Unsere Wanderfüße haben sich von der Rötenbachschlucht gut erholt und wir sind bereit für neue Abenteuer. Die beginnen für uns buchstäblich vor der Haustür. Direkt ab Hinterzarten soll es heute zu Fuß zur Ravennaschlucht gehen. Die verschiedenen Wanderführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH sind sich über die Höhenmeter, die die Runde haben soll, nicht ganz einig, der Zeugwart und ich wagen das Abenteuer allerdings trotzdem. Wir hoffen auf eine ordentliche Beschilderung und schnappen uns den Rucksack* und das gute Schuhwerk*.
Zuerst führt uns der Heimatpfad Hochschwarzwald durch Hinterzarten hindurch, ehe wir ins Löffeltal stetig Berg ab laufen. Kurz nach dem ersten Highlight, der Klopfsäge, die heute allerdings keinen Dienst tut, beginnt es zu regnen. Also ziehen wir unsere Regenjacken an und packen den Rucksack in seine Regenhülle. Dann kann es weiter gehen. Immer weiter am Rotbach entlang und durch das Löffeltal. Die nächste Säge ist ebenfalls nicht in Betrieb, kann aber wohl zu Vorführungen in Betrieb genommen werden. Früher muss das hier ein ganz schöner Lärm gewesen sein, wenn überall gesägt wurde.
Wir laufen unter der Bundesstraße hindurch und sparen uns eine Seilerei. Hier steht mittlerweile richtig Wasser auf dem Weg. Gut, dass ich bei meinen Wanderhalbschuhen zu wasserdichten Exemplaren gegriffen habe. Mit meinen Trailrunning Schuhen wäre ich hier längst mit nassen Füßen unterwegs! Wir laufen zum Hofgut Sternen und sind kurz ein bisschen verloren. Der Weg führt hier zwar entlang, aber so ganz können wir nicht glauben, dass wir einfach mitten durch das Hofgut spazieren sollen. Ist aber so.
Der Weg führt einmal quer durch das Hofgut Stern und als wir das Goethehaus im Rücken haben sehen wir vor uns das Ravennaviadukt. Trotz des Regens können wir das ganz wunderbar erkennen. Ein beeindruckendes Bauwerk! Das Viadukt markiert auch gleichzeitig den Beginn der Ravennaschlucht, in die wir uns jetzt vor wagen. Große Schilder ermahnen die Wanderer zur größten Vorsicht, warnen vor Lebensgefahr, rutschigen Steigen und glitschigen Brücken. Gerade bei Nässe und schlechter Witterung wird zur besonderen Vorsicht geraten.
Das Rauschen des Wassers ist ohrenbetäubend laut, während wir den gut ausgebauten Wanderweg besteigen. Tatsächlich hat man es im Wanderheftchen mit der Beschreibung der wildromantischen Ravennaschlucht nicht übertrieben. Die Lebensgefahr Warnungen kann ich allerdings nur so halb nachvollziehen. Die Rötenbachschlucht und ihr mehr als abenteuerlicher, unbefestigter, rutschiger und wurzeliger, enger Wanderpfad sind da in meinen Augen deutlich gefährlicher. Aber gut. Wahrscheinlich ist die Ravennaschlucht leichter zu erreichen und deshalb wird mehr auf die Gefahr, gerade bei schlechtem Wetter, hingewiesen?
Wir genießen kurz die absolute Stille.
Und dann geht’s zurück zum Ravennabach und in den nächsten Teil der Ravennaschlucht. Zumindest lesen wir das Schild so. Dass es verdreht ist und der Wanderweg hier gar nicht entlangführt, merken wir erst, als wir weit über der angegebenen Kilometerzahl liegen und Hinterzarten immer noch nicht wieder erreicht haben. Hier hat irgendjemand ein Schild verdreht, oder abgehängt. Gut, dass wir erfreulicherweise ganz gut zu Fuß sind. Der Lärm des Wassers ist zurück. Auch dieser Teil der Ravennaschlucht ist toll anzusehen und unser Verlaufen hat tolle Eindrücke mitgeliefert. Auf einer Wiese steht ein Reh und grast. Es hat uns nicht bemerkt und so schauen wir ihm einige Minuten ganz leise und unbeweglich zu, ehe es sich aufmerksam umblickt, kurz nachdenkt und dann doch hüpfend im Wald verschwindet.
Wieder zurück in Hinterzarten finden wir uns auch ohne Beschilderung zurecht. Ob nun „unser“ Weg oder der ausgeschilderte Heimatpfad Hochschwarzwald spazierwürdiger ist, das können wir natürlich nicht beurteilen. Unsere Variante hat uns auf jeden Fall ganz gut gefallen. Die unbedingt erforderliche Trittsicherheit für die Ravennaschlucht sehen wir nicht so eng. Wir waren im strömenden Regen unterwegs und es gab kaum schlammige Stellen. Wer auf den Holzbrücken und Treppen etwas vorsichtig ist, für den ist der Wanderweg kein Problem.