Ich soll gestern laufen gehen, aber das schaffe ich nicht. Ich komme heim, als es bereits dunkel ist und dann ist die Erinnerung an das Frieren auf dem Rad noch zu frisch, als dass ich gleich wieder raus wollte. Also gehe ich heute laufen, heute habe ich nämlich Ruhetag. Also einfach mal flott vertauscht, Ruhe gegen Laufen und gestern einfach umgekehrt. Das wird ok sein, denke ich. Der Trainer rechnet wahrscheinlich sowieso nicht mit der 100% igen Durchführung des Wochenpensums, dass er aufschreibt. Hoffe ich. Ansonsten würde ich ihn ja immer mal wieder entäuschen, das möchte ich natürlich auch nicht. Aber es bleibt höchstwahrscheinlich sowieso nicht aus.
Heute früh wird es gerade hell, als ich mich mit der Temperatur auseinandersetze um passend gekleidet laufen zu gehen. Bei 5°C bin ich mir allerdings nicht sicher, ob ich die passende Kleidung einfach so parat habe. Ich war schon länger nicht mehr im Kühlen laufen. Im letzten Winter ging es ja wegen Unfallfolgen nicht, im Winter davor erst recht nicht, da hatte ich ja noch mit den Zähnen und dem Kiefer zu kämpfen und davor war auch ein Winter, der allerdings durch alles nachfolgende überschattet wird. Ich greife deshalb zur langen Hose, einem langärmeligen Laufshirt und einer dünnen Laufjacke. Die Laufjacke hat außerdem Fingerüberzieher oder Handschlaufen, oder wie der vermeindliche Fachbegriff dafür auch immer sein mag.
Ich laufe los, als der Zeugwart kurz davor ist zur Arbeit zu fahren. Mein Plan sagt heute, ich soll 50Minuten laufen und alle 10Minuten einen 100 Meter Sprint einlegen. Das klingt anstrengend… 100m können ganz schön lange sein. Bei Kilometer 1,5 holt der Zeugwart mich ein und ich bin noch locker flockig dabei. Ich laufe mit einem Schnitt von 6:20min/km, was eine unfassbare Geschwindigkeit ist, für diese Tageszeit und für mich generell natürlich auch. Das war mal Wettkampftempo und jetzt laufe ich es so im normal-locker-Modus. Befremdlich. Der Zeugwart hupt mich an und ruft mir noch einige gute Wünsche für den Lauf zu… dann ist er um die nächste Kurve und ich bin wieder alleine mit dem Tempo.
Der Altweibersommer sieht heute wirklich sehr hübsch aus. Ich biege deshalb ab und laufe durch die Felder und den Wald. So früh am Morgen bin ich gerne auf den Feldern unterwegs, im Wald begegnen mir dann doch öfter mal Tiere und das muß nicht sein. Ich will ja auch nicht, dass jemand früh, wenn ich gerade wach werde durch mein Wohnzimmer stiefelt. Also eher die Felder… und überall sah es so aus, wie es in diesem Bild zu sehen ist. Echt klasse.
Meine Sprints sind länger als 100m. Das sagt mir der Zeugwart als ich ihm später erzähle, wie weit ich immer „von da bis da“ gerannt bin. Nun gut. Ob jetzt 100m oder 200m wird den Kohl nicht fett und den Trainer nicht traurig machen. Hoffe ich.
Ich bin nach 45 Minuten wieder daheim und fühle mich großartig. Es ist zwar noch immer ordentlich frisch, aber nach der warmen Dusche und einem ordentlich Schluck zu trinken, fahre ich mit bester Laune zur Arbeit. Ich muß einfach öfter morgens laufen gehen… das ist wirklich sehr motivierend!
