sehen. Ein großer Vorteil.

So viel schneller kann er also nicht unterwegs sein. Entweder hat ihn die Kraft verlassen, oder die Vernunft hat gesiegt? Oder schmerzt der Fuß womöglich wieder? Letzteres wäre die schlechteste Erklärung. Verletzungen sind wirklich total überflüssig. Immer den Power Ranger im Blick jogge ich also langsam, mit kleinen Schritten und wahnsinnig aufrecht, weiter. Ich habe mir vorgenommen bis zu einem bestimmten Punkt durchzulaufen und das ist so stark in meinem Kopf, dass ich selbst noch dann weiterlaufe, als mir mein rechter Fuß langsam, aber deutlich wahrnehmbar, einschläft. Dafür ist jetzt wirklich die blödeste Gelegenheit. Vor allem, wo es noch nicht mal dunkel ist!

Das ist ja noch nie passiert.

Ich beschließe die Sache erst mal zu ignorieren und mit den Zehen zu wackeln, während ich weiterlaufe. Immerhin ist es ja jetzt wirklich total unpassend und ich wüsste auch keinen Grund, warum nun auf einmal der Fuß einschlafen sollte. Ich habe zwar seit ein paar Wochen, im Grunde, seit dem die Laufstrecken immer länger und die Walkingeinheiten immer kürzer werden, Empfindungsstörungen im rechten Oberschenkel, aber einen Zusammenhang erkenne ich nicht. Dieser müde Fuß liegt sicher an der Schuhschnürung! Denn im Schuh ist es ja eh immer dunkel, der Fuß kennt den Unterschied also sicher nicht.

Anfängerfehler.

Genau, wie die Tatsache, dass ich die hübsche grüne Sporttasche übrigens bis zum Beginn meiner Umziehaktion im Autokofferraum stehen hatte und deshalb in eine eiskalte Sporthose schlüpfen durfte. Na ja. Ich halte also notgedrungen an und mache mal den Schuh auf. Der Fuß lässt sich schnell aufwecken und im Grunde sind nach wenigen Sekunden auch wieder alle Nerven wach. Ich erinnere mich dunkel an verschiedene Schnürtechniken, die ich mal in einer Laufzeitschrift gesehen habe, und fädle die Schnürsenkel anders ein Vielleicht bringt das was.

So eine Laufzeitung druckt diese Fädelwissenschaft ja nicht ohne Grund ab! Tatsächlich hilft das Rumgefädel und den nächsten Kilometer kann ich mit zwei wachen Füßen laufen. Es geht leicht Berg an und ich mache extra kleine Schritte. Also noch kleinere, als die ganze Zeit. Den Power Ranger habe ich durch die Umfädelei nun auch aus meinem Blickfeld verloren. Aber da ich den Weg kenne und man auf dem Feld sowieso weit schauen kann, ist das egal. Ich tippen also den Anstieg hoch und feier mich selbst, weil ich einfach weiter gejoggt bin.

Und so bin ich nach 5,5 Kilometern wieder zurück im Büro und merke erst im warmen, wie kalt es draußen wirklich ist. Aber natürlich hatte ich genug an und in meiner kleinen grünen Sporttasche war sogar noch ein zusätzliches Unterhemd, was ich gar nicht angezogen habe. Und gebraucht habe ich es auch nicht.