Urlaubsreif bin ich gefühlt seit vielen Monaten, oder eben auch einfach gar nicht. Ich freue mich auf den Tapetenwechsel und finde es auch ganz cool nicht zu arbeiten, aber ich bin nicht auf dem Zahnfleisch gegangen. Ich glaube vor allem deshalb, weil ich meinen Job ziemlich toll finde und meine Kollegen mag. Das hilft auch stressige Situationen gut wegzustecken. Dann kommt einem die Welt gar nicht so stressig vor. Und dank Homeoffice spare ich mir ja erfreulicherweise auch weitgehend die zeitfressende Autofahrerei. In den Urlaub sind der Zeugwart und ich natürlich trotzdem gefahren. Wir wussten nicht, wie die Coronaregeln so sein werden, also hat es uns in den Schwarzwald verschlagen. 

Weit genug vom Rhein-Main-Gebiet entfernt, dass man von einem absoluten Tapetenwechsel schreiben kann. Andere Eindrücke den ganzen Tag. Der große Schwarzwaldhof, den wir gemietet haben, bietet ausreichend Platz für alle sportlichen Pläne, die mit uns angereist sind. Einziges Manko ist die kaputte Waschmaschine, die uns zur Handwäsche verdonnert. Aber auch das gehört zum Tapetenwechsel, ganz klar. 

Ansonsten sind unsere Räder, die Yogamatten, die Laufschuhe und Wandersachen hervorragend untergekommen. 

Für heute ist Regen gemeldet und tatsächlich gibt’s vom Aufstehen bis zum Frühstück schon einige Schauer. Unsere Wanderung durch eine der Schluchten schieben wir auf. Wie das mit plötzlichen starken Regenfällen in einer Schlucht so ist, das wollen wir nicht herausfinden. Ich denke aber, im Wald ist das mit dem Regen ziemlich wurscht. Außerdem habe ich ja extra meine Trailrunning Schuhe mitgenommen. Die zeichnen sich ausschließlich durch entsprechendes Profil aus. Wasserdicht oder wenigstens wasserabweisend ist das Material der Schuhe nicht. Wer baut sowas als explizite Trailschuhe? Diese hier für das Trailrunning* sind wenigstens wasserabweisend. Über diese Unterschiede habe ich mich ja bereits öfter gewundert. 

Titisee Rundweg

Ich will heute einen Wanderpfad entlang laufen. Ein Teil des Titisee Rundwegs, der im Hochschwarzwald Höhenklimaregionswanderführer beschrieben ist. Ich beginne zwar weder am Kurhaus, noch umrunde ich den Titisee, aber den Teil durch den Bärenwald und über die Bruderhaldenhöhe den will ich heute laufen. Ich nehme mir meine Regenjacke mit. Allerdings nur deshalb, weil ich in meiner Laufweste dafür Platz habe. Dass es so heftig regnet, dass es sich lohnen wird sie anzuziehen, das glaube ich nicht. Ich bin ja außerdem nicht aus Zucker und garantiert sowieso geschwitzt. Immerhin geht es nur die ersten paar Kilometer auf Asphalt entlang und dann noch mal gute 600 Meter zum Schluss. Der Rest ist kreuz und quer am Berg im Wald. 

Mein Weg zum Strandbad-Parkplatz findet im leichten Nieselregen statt. Wirklich kaum erwähnenswert, weil ich meine Kontaktlinsen trage. Mit Brille sähe meine Einschätzung garantiert ganz anders aus. Komplett anders. Für die Kontaktlinsen ist die Feuchtigkeit sogar ganz angenehm. Am Strandbad-Parkplatz biete ich in den Bruggerwald ab und lasse die Wassertretstelle links liegen. Die liegt auf einer Lichtung und weil es gerade etwas stärker regnet, reicht mir die Betrachtung von weitem. Der Weg ist gut mit Tannennadeln gepolstert und führt durch den wirklich sehr hübschen, dichten Bruggerwald in Richtung Eisweiher. 

Eisweiher

Alle Schilder deuten darauf hin, dass der Eisweiher genau hier sein soll, allerdings sehe ich nur eine große Lichtung. Einen mit Wasser gefüllten Weiher sehe ich nicht. Mittlerweile hat der Regen wieder aufgehört und ich laufe weiter Richtung Hinterzarten. Wie ein richtiger Trailrunner biege ich dann Bergauf ab. Ein verwurzelter Pfad führt mich zum Bühlberg rauf und es geht wirklich immer nur hoch. Ich wechsle zwischen springen, hüpfen, traben und schnellem gehen. Der Weg ist teilweise durch die nassen Wurzeln glitschig, teilweise super zu traben und große Steine erfordern auch mal größere Schritte. Kleine Trailläufer springen dann offensichtlich.

Da meine Schuhe, wie ja schon erwähnt, nicht wasserdicht und noch nicht mal wasserabweisend sind, habe ich längst nasse Socken. Erfreulicherweise stört mich das nicht sonderlich, aber ich weiß, was meine nächsten Trailschuhe für Merkmale haben. Da mache ich dann keine Kompromisse und es gibt keine Diskussionen von wegen Belüftung oder sowas. Sie sind wasserdicht und fertig. Ich werde auch ausschließlich solche Probe laufen. Für den aktuellen Lauf bringt mir das allerdings nichts. Das Bankenhansenkreuz liegt friedlich mit Blick über die Wälder da und der Regen hat etwas nachgelassen. Laut Wanderführer soll ich hier die Sonne genießen. Gut, aktuell steht das eher nicht an. Für mich geht es weiter durch den Bärenwald und an der Bruderhaldenhöhe vorbei zur Bankenhöhe. Immer weiter Berg an. Das klappt wirklich ganz hervorragend und ich freue mich über jeden Schritt und den hübschen Wald mit seinen großen und kleinen Wegen. 

Bankenhof

Durch Gatter und Kuhweiden laufe ich dann den Hasselschachem hinunter in Richtung Hofkapelle Bankenhof und der Asphalt hat mich wieder. Jetzt regnet es auch wieder so richtig und zwar genau, bis ich mir daheim in „unserem“ Hof die Yogamatte ausgerollt habe. Dann kommt die Sonne raus. Natürlich. Bei meinem anschließenden 30 Minuten langem Dehnprogramm kitzelt mich je nach Ausgangslage die Sonne ganz schön an der Nase. Ich glaube den großen Regen haben wir gut hinter uns gebracht. Meine nassen Laufschuhe stelle ich mal an die Heizung und hoffe das Beste.