Täglich absolviere ich mittlerweile meine Physiotherapieübungen. Ich baue sie in mein Athletiktraining ein und bin recht akribisch. Aber ich weiß auch, dass sie was bringen. Dieses ewige Hüftschmerzthema geht mir auf den Wecker und seit dem ich die Übungen mache, geht es eben besser. Es ist noch nicht ganz gut, aber ich habe auch noch ein paar offizielle Behandlungstermine, an denen der Physiotherapeut sich explizit darum kümmern kann. Also bin ich guten Mutes. Und fleißig. Zumindest beim turnen.

Beim laufen hält sich der Fleiß derzeit in Grenzen. Der Trainer schreibt wenig laufen auf den Plan und der Physiotherapeut sagt Zurückhaltung an. Also laufe ich derzeit nicht viel. Heute ist es aber mal wieder soweit. Der Physiotherapeut sagt, ich soll es mal wieder probieren und zusätzlich hat der Trainer in den Plan reingeschrieben, dass ich heute mal wieder eine Runde laufen könnte. Ich entscheide mich dazu, den Lauf heute in der Mittagspause zu machen, denn heute früh komme ich irgendwie nicht dazu und heute Abend will ich auch einfach mal ne Runde auf der Couch sitzen. Außerdem muß ich morgen dann wieder recht früh raus, weil ich geschäftlich in Nizza bin und wegen der Verrückten, die sich regelmäßig selbst in die Luft sprengen und unschuldige Menschen mit in den Tod reißen, möchte ich früh am Flughafen sein. Besser etwas am Gate warten, als einen Stressinfarkt an der Sicherheitskontrolle bekommen heißt da meine Devise.

Heute wird also mittags gesportelt. Und ich sage meinem Kollegen, dass ich heute total sportlich sein werde. Das ist bei uns irgendwie nichts besonderes… ständig geht einer mittags laufen, oder läuft sogar zur Arbeit. Das Unternehmen hat hauptsächlich sportliche Mitarbeiter, weil es eben das Geschäft ist. Also ist mein Kollege nicht sonderlich überrascht. Er sagt, dass er auch heute mittag laufen gehen wird und schlägt vor, dass wir gemeinsam rennen. Oh je. Das kann ja was werden. Der Kollege läuft seine 5km in unter 20Minuten. Ich erwähne also, dass er sich dringend zurücknehmen muß, weil ich auf keinen Fall mit ihm mithalten kann. Wir peilen also 6:20 min/km an, als Höchstgeschwindigkeit und verabreden uns für 12h. High Noon also. Ich habe Angst.

Bei bestem Wetter können wir unsere Laufmittagspause machen… es ist etwas windig, aber nicht so schlimm und sogar die Sonne kommt ein bisschen durch die Wolken durch. Und es ist sogar trocken, was irgendwie ja was besonderes ist, wenn ich beim laufen mit dabei bin. Zumindest wenn es nach dem Zeugwart geht. Schließlich regnet es immer, wenn ich mit ihm zusammen laufe und es auch nur ansatzweise nach Regen aussieht vorher. Mein flotter Kollege kann sich tatsächlich hervorragend anpassen und läuft extrem regelmäßig. Wir plaudern so den ganzen Weg und sogar als es nach anfänglichem Rückenwind an der „Berg ab“ Passage wieder hoch geht und der Wind dadurch von vorne kommt, laufen wir plaudernd nebeneinander her. Aus der ursprünglich geplanten halben Stunde werden so nur 20 Minuten und 4km, dann sind wir bereits wieder zurück. Wahnsinn.

So eine Zeit habe ich ja im Training noch nie gemacht. Was an High Noon alles möglich ist. Verrückt. Die Dusche im Anschluß tut gut und die Arbeit geht am Nachmittag flott und leicht von der Hand. Was soll einen 4km in 20Minuten-Läufer auch bitteschön umhauen so kurz vor Ostern? Arbeitsstreß ja wohl nicht!