Laufen mitten am Tag ist einfach das Beste. In der Mittagspause, oder am Nachmittag, wenn man so ein richtiges Tief hat, hilft ein Lauf nicht nur auf andere Gedanken zu kommen. So ein Lauf ist auch geistesfrischend. Nicht, dass es darauf besonders ankommt, es ist ja nicht so, als würde ich mich um großartige wissenschaftliche Errungenschaften kümmern, dennoch lassen sich schwierige Themen viel einfach betrachten, wenn der Kopf einmal auf andere Gedanken gekommen ist.

Italien

Überhaupt besteht die Arbeitswelt ja hauptsächlich aus Gedanken. Der Kopf hat, zumindest in meinem Beruf, deutlich mehr zu tun, als z.B. meine Beine. Ich sitze nämlich die ganze Zeit. Außer, jemand hat eine Frage und ich laufe dafür an einen anderen Schreibtisch. Das passiert häufig, aber natürlich längst nicht häufig genug, damit ich es als wirkliche Bewegung ansehen könnte. Heute früh bin ich richtig zeitig zum Flughafen gefahren und der Fahrer hat mir selbstsicher erklärt, dass er auch schon mal in Nizza war. Er liebe Italien und besonders die vielen Nudeln, die die Italiener in Nizza servierten, haben es ihm angetan.

Ich spare mir die Aufklärung…

Manchmal ist es einfach netter, den Mund zu halten. Und ich glaube auch nicht, dass der Herr es sich wirklich merken würde, weil er nämlich einfach nur so etwas zu seinen Fahrgästen sagt. Davon bin ich überzeugt. es ist mir recht, solange wir sicher am Flughafen ankommen. Und im Flieger setze ich mich ziemlich weit nach hinten, wo keiner nach Nizza fliegen möchte, und schlafe sofort ein. Wenigstens die Zeit ist nicht verloren. Schlafen kann man schließlich nie zu viel, das ist mal sicher.

Gut überlegt

Erfreulicherweise habe ich die Arbeit heute in Nizza perfekt getaktet. Wo ein Wille ist, klappt es eben auch mit dem Laufen. Wir haben heute viele Themen und die habe ich zeitlich so angeordnet, dass es am Nachmittag für mich ein bisschen zeitlichen Puffer gibt. Da will ich ins Hotel einchecken und auch gleich meinen Lauf einbauen. Pfiffig, oder? Bis zum nächsten Termin bin ich dann nämlich wieder zurück im Büro. Gut geplant ist halb gewonnen. Ich hoffe, der Plan geht auf.

Der Check – in geht super flott und im Hotelzimmer angekommen, sortiere ich meine Tasche blitzschnell aus. Ich habe sie gestern ja mit entsprechendem System gepackt, weil ich den Lauf heute am Meer im Sonnenschein geplant hatte. Ich ziehe mich also flott um und die Rezeptionistin ist ziemlich überrascht, dass ich schon wieder da bin. Die Uhr findet super flott GPS und zack bin ich auf dem Weg zum Wasser. Ich laufe am Yachthafen vorbei und um die nächste Ecke. Von hier hat man einen großartigen Blick auf die Stadt und auf die endlos scheinende Promenade.

Und zum ersten Mal in den mittlerweile über 6 Jahren, die ich mittlerweile regelmäßig in Nizza arbeite, betrete ich auch den Strand, bei Helligkeit. Oben essen, habe ich schon gemacht und nach Feierabend, wenn die Sonne bereits lange untergegangen war, bin ich auch schon hier gewesen. Heute ist es hell, sonnig und der Strand bietet sich förmlich an. Es wäre total bescheuert, nicht runter zu tapsen. Die Treppe mit ihrem hübschen Geländer, nutze ich gleich für ein Treppentraining, weil man ja eben die Möglichkeiten, die sich bieten, auch gleich nutzen kann. Coole Gedanken.

Der Strandabschnitt hier ist total steinig. Hier bekomme ich auf keinen Fall Sand in die Schuhe! Ich überlege mir auf dem Rückweg, wie ich das Personalgespräch, was später noch ansteht, am Besten angehe und wie ich die Kritikpunkte so rüberbringe, dass sie nicht zu hart, aber trotzdem als Kritik wahrgenommen werden. Und wie ich die Weiterentwicklung des Mitarbeiters anstelle. Für solchen Gedanken ist ein Lauf perfekt. Manchmal muß ich gar nicht bewusst drüber nachdenken, und trotzdem gibt’s am Ende die Lösung in meinem Kopf.

Im Hotel dusche ich flott und bin dann wieder zurück auf dem Weg ins Büro. Bis zum nächste Termin ist noch viel Zeit und so freue ich mich umso mehr, dass ich den Strand bei Licht gesehen und diesen Lauf gemacht habe. Das war einfach prima. Und auch ohne den Lauf heute hätten wir heute Abend bis um 20:30h im Büro gesessen… und dann noch mal laufen gehen? Ich glaube, das hätte ich dann nicht gemacht. So war das einfach perfekt.