Auf dem Trainingsplan vom Zeugwart stehen immer ganz spektakuläre Einheiten drauf. Sein Trainer hat anscheinend wirklich Großes mit ihm vor. Muss ja so sein, weil es ansonsten mit dem Training auch keinen Sinn machen würde. Also wie auch immer muß der Zeugwart heute laufen, und ich ebenfalls. Also habe ich -warum auch immer- die wahnwitzige Idee gemeinsam zu laufen. Im Grunde kein Problem, aber der Zeugwart soll eine Stunde lang laufen und ich nur 3,2km. Das ist ja schon ein deutlicher Unterschied!

Von der Geschwindigkeit her sind wir uns allerdings nicht so unähnlich. Natürlich kann ich die Geschwindigkeit nicht so lange halten, wie der Zeugwart, da ist schon ein Unterschied, aber über 3-4km kann ich gleich schnell laufen, wie er. Und da ich heute nur die 3,2km auf dem Plan habe, passt das doch ganz gut. Wir ziehen uns also nach Feierabend um und laufen gemeinsam los. Die Sonne hat die Welt heute nicht so sehr aufgeheizt, wie in den letzten Tagen. Eine perfekte Temperatur zum Laufen. Wir traben gemeinsam los. Die Idee hinter unserem Training ist klar.

Wir laufen gemeinsam 3,2km, dann läuft der Zeugwart weiter, bis er 30 Minuten voll hat. Ich drehe um, und spaziere zurück. Wenn der Zeugwart mich wieder eingeholt hat, laufen wir wieder gemeinsam heim. Ein ziemlich ausgefuchster Trainingsablaufplan, wie ich finde. So machen wir nämlich gemeinsam Sport, aber eben jeder so gut, wie er kann. Ob das so klappt? Wir werden sehen. Ich bin gespannt, wie fit ich das Training durchziehen kann, denn von gestern bin ich schon noch sehr geschafft. Und zusätzlich hatte ich heute einen Bürotag vor Ort und dazu kommt dann ja immer eine lange, unchristliche Autofahrt. Gerade das Auto fahren schlaucht, das merke ich immer wieder. Allerdings ist Bahnfahren ebenso anstrengend, weil ich es mich kolossal nervt. Nicht nur die Unpünktlichkeit, auch die Enge, der Geruch, die rücksichtslosen Zeitgenossen… Bahnfahren ist absolut unattraktiv.

Die Lauferei klappt ganz gut, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es wirklich sehr anstrengend ist. Aber mein Puls ist in einem guten Bereich und weil ich die Geschwindigkeit prima halten kann, besteht ja auch kein Grund langsamer zu laufen. Einfach deshalb, weil der Kopf das so denkt, ist ja keine Erklärung. Ich glaube, mein Kopf muß sich da einfach gewöhnen? Uns kommt eine erwachsene Frau auf einem Kinderfahrrad entgegen. Sie starrt uns an und fährt deshalb fast in uns rein… weil man eben immer dorthin fährt, wo man hin schaut. Das bringt man ja schon seinen Kindern bei. Aber das ist anscheinend noch nicht bei Allen angekommen.

Ich bin sauer. Wenn man nicht Rad fahren kann, ist das ja kein Problem und prima, wenn man es dann mal probiert. Aber wenn man Andere gefährdet… muß das dann sein? Nach einer Weile höre ich hinter uns ein Fahrrad und drehe mich um. Es ist die gleiche Erwachsene auf dem Kinderrad. Ich teile dem Zeugwart mit, dass ich ganz sicher vollständig eskaliere, wenn sie mich um- oder anfährt. Und dass ich mich schon vorher bei ihm für meine Eskalation entschuldige. Erfreulicherweise scheinen meine Gedanken eine Karmakugel um uns zu bilden. Es passiert nichts, die Frau hält Abstand.

Gut gemacht!

Wie ursprünglich geplant, läuft der Zeugwart weiter, während ich umdrehe und mir ein bisschen die Gegend ansehe. Ich mache ein paar schöne Aufnahmen und werde dann rund einen Kilometer vor zu Hause wieder vom Zeugwart eingesammelt. Wir traben gemeinsam nach Hause. Ich freue mich schon darauf, wenn wir irgendwann wieder ganz selbstverständlich eine Stunde gemeinsam laufen gehen können. Beim Garmin Trainingsplan mit der Coaching Funktion habe ich derzeit ein ganz gutes Gefühl. Training macht eben den Unterschied.