Als Partner des Frankfurt Marathons gibt sich BMW wirklich allerlei Mühe und so organisieren einige Sponsoren zusammen in der Niederlassung auf der Hanauer Landstrasse in Frankfurt einen Expertentalk.
Ich bin naiv und so dachte ich, dass da viel Lärm um nichts gemacht wird… aber die Teamchefin ordnete an, dass wir Interesse haben und so meldete ich den Zeugwart und mich ebenfalls an.
Geordnet wurden der Zeugwart, die Teamchefin und ich heute vorstellig. Schon die Anreise war extrem professionell organisiert… ich wurde von freundlichen BMW Mitarbeiterinnen in die Tiefgarage eingewiesen und dann auf einer Teilnehmerliste abgehakt. Gut, dass wir angemeldet waren… es war die Hölle los.
Nicht nur eine beträchtliche Anzahl von Stühlen, sondern auch eine Bar mit kühlen Getränken und ein Pasta Party Buffett waren aufgebaut. Nachdem wir kurz den Tag revue passieren ließen nahmen wir uns noch einen Schwung Getränke und setzen uns hin. Nicht zu weit vorne, beim Thema Motivation und Sportpsychologie rechnete die Teamchefin nämlich mit Publikumsbeteiligung, und nicht zu weit hinten.
Ein bekanntes Superstar-such-Gesicht führt uns durch den Abend. Marco Schreyl ist mittlerweile selbst unter die Läufer gegangen und hat von Anfangs 12Minuten nun mittlerweile eine Zeitspanne von 40Minuten laufens erreicht. Respekt. Der letzte BMW Expertentalk hätte ihn so motiviert. Na dann.
Meine Erwartungshaltung wächst.
Marco stellt uns Herrn Magdon vor. Er ist der Chef des Neuwagenverkaufs und erklärt uns, dass der Frankfurt Marathon und BMW vieles gemeinsam haben. Irgendwie höre ich aus der Fülle an Wörtern allerdings doch nicht wirklich raus, was es denn ist und bin auf die Zuarbeit der Teamchefin angewiesen, die das Wort „Dynamik“ eindeutig gehört hat. Gut, das paßt schon. Stimmt.
Nach einem kurzen Rechenexemple über einen 400m Lauf bei dem man die letzten 50m Gas gibt um dann am Schluß bei 450m noch mal alles rauszuholen, wird uns Jo Schindler vorgestellt. Der Renndirektor vom Frankfurt Marathon ist nach eigener Aussage „sehr happy“, dass er den Weltrekord Halter im Marathon Patrick Makau verpflichtet hat. Sofort freuen wir uns mit ihm und ich bin sehr froh, dass er nicht auf den Gedanken gekommen ist, mich zu verpflichten. Frei von der Leber weg berichtet Herr Schindler, dass ihm zwischendurch immer mal wieder das Geld ausgeht und er dann einfach weitermacht und sich dann eine Lösung findet. Schön, wenn’s immer so klappt.
Die Hauptperson des Abends ist Sportpsychologe Joachim Lask. Seine Stimme kenne ich und damit oute ich mich sofort, dass HR1 ab und an zu meinem Hörrepertoir im Radio gehört. Aber wirklich nur ganz selten! Ehrlich.
Mit einem Trick, an dem ich immer noch überlege, bringt er seine komplette Hörerschaft erst mal in seinen Bann. Wir stehen auf und bekommen die Anweisung unsere Füße auf dem Boden nicht zu bewegen. Dann strecken wir eine Hand frontal aus und drehen unseren Körper soweit wir können, Joachim Lask übernimmt keine Verantwortung, fordert uns aber trotzdem auf, bis zum äußersten zu gehen. Der Punkt auf den die Hand zeigt, wird gemerkt.
Meine Hand zeigt auf den Stromverteilerkasten.
Dann schließen wir die Augen und stellen uns einen Punkt vor, der weiter „rum“ liegt als der auf den wir eben gezeigt haben. Bei mir ist das ein Schaufenster.
Und jetzt probieren wir es noch mal. Hinstellen, drehen und tatsächlich… ich zeige auf das Schaufenster, obwohl meine Flexibilität ja eben bei dem Stromverteilerkasten schon am absoluten Endpunkt war. Verrückt. Das ist doch wirklich irgendein Trick!
Eine Publikumsnachfrage in den vorderen Reihen kommentierte den Erfolg mit „ich hab mir da kaum Gedanken dran verschwendet und schupps bin ich auf einmal einen halben Meter weiter gekommen“… hi hi. Es ist also fast eine Eule die hier mitzuhört. Herrlich.
Joachim Lask beschreibt uns, wie wir psychologische Knackpunkte vor dem Start in den Griff kriegen und dass gute Gedanken in Grenzsituationen Wunder bewirken können. Man kann so dem heranstürmenden Hammermann oder den Schweinehundauftritt oftmals wesentlich besser begegnen. Vielen helfen Motivationssätze wie der einer Zuhörerin „Ich will siegen“. Denn wer nicht siegen möchte, hat eigentlich schon verloren.
Seine Beschreibung von Mentaltraining im Sport gefällt mir gut. Joachim Lask sagt, es sei Sport ohne Bewegung. Ein Sportler, der mit Mentaltraining arbeitet, geht den ganzen Wettkampf Bewegung für Bewegung durch, visualisiert jeden Schritt, stellt sich Eindrücke und Gerüche vor und packt sich im Kopf so ein perfektes Abbild des Wettkampfes zusammen. Er hat bereits beobachtet, dass Hürdenläufer in einem Test für den visualisierten Wettkampf genauso lange gebraucht haben, wie für den richtigen Lauf. Das ist schon irre.
Nicht nur den Wettkampf durchvisuallisieren, sondern sich auch bereits vor dem Start ein genaues Bild vom Ziel zu erschaffen kann oftmals helfen, sagt Herr Lask. Er zum Beispiel stellt in das Ziel eines Marathonlaufes immer die Bürgermeisterin seines Ortes und eine Kindergartengruppe. Natürlich nur visuell… und das hilft ihm dann. Er ruft sich dieses Bild immer auf, wenn er sich an die Nase packt… das ist für ihn der Schlüssel, der diese Tür öffnet.
Spannend. Ehrlich. Ich kann mir das gar nicht vorstellen… werde der Sache aber mal eine Chance geben und mir auch sowas überlegen.
Direkt hinter uns sitzt übrigens Sören Kah. Er ist der derzeit schnellste deutsche Marathonläufer und startet dieses Jahr auch in Frankfurt. Und obwohl er im letzten Jahr auch mitgelaufen ist, hat er den Mann mit dem Hammer nicht getroffen. Da sieht man es mal wieder, die Leute sind einfach zu schnell um die wesentlichen Streckenmerkmale zu bemerken. Immerhin steht der Mann mit dem Hammer in Frankfurt kurz ehe man in das Ziel in der Festhalle einbiegt und ist eigentlich kaum zu übersehen. Hi hi. In Frankfurt möchte Sören dieses Jahr eine Zeit von 2:13:xx Stunden laufen. Einfach wahnsinn.
der derzeit schnellste Marathonläufer Deutschlands
Joachim Lask fordert die ersten beiden Reihen an einem Experiment teilzunehmen. Ich bin der Teamchefin spontan dankbar, dass sie uns diesen Platz ausgewählt hat. Das war ziemlich genial.
Die Experimentteilnehmer sollen sich in Paaren aufstellen und ausgeteilte Bleistifte mit dem Finger in zwei Teile hauen. Maro Schreyl muß bzw. darf als erster ran und haut ganz leicht. Das wäre die Angst, dass es weh tun wird, sagt der Psychologe daraufhin. Er soll im Wissen, dass es weh tun wird, einfach mal zuhauen und als er das macht, bricht der Bleistift in zwei Hälften. Toll.
Dadurch dass man das weh tun gestattet, weil es ja sowieso weh tun wird, egal ob man es wil oder nicht, wird die Sache einfacher.
Bei einem Ziel beim Laufen muß das Ziel eben so stark sein, dass es sich lohnt. Die klare Zielvisualisierung ist dabei total wichtig. Also genau wie Herr Lask werde ich mir zukünftig nicht nur ein Motto, sondern gleich auch noch eine Zielvisualisierung basteln. Die Schmerzen kann er uns zwar nicht damit nehmen, obwoh ich das ganz schön fänd, aber er macht es uns trotzdem einfacher, so seine Behauptung. Ich finde es klingt plausibel, denn ich hab bereits viele Sportler berichten hören, dass sie sich Mantras, Mottos oder Zielvisualisierungen aufrufen, wenn sie Wettkämpfe machen. Ich hab nur das Richtige für mich noch nicht gefunden… offensichtlich.
Maro Schreyl beschließt den Abend mit den Worten „und wenn es bei Km37 schwer wird, bin ich ja da“, denn er steht wohl in Frankfurt an der Strecke mit einem Stimmungsstand. Das macht ihn sehr sympathisch und ich kann in einige dadurch beruhigte Gesichter blicken. Als er noch erwähnt, dass er den meisten Spaß daran hat, wenn wir Spaß daran haben ins Ziel zu laufen finden wir alle, dass er einen sehr guten Abschluß des Abends gefunden hat.
Wir werden alle noch zur Pastaparty eingeladen und stürmen das Buffett. Die Nudeln schmecken wirklich lecker!
Der nächste BMW Expertentalk findet übrigens am 26. September mit Dieter Baumann statt und erfordert wieder eine Anmeldung.