Nachdem ich gestern mit den vielen Prüflingen bei der IHK fast in Zeitnot für die Prüfung gekommen wäre, bin ich heute noch zeitiger dran. Bei der anstehenden praktischen und mündlichen Prüfung, die heute statt findet, verspätet anzukommen, würde mich nur unnötig stressen. Da sitze ich lieber noch ein bisschen in der IHK rum und bin entspannt. So entspannt, wie man das eben einem Prüfungstag am Global Running Day sein kann. Allerdings fühle ich mich auch heute wieder gut vorbereitet. Den praktischen Teil bin ich mehrfach durchgegangen und auch fachlich sollte ein Gespräch kein Problem sein.

Wie so oft, bin ich allerdings auch heute wieder total naiv. Wer hätte das gedacht? Genau das, was geprüft wird, mache ich seit Jahren beruflich und habe wirklich viel Erfahrungen. Das Fachvokabular, was im pädagogischen Teil abgeprüft wird, habe ich natürlich lernen müssen. Genauso wie bestimmte Methoden, die ich sicher oft anwende, aber nie entsprechend benenne. Warum auch? Für mich ist schon immer das, was man tut wichtiger, als etwas benennen zu können, es aber nicht umzusetzen. Was bringt es mir, wenn jemand eine Regel kennt, sie aber nicht umsetzt? Fachbegriffe sind in bestimmten Bereichen wichtig, aber gerade im Feld der Pädagogik finde ich sie nicht kriegsentscheidend.

Einer Person etwas beizubringen beinhaltet Herzblut. Und es erfordert die Fähigkeit, sie dort abzuholen, wo sie steht und nicht mit falschen Voraussetzungen zu über- oder unterfordern. Ob es dafür Fachbegriffe gibt, ist für den Vorgang selbst nicht entscheidend. Zumindest nicht in meiner Welt. Die Prüfer am heutigen Prüfungstag sehen das anders. In meiner praktischen Prüfung bringe ich zu viel bei und erwähne nicht, dass Papier ein hochgefährlicher Werkstoff ist, an dem man sich schneiden kann. Ich halte mein Augenrollen zurück. Und als ich dann sogar ein paar Fachbegriff gut beschreiben kann, bekomme ich einen Punktabzug, weil ich nicht ganz genau den richtigen Wortlaut nenne.

Gib den Menschen eine Uniform oder eben einen Prüferjob… und sie verändern ihr Wesen.

Ich fasse es nicht. Den Hinweis zum Schluß, dass ich ja eigentlich alles hätte wissen müssen, weil ich im schriftlichen Teil ja sehr gut abgeschnitten hätte, hat für mich auch rein gar nichts mit Pädagogik zu tun. Denn gewusst habe ich alles. Vor allem, wie ich jemandem etwas beibringe. Und ich konnte auch sehr gut beschreiben, wie ich vorgehe und woher ich die Themen bekomme. Allerdings war das eben nicht das, was die drei Prüfer sich offensichtlich so vorgestellt haben. Ich glaube, ich hätte deutlich besser abgeschnitten, wenn ich sie mit Fachbegriffen vollgepumpt hätte, ohne etwas zu beschreiben. Aber Schwamm drüber. Wie schon gestern kommt es heute nur auf das Bestehen an.

Und bestehen tue ich. Zur Vorgehensweise gibt es von mir natürlich noch einen entsprechenden Kommentar. Einfach, weil ich diese Theorierumreiterei total ätzend finde und es für mich deutlich wichtiger ist, dass die Anwendung passt, statt dass jemand einen Fachbegriff nennen kann. Im pädagogischen Bereich. Aber da kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein. Vieles in der Prüfung heute fühlte sich einfach nur nach Schikane an. Um mich über die bestandene Prüfung zu freuen und gleichzeitig meinen Trainingsplan mit Coach Amy zu erfüllen, gehe ich heute Abend noch laufen.

Zusätzlich soll das Wetter in den nächsten Tagen ja ziemlich durchwachsen werden. Da bietet es sich ja heute geradezu an, den Trainingsplan zu erfüllen und laufen zu gehen. Und weil heute auch noch Global Running Day ist, gibt es bei erfolgtem Lauf heute auch noch einen Garmin Batch. Für den man sich natürlich nichts kaufen kann, wie immer. Aber trotzdem ist es ganz schön, den Batch zu haben. Für heute hat Coach Amy einen Dauerlauf angeordnet, der 2,4 km am Stück lang sein soll. Wow. Von der einen Meile gestern ist das eine ganz schöne Steigerung. Aber wenn sie das für machbar hält, bitte.

Der Zeugwart begleitet mich und so gehen wir uns kurz ein, bis zum Feld und dann legen wir los. Wir machen das superschlau und laufen 1,2km in eine Richtung. Dann drehen wir um und haben die Aufgabe so ganz prima umgesetzt. Ich würde ohne Zeugwart und auch ohne Coach Amy ganz locker mehrere Gehpausen einbauen. Gefühlt hab ich die bitter nötig. Allerdings hat der Zeugwart recht, als er sagt, dass ich doch auch einfach durchlaufen kann. Und so laufe ich die komplette Strecke. Anstrengend, aber machbar und ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Die 5km, die ich mit diesem Trainingsplan anstrebe, rücken wieder etwas näher. Fühlt sich gut an.

Und den Badge gibt es dann natürlich als krönenden Abschluss. Was will man mehr?