Meinen Wecker stelle ich heute früh. Hamburg soll sich im Laufe des Tages von seiner regnerischen Seite zeigen und so will ich versuchen, noch vor dem Regen laufen zu gehen. Im Grunde passt ein Lauf heute nach Feierabend auch nicht wirklich rein, denn ein Kollege geht mit uns vegan essen und da kann ich weder wirklich davor, noch danach sporteln. Irgendwann ist es auch zum Sport zu spät, so muß ich das leider sagen. Ich kann heute früh gut aufstehen und während ich mich anziehe, wundere ich mich über das Geräusch draußen. Obwohl ich in Hamburg bin. Allerdings prasselt es wirklich selten so heftig an mein Fenster, und ich bin ja schon öfter mal hier.

Das ist jetzt echt nicht wahr, oder?

Der Regen prasselt so heftig an mein Fenster, dass ich mir sicher bin, alle Leute, die noch schlafen, sind durch den Regen nun ganz sicher wach geworden. Es ist einfach unglaublich, wie laut der Aufprall der Tropfen auf der Scheibe ist. Ein Blick aus dem Fenster in die Dunkelheit zeigt mir, dass es die Nacht durchgeregnet haben muß. Auf jeden Fall sieht die Straße so pfützendekoriert aus, dass ich kaum glauben kann, dass das nur von jetzt gerade ist. Obwohl es wirklich sehr stark regnet. Es nützt aber nichts. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass der Hamburger Regen nicht aufhören wird, damit ich laufen gehen kann. Da heißt es nur, entweder machen, oder eben daheim bleiben. Jetzt habe ich die Laufklamotten aber ja schon an.

Da werde ich die doch aber nicht wieder ausziehen, um mich zurück ins Bett zu legen. Ich laufe trotzdem. Der Vorsatz steht. Ich marschiere voller Tatendrang durch die Lobby und präpariere mich. Hier wird um diese Uhrzeit noch mal durchgesaugt und der Nachtportier schaut mich etwas ungläubig an. Er fragt, ob ich mir sicher sei, bei dem Mistwetter raus zu wollen. Es prasselt auf das gläserne Vordach, als bestätigte ihn jeder Regentropfen. Ich sage ihm, dass es ja nur Regen sei und dass ich das ja nun doof fände, wieder hoch ins Bett zu marschieren. Jetzt, wo ich schon hier vor der Tür stehe, kann ich auch laufen gehen.

Der Nachtportier ist toll. Er wünscht mir viel Spaß und verspricht, mit Handtüchern bereit zu stehen, damit ich mich gleich trocken legen kann. Und er wird mir auch etwas zu trinken besorgen. Cooler Typ, oder? Ich trete auf die Straße und bin im Prinzip gleich so im Regen gefangen, dass es nun erst recht dämlich wäre, ohne Laufrunde wieder rein zu gehen. Denn viel nasser werde ich bei der Laufrunde auch nicht. Es ist einfach unfassbar nass. Von oben, und von unten.

Das Wasser steht auf der Straße, es prasselt von oben herunter, als gäbe es kein Morgen und es taucht die ganze Welt in einen Schleier. Um diese Uhrzeit ist noch keiner unterwegs. Oder alle bleiben drin, in der Hoffnung, dass der Regen nachlässt. Ich verstehe alle, die das tun. Aber der Regen wird sicherlich noch stundenlang so weitermachen können. Ich habe mit Regen so meine Erfahrungen gemacht. Und diese Woche ist für Hamburg Wind und Regen angesagt. Das klingt nicht vielversprechend, wenn es um die Frage nach dem Vorbei geht. Vermutlich prasselt es den ganzen Tag so weiter? In Hamburg ist alles möglich.

Meine Regenjacke ist einfach eine Wucht. Ich weiß gar nicht, was ich ohne gemacht hätte! Wie gut, dass dieses Schnäppchen mir über den Weg gelaufen ist, oder umgekehrt. Heute tut sie auf jeden Fall einmal mehr extrem gute Dienste. Ich laufe durch das Wohngebiet, schaue mir ein paar fragende Gesichter hinter den Fenstern im trockenen an, und überlege mir, ob eine Regenhose für solche Laufeinheiten wohl Sinn machen würde. Ob ich allerdings einen Unterschied merken würde, zu einer trockenen Hose, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Meine Hose ist zwar klatschnass, aber ein nasses Gefühl habe ich nicht. Mir ist außerdem auch warm. Also alles paletti, denke ich mir.

Als ich zurück am Hotel bin, und klatschnass auf dem Fußabtreter in der Lobby stehen bleibe, um etwas abzutropfen, hält mir der Nachtportier tatsächlich ein Handtuch entgegen. Zusätzlich reicht er mir eine Flasche Wasser und sagt, dass es wohl noch nasser draußen ist, als es von hier drinnen so ausgesehen hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Steigerung zwischen nass und nasser wirklich gibt. Entweder ich eben nass, oder dann halt trocken. Aber ob es noch nasser als nass geht? Vermutlich nicht. Den ganzen restlichen Tag, den ich im Büro verbringe, regnet es nicht. Es kommt sogar die Sonne raus. Ehrlich jetzt?