Ich fühle mich einfach super heute! Der beflügelte Lauf gestern und die Yoga Einheit haben mich kaum belastet und so habe ich für heute große Bewegungspläne. Ich will einen langen Lauf absolvieren. Es regnet nicht und auch von Schneeschauern ist im Moment nicht die Rede. Alles scheint perfekt. Mein Plan ist heute ein Lauf an den Main um mir ein Bild vom aktuellen Hochwasser zu machen. Während in Hessen ganze Städte von kleinen Bächen bereits überflutet werden, bin ich gespannt, wie es um den Mainpegel steht. Ich plane eine schöne große Laufrunde und will dann im Anschhluß noch ein Yoga Video von Mady Morrison machen. Das klingt nach einem guten Sonntag.

Es ist eiskalt heute. Viel kälter als gestern. Das ist ja wirklich fies. Zusätzlich zur Kälte ist es auch noch windig. Auch das finde ich fies. Ich laufe auf dem freien Feld und der Wind weht um meinen Kopf, als gäbe es etwas zu gewinnen, je kälter es wird. Wäre ich mit Mütze besser dran gewesen? Jetzt drehe ich aber auch nicht mehr um. Und schon gar nicht für eine Mütze! Ich trabe zum Fluß und sehe den deutlich erhöhten Mainpegel schon von weitem.

Da ist wirklich ordentlich Wasser im Main. Der Mainstrand ist weg. Bisher ist das Wasser zwar noch richtig weit vom Damm entfernt, aber wer weiß, wie lange das noch dauert? Hier unten ist es auf jeden Fall bitterkalt. Ich beschließe, dass ich diesen Lauf abkürze. Das ist eigentlich nicht so mein Ding. Ich bin ganz gut im Durchziehen. Aber es bringt auch nichts, wenn ich friere. Komisch, dass der Wind heute so viel anders ist, als gestern. Aber gut. Gestern war ich auch ausschließlich im Wald unterwegs. Trotz der Kälte ist hier unten am Main extrem viel los. Die Menschen sind dick eingemummelt, aber die frische Luft und sicher auch ein bisschen der Mainpegel, lockt sie nach draußen.

Ich biege ab. Es macht mir keinen Spaß durch die Menschen hindurch zu laufen. Mainpegel hin oder her. Zusätzlich fahren hier auch noch genügend Radfahrer rum und jeder möchte seinen Spaß haben. Mein heutiger Spaß liegt nicht hier am Mainufer, so viel ist mal klar.

Ich laufe durch die Stadt, die erfreulich leer ist und biege dann in den Wald ab. Das mache ich allerdings auch nur deshalb, weil es eine Abkürzung ist und hoffentlich etwas Wind abhält. Ich friere immer noch. Der Wind kriecht durch alle Ritzen. So unfit hab ich mich wirklich selten gefühlt. Statt also 14 oder 15 Kilometern, wie ich sie eigentlich vor hatte, laufe ich noch nicht mal 10 heute. Aber so ist das manchmal.

Außerdem ist die Distanz für mich eigentlich trotzdem ein Grund zum feiern. Es ist ja schließlich nicht so, als sei ich seit Jahren auf der Langstrecke unterwegs und hätte heute einen schlechten Tag. Vielmehr ist es der Fall, dass diese Distanzen für mich alles andere als normal und üblich sind. Da muß ich mit den Gedanken schon realistisch bleiben. Sowas gerät ja oft in Vergessenheit, wenn es dann alles gut läuft. Dann lässt sich sehr leicht vergessen, wo man so hergekommen ist. Ich versuche das einfach etwas präsent zu halten, damit ich mir keine Leistung vermiese.

Das wäre ja noch schöner, wenn ich jetzt die Perspektive wechsle und auf einmal 10km nichts Besonderes mehr wären. Das wird nicht passieren, hoffe ich zumindest. Ich weiß noch recht genau, wie es war, als nicht mal 500m am Stück laufen möglich waren. Weder von der Lunge her, noch vom Knie. Da muß man jetzt auch nicht ewig drauf rumhacken, als wäre es ein Wunder. Aber irgendwie ist es schon so, dass es ohne Training und dranbleiben nichts geworden wäre. Das muß man auch einfach klar sehen.

Mit der Yoga Einheit zu Hause taue ich übrigens richtig schnell wieder auf!