Was eine Woche und jetzt ist es auch noch warm! Und die ganze Woche hab ich mir gedacht, wäre eigentlich cool, wenn es abends mal nicht regnen würde, dann könnte ich mich bestimmt besser zum walken aufraffen. Obwohl bei uns abends ordentlich Schnaken unterwegs sind und ich deshalb ganz bestimmt trotzdem eine Ausrede gefunden hätte um nicht rauszugehen. Heute drücke ich mich auch lange. Erst arbeite ich länger als gedacht für einen Freitag, dann backe ich noch einen Kuchen, dann beziehe ich das Bett noch frisch und dann bin ich endlich soweit, dass ich mir überlege, ob ich noch laufen gehen möchte.

Eigentlich möchte ich nicht. Ich könnte auch sehr gut auf der Couch liegen. Draußen haben die Schnaken mittlerweile die Herrschaft übernommen und irgendwie hält sich das als Ausrede doch ganz prima. Wer will schon komplett zerstochen sein nach so einer Laufrunde? Aber in Anbetracht des ausgeplanten Wochenendes bin ich mir sicher, dass ich doch gerne noch eine Runde laufen gehen möchte. Ob ich morgen zum sporteln komme, steht in den Sternen, denn die kommen morgen zu Besuch. Und wir haben mehrere Tagesplanversionen, aber ob die zeitlich zu schaffen sind, das kann ich schlecht einschätzen. Manchmal geht’s auch nicht unbedingt um Sport. Wir beschließen, dass wir einfach spontan sein werden, aber auf alles vorbereitet sind. Am Sonntag feuern wir dann beim 10 Freunde Triathlon in Dieburg an und auch da bin ich sicher, dass ich nicht unbedingt zum Sport kommen werde. Also, Hintern hoch und los geht’s. Für was haben wir schließlich Autan gekauft?

Ich ziehe mich um, sprühe etwas Autan um mich rum und bin schon auf der Straße. Wirklich Lust habe ich immer noch nicht, aber derzeit höre ich das Hörbuch von Klitschko und das lenkt mich ganz gut ab. Im Nu bin ich im Feld und freue mich auf einmal doch, dass ich losgelaufen und nicht auf der Couch sitzen geblieben bin. Manchmal muß man sich einfach selbst überlisten. Weil man innerlich eigentlich weiß, was man möchte und dann der Schweinehund doch oft stärker ist. Aber da es ja mein eigener Schweinehund ist, kenne ich ihn und kann einschätzen, ob er gar nicht kann, oder ob er kann, aber nicht will. Was auch ein Grund ist, aber eben kein so guter.

Das Feld in der tief stehenden Sonne ist wunderbar. Zwar fliegt auch ordentlich was rum und tatsächlich habe ich nachher zwei Stiche am Po, denn den habe ich nicht mit Autan abgesprüht, weil ich auch nicht dachte, dass der für Schnaken maßgeblich interessant sein würde, aber das ist wirklich halb so wild. Ich walke und genieße die Strecke. Mittlerweile bin ich hier so oft lang gelaufen, dass es wirklich zur Routine geworden ist. Ich weiß, wann der Weg uneben wird und ich weiß, wann ich besser genauer hinschaue, weil der Schotter so grob ist, dass ich leicht umknicken kann. Ich kenne die Reihenfolge der Gräber auf dem Friedhof und weiß, wer hier wann zur Pflege geht und welches Grab tatsächlich nicht regelmäßig besucht wird. Es gibt aber auch wirklich andere Dinge, als einen Friedhof zu besuchen, das verstehe ich gut. Und doch ist es interessant, dass auf manchen Gräbern mehrfach die Woche frische Blumen stehen.

Die Schatten werden länger, obwohl ich weder weit, noch lange unterwegs bin. Es ist herrlich, wenn jetzt alles heimfliegt, weil der Tag langsam zu Ende geht. Hier ist vielleicht was los auf dem Feld!

Vielleicht war das Wings for Life Shirt nicht unbedingt die beste Wahl für diesen Lauf? Das überlege ich mir nach über der Hälfte des Wegs, aber auch nur, weil eine Hummel schnurstracks auf mich zubrummselt und erst kurz vorher ausweicht. Als ich an mir runterschaue, ist das Shirt erstaunlich fliegenfrei. Das wundert mich wirklich, liegt aber vielleicht am Autan? Die Hummel hat auf jeden Fall gerade noch die Ausweichkurve bekommen und taumelt jetzt, um etwas Geschwindigkeit bestohlen, auf die nächste Blume zu. Die sieht ebenso farbenfroh aus, ist aber natürlich deutlich kleiner als ich im gelben Shirt. Wahrscheinlich ist die Hummel kurzsichtig? Sie fliegt nämlich beim ersten Anlauf geradewegs vorbei um sich dann nach einer erneuten Anflugphase mit einem kurzen Hinternwackler sanft auf der Blume niederzusetzen. Erstaunlich, dass sie wirklich fliegen kann. Ist ein ganz schöner Brummer.

Die Runde beende ich nassgeschwitzt, was wohl mehr der Außentemperatur, als der Anstrengung geschuldet sein dürfte. Obwohl ich in einem ganz ordentlichen Pulsbereich walke und auch eine ganz gute Geschwindigkeit drauf habe. Es war herrlich hier draußen und ich bin wirklich froh, dass ich draußen war.