Der Jetlag hat zumindest meine Blase noch gut im Griff und so stehe ich um 4h auf um mal kurz auf die Toilette zu gehen. Weiterschlafen kann ich dann aber tatsächlich bis um 6:30h, was ein regelrechter Schlaferfolg ist, im Gegensatz zu den letzten Urlauben. Da hatte mich der Jetlag immer ein paar Tage im Griff und ich war um 4h tatsächlich hellwach. Ein Blick aus dem Fenster der Cowlitz River Lodge zeigt Nebel und Elks im Wald bzw. am Waldrand. Wir sind tatsächlich ziemlich naturnah untergebracht.

Nach einer wohntemperierten Dusche, ohne lästigen Temperaturwechsel geht’s in die Lobby zum amerikanischen Hot-Breakfast. Die Auswahl ist perfekt und so beginnt der Tag mit Bagels und Cream Cheese, Orangensaft, Scones, Waffeln, Müsli und Milch, Tee oder Kaffee. Hier ist wirklich für jeden was dabei. Nach dem Frühstück hat sich der Nebel dank intensiver Sonnenbestrahlung auch schon gut verzogen und bis wir für unseren heutigen Wandertrip angezogen sind, hat die Sonne die Gegend auch schon wieder wohltemperiert.

Höhenluft

Heute wollen wir hoch hinaus. Ich bin gespannt, wie meine Lunge sich in der Höhe so macht. Gestern war es schon recht anstrengend, auch wenn das lustige Murmeltier mich gut abgelenkt hat. Schnaufen musste ich trotzdem. Heute wollen wir den Sunrise Punkt anfahren. Der Zeugwart fährt, wie jeden Tag dieses Urlaubs und ich genieße die Landschaft. Die Wälder sind hier unheimlich dicht, wirklich urig. Jederzeit könnte hier ein Dinosaurier auftauchen, oder ein Elch oder ein Bär. Aber nichts taucht auf. Nur der Mt. Rainier ist regelmäßig durch die Bäume zu sehen. Diesmal allerdings von der nordöstlichen Seite. Der Berg hat allerdings keine wirklich hässliche Seite, so dass es egal ist, ob Nordosten oder Süden.

Claudi gives it a TRI - Trail

Auf dem Weg zum Sunrise Parkplatz halten wir an ein paar Stellen mit prima Aussicht, weil man ja nie weiß, ob es besser oder schlechter wird. Hier auf der Seite gibt es ein paar schöne Seen und mittlerweile sind wir auch ziemlich hoch, so dass die Bäume lichter werden. Der Ausblick ist der Wahnsinn. Nicht nur auf den Mount Rainier, der mit seinen Gletschern extrem hell leuchtet, sondern auch auf den Mount Adam, der etwas weiter im Süden am Horizont auftaucht. Direkt daneben, im Westen, könnte man den Mount St. Helens sehen, allerdings ist der gut versteckt hinter der Kaskadenkette und damit für uns heute unsichtbar. Ist allerdings auch ok, wir fahren ja morgen sowieso in die Richtung und schauen uns den Vulkan aus der Nähe an.

Gletscherblick

In Sunrise angekommen, packen wir den Rucksack und checken noch mal die Wanderkarte. Wir wollen einen Rundweg laufen, mit Ausblicken auf den Mount Rainier und die Kaskaden, außerdem soll es ein paar kleinere Seen geben und schöne Ausblicke über die anderen Berge. Wir haben herrliches Wetter und gute Sicht, so dass ich das mit dem Ausblick sofort glaube. Wie schon gestern, geht es auch heute gleich zu Beginn des Weges ordentlich hoch. Die ersten 100hm machen wir gefühlt auf dem ersten Kilometer Wanderweg. Ich habe das Gefühl, ich steige eine Treppe hoch. Der Hang vom Mount Rainier ist auf gleicher Höhe (aber natürlich sonnenabgewandt) massig mit  Schnee bedeckt, es gibt hier kaum Bäume oder Büsche und dafür massig Kleingetier. Die geschäftigsten sind Pika – Hamster. Zumindest sehen sie genauso aus, wie Hamster, nur größer, sind allerdings mit den Hasen verwandt. Sie sind herrlich anzusehen und zusätzlich extrem fotogen.

Der Blick auf die zahlreichen Gletscher ist beeindruckend. Wir treffen vollbepackte Wanderer, die mit großen Rucksäcken auf unserem Weg entgegen kommen, und erfahren, dass sie den Vulkan in 10 Tagen einmal umrunden wollen. Begonnen hat ihre Wanderung auf dem Wonderland Trail heute. Da kann man nur hoffen, dass die sich das gut überlegt haben. Immerhin gibt es hier allerlei Wildgetier, das Wetter soll in den nächsten Tagen schlechter werden und mittlerweile ist es abends auch schon frisch. Aber die Herren wirken entschlossen und freuen sich auf ihr Abenteuer.

Stille Riesen

Zurück am Parkplatz machen wir ein Picknick mit Blick auf den großen Vulkan und betrachten die Gletscherspalten. Wirklich beeindruckend und eine super Kulisse für ein Mittagessen. Zur Verdauung haben wir uns eine weitere Wanderung überlegt. In den Wald der Patriarchen soll es gehen. Hier gibt es uralte Zedern in beachtlicher Größe. Kein Vergleich zu den Sequoias oder Redwoods, aber für Zedern auf jeden Fall ordentlich groß gewachsen. Den Hain erreicht man über eine wackelige Hängebrücke, die über ein heute wenig gefülltes Flussbett führt. Die Vorstellung, dass es hier mal ordentlich gefüllt zugeht, ist beängstigend. Als wir zurück am Auto sind, beschließen wir noch eine Runde dranzuhängen. Hier soll es auch noch einen sehenswerten Wasserfall geben und weil ich noch kann, laufen wir gleich weiter.

Am Wasser entlang

Es geht immer nur Berg ab, was für den Rückweg auf ausschließlich Berg auf schließen läßt. Das wird dann sicherlich etwas langsamer gehen, nehme ich an. Aber wir warten es erst mal ab. Wir laufen neben einem Fluß entlang. Nicht sonderlich breit, aber mit ordentlich Wildwasser, vielen Steinen und Bäumen drin, was auf reissende Wassermassen schließen läßt, wenn das Flussbett gut gefüllt ist. Der Wasserfall ist schön anzusehen und das Becken, in dass er fällt, bietet Platz für wesentlich mehr Wasser, als im Moment fließt. Beeindruckende Vorstellung! Der Aufstieg klappt ganz gut, obwohl ich mich sehr anstrenge und im Gegensatz zum Zeugwart öfter mal ein Päuschen brauche. Wirklich erschreckend, dass ich vor nicht mal 4 Monaten topfit im Kraichgau gestartet bin und jetzt bei einer kleinen Wanderung Pausen brauche. Aber wunderbar, dass ich bereits in der Lage bin, überhaupt solche Wanderungen zu unternehmen. Man kann alles von verschiedenen Perspektiven betrachten… ich wähle gerne die, die sich positiv darstellt.

Nach unseren Wanderungen bin ich ziemlich fertig und froh, dass wir im Hotel vor dem Abendessen noch eine Pause zum ausruhen machen. Unfassbar, wie so ein bisschen wandern einen schlauchen kann!