Natürlich kann man wirklich jeden Tag auf das Wetter schimpfen. Das ist gar kein Problem, weil es ja wirklich jeden Tag auch nicht passend sein könnte. Es kommt eben auch immer darauf an, was man so vor hat. Zu warm ist manchmal nichts, und zu kalt eben auch nicht. Und natürlich gibt es viele Unternehmungen, wo es einfach angenehmer ist, wenn es nicht regnet. Wenn man in Hamburg ist, dann sollten diese Unternehmungen wirklich auf ein absolutes Minimum beschränkt werden.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, was es mit dem Hamburger Wetter auf sich hat und warum es hier im hohen Norden der Republik so ausdauernd feucht ist. Es regnet hier doch wirklich überdurchschnittlich viel, oder etwa nicht? Das ist mittlerweile der vierte Regentag in dieser Woche! Ich habe eine Nässewahrscheinlichkeit von 100%, wenn ich raus gehe. Bislang bin ich bei jedem Lauf nass geworden und auch bei jedem Spaziergang ins Büro. Es hat schlichtweg immer geregnet, wenn ich draußen war.

Jeden Tag.

Sicherlich gab es auch trockene Tagesabschnitte. Da bin ich sicher. Aber während diesen war ich eben nicht draußen. Und dann kann es mir ja auch im Grunde egal sein, ob es kurz mal trocken ist. Heute früh will ich wieder meine Laufrunde drehen und irgendwie ist es mir schon fast klar, dass auch heute die Regenjacke zum Einsatz kommen wird. Allerdings checke ich vor dem Verlassen des Hotelzimmers doch noch mal das Fenster. Die Straßenlaternen beleuchten die Gegend schummrig.

Es scheint nicht zu regnen! Das ist fast zu schön, um wahr zu sein. Allerdings täuschen mich die Augen ja hoffentlich nicht und die zahlreichen Pfützen, auf die ich schaue, zeigen keine prasselnden Tropfen! Ein deutliches Zeichen. Ich spaziere durch die Lobby hindurch, starte meine Uhr und gehe nach draußen. Es nieselt. Kräftig. Also kein richtiger Regen mit dicken Tropfen, die man auf einer Pfütze sieht. Aber ein Nieselregen, der deutlich wahrnehmbar ist. Sehr deutlich wahrnehmbar.

Verarscht

Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es heute trocken geblieben wäre, beim Laufen. Ohne Regenjacke, aber immerhin mit meiner Laufjacke, denn zusätzlich zur andauernden Nässe ist es in Hamburg diese Woche auch nicht kuschlig warm, bin ich also im Nieselregen unterwegs. Es bringt nichts, sich zu ärgern. Generell ist ärgern ja eh immer blöd, aber sich über das Wetter zu ärgern bringt halt noch weniger, als sich über andere Dinge zu ärgern. Ärger bringt einem generell selten etwas.

Ich wähle einen anderen Weg vom Hotel aus. Hier bin ich in der Vergangenheit schon mal unterwegs gewesen und das Hotel hat die Strecke außerdem als Joggingroute auf einer kleinen Karte verewigt. Die Hamburger Bürgersteige sind nicht so gut in Schuss. Es gibt wirklich viele Stolperecken und zusätzlich kann man nicht gerade von ausreichender Beleuchtung sprechen. Ich bin ja ein heller Typ. Das hatte ich schon mal festgestellt. Ich mag Beleuchtung. Vor allem, wenn sie ordentlich hell ist, alles ausleuchtet und ich dadurch trittsicher unterwegs sein kann.

Licht

Das ist heute hier nun nicht ganz der Fall. Manchmal glaube ich, dass man sich dunkle Straßenlaternen, die wirklich nur so ein Schummerlicht verbreiten, doch auch ganz sparen könnte. Wenn die Laternen sowieso nicht hell machen, warum dann überhaupt den Strom verbrauchen und sie anschalten? Die Augen würden sich doch sicherlich ähnlich gut in einer dunklen Straße zurecht finden, wie in einer schummrig beleuchteten, bei der man sich eh nicht wirklich drauf verlassen kann, dass man schon alles sieht. Zumal die Wege wirklich uneben sind.

Irgendwie hat so ein Hamburger Bürgersteig auch Charme. Ohne Frage. Allerdings ist er für mich heute vor allem auch ein Grund zum walken. Mit Brille im Nieselregen unterwegs und dann auch noch halbherzig beleuchtet, riskiere ich nichts. Lieber walke ich, als dass ich umknicke! Die Runde heute ist wirklich pfützen-lastig und zum Ende hin, mausert sich der Nieselregen auch zu einem ausgewachsenen Schauer. Eben so, wie es hier jeden Tag regnet, seit dem ich am Montag angekommen bin.

Auch heute wartet der RezeptionistRezeptionist mit dem Handtuch auf mich in der Lobby und lobt meinen Tatendrang. Er reicht mir eine Flasche Wasser und wünscht mir, dass ich wenigstens heute Mittag dann vielleicht nicht so nass werde. Ein frommer Wunsch, der natürlich nicht in Erfüllung geht. Aber das weiß er zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht.