Der Zeugwart hat bei uns in vielen Kategorien die Nase vorn. Natürlich im Bereich Räder, Laufschuhe, Neos, Uhren, Computer und sonstigem Triathlon Zubehör, aber eben auch in Sporternährung. Leider verbrauchen wir meist weniger von dem Ernähungszeug, als wir horten. Und das führt zu einer regelrechten Sammlung von zum Beispiel Gels, die ich zumindest niemals aufessen werde. Gels sind ja eh nicht so meines. Bei der Durchsicht von unserem Gel Vorrat finde ich heute allerdings mehr zufällig ein Rock ’n‘ Roll Gel. Natürlich hat der Zeugwart das mal aus Amerika importiert, da bin ich sicher.

Wer allerdings hat sich diesen Geschmack ausgedacht? Ich bin noch nicht mal abgefüttert, den zu probieren. Also gesalzene Wassermelone klingt noch nicht mal so, dass man darauf Lust bekommt. Oder geht das nur mir so? Da heute ein virtueller Rock ’n‘ Roll Lauf statt findet, denn die Serie hat, genau wie Ironman, eine virtuelle Veranstaltungsreihe aus dem Coronakrisen-Boden gestampft, schnappe ich mir das Gel aber. Damit machen wir heute ein Foto! Jeder richtige und jeder Möchtegern Prominente hält ja derzeit seine Schuhe in die Kamera, aber ein abgelaufenes Gel, sicherlich nicht. Warum auch?

Irgendwie glaube ich aber, dass das gut zu meinem heutigen Lauftraining passen wird. Immerhin liest sich das auch ziemlich nach Rock ’n‘ Roll, was Coach Amy von Garmin sich für heute ausgedacht hat. Das Ziel meines 12 Wochen Trainingsplans ist ja ein 5km Lauf am Stück. Es geht dabei lediglich darum, die Distanz durch zu joggen.  Von einem Zeitfenster ist keine Rede. Der Plan dreht sich um die Distanz und die Begrifflichkeit „am Stück“. Die 12 Wochen sind am 1. August rum. Das ist also der Tag der Tage auf den hingearbeitet wird. Heute steht auf dem Plan ein Lauf über 4,02km.

Das liest sich doch so, als wäre es fast schon soweit. Dabei ist der 1. August ja noch ein paar Wochen weit hin. Aber vielleicht geht es auch darum, diese längeren Strecken nun mehr in den Plan aufzunehmen? So dass sich der Athlet, also ich, sich nicht zu sehr für die finalen 5 quälen muß? Für die 4km habe ich mir eine Wendepunktstecke ausgesucht. Mit dem Einlaufen ist es immer etwas schwierig abzuschätzen, wie weit man kommt und ich will dann auch nicht nach dem Ausgehen einfach irgendwo rumstehen und noch zurück müssen. Ich empfinde die Durchlauf-Strecken nämlich durchweg als anstrengend.

Deshalb walke ich auch immer aus. Das heißt, ich bin nach wie vor beim eingehen und ausgehen. Nicht, wie es Garmin auch immer schon schreibt beim langsamen auslaufen. Ich gehe. Die Laufintervalle sind schon anstrengend genug. Vor allem die heutige Stecke. Purer Rock ’n‘ Roll, da bin ich sicher. Ich laufe etwas zu flott los, aber da die Strecke erst leicht hoch und dann, weil ja Wendepunkt, wieder leicht runter geht, glaube ich, dass ich es einfach so durchziehe. Im Wald steht heute die Luft. Im Gegensatz zum Feld, wo ein laues Lüftchen weht, aber die Sonne prall draufknallt, gibt’s keine Luftbewegungen im Wald. Dafür nur drückende Schwüle.

Passt irgendwie zum Rock ’n‘ Roll, denn die Marathonserie verbinde ich immer mit warmen Orten. Eine der großen Veranstaltungen rennt ja über den Strip in Las Vegas zum Beispiel. Die Stadt, die nie schläft und die aber auch nie kühle Luft hat. Außer natürlich in den Casinos und Hotels. Da braucht man, dank verrückter Klimaanlageneinstellungen, immer eine Jacke. Das längst abgelaufene Gel aus einer anderen Zeit, habe ich in meiner Tasche. Ich habe natürlich nicht vor es zu nehmen! Obwohl das Ablaufdatum dem Zucker in der Gestüte natürlich total egal ist. Schmeckt wahrscheinlich genauso schlecht, wie ich es mir vorstelle, egal ob abgelaufen, oder eben nicht.

4km sind ganz schön lang. Hätte ich gar nicht gedacht. Obwohl ich natürlich mittlerweile wieder ein recht geübter Läufer bin. Allerdings natürlich noch in den viel kürzeren Distanzen. Dieser Trainingsplan verlängert die Distanz ja erst. Und damit auch meinen Bewegungsradius. Wo mir sonst oft einfach nur die Feldrunde gereicht hat, weil man walkend eben nicht so weit kommt, wenn man ähnlich lange, wie laufend unterwegs ist, muß ich jetzt umdenken. Weiter denken, um genau zu sein. Die Feldrunde muß ich mittlerweile doppelt und dreifach laufen, wenn ich die Distanzen umsetzen möchte, die im Plan stehen. Und das ist ja wie Stadionrunden laufen. Das gefällt mir nicht so gut.

Ich laufe, weil ich den Kopf frei bekommen möchte und dafür ist es für mich auch wichtig, dass ich Abwechslung bekomme. Mal im Wald, mal durchs Dorf, mal durch die Felder. Ich bin früher die langen Läufe auch in die anderen Stadtteile gelaufen oder in Richtung Frankfurt. Früher. Das ist lange her. Die 4km vergehen wie im Flug, bei den Gedanken heute. Die letzten Meter sind trotzdem sehr anstrengend. Ich schiebe es auf die Temperatur und den Rock ’n‘ Roll, obwohl ich mich heute noch nicht mal für eine virtuelle Distanz qualifiziert habe. Die 4km zählen nicht. Ich hätte mindestens 6 auf die Uhr bringen müssen, glaube ich.

Egal. Ich bin die 4km durchgejoggt. Am Stück. Nicht, als wäre nichts gewesen, aber durchaus so, dass es ausbaufähig ist und kein total Krampf war. Und dank des guten Trainings bisher schaffe ich sogar noch das absolute Influencer Foto mit dem jahrelang abgelaufenen Gel und dem unverändert motivierenden Rock ’n‘ Roll Aufdruck. Für meinen Start bei so einem Lauf spielt mir Corona ja regelrecht in die Karten. Derzeit gibt es solche Veranstaltungen ja nicht, aber vielleicht gibt es sie wieder, wenn ich fit genug bin, daran teilzunehmen. Dann aber vielleicht ohne abgelaufenes Gel. Ich bin ja mehr der Weingummi- Esser. Zumindest auf dem Rad.