Heute lockt die Sonne die Menschen wieder in Scharen raus. Ich bin ganz sicher, dass wieder alle Welt an der frischen Luft unterwegs sein wird. Vielleicht hat ein bisschen Einsicht statt gefunden und nicht jeder strömt in die schneereichen Gebiete rund um Frankfurt, aber meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen. Der Egoismus der Menschen ist schließlich unfassbar groß und gerade vom Schnee will offensichtlich jeder etwas abhaben. Ich bin ganz froh, dass hier bei uns kein Schnee liegt. Zwar macht das Wetter immer mal Anstalten und es kommen Flocken vom Himmel, aber liegen bleibt es nicht. Und das ist mir sehr recht, denn sobald Schnee liegt, kann keiner mehr Auto fahren hier.

Schnee sieht zwar schön aus, aber die Autobahnen im Rhein-Main Gebiet sind dann immer sofort eine vierspurige Standspur. Schöner ist es also ohne Schnee. Heute bin ich, was das Outfit angeht, hin und hergerissen. Das liegt an der strahlenden Sonne, die heute scheint und an der Temperatur. In der Sonne sind es locker 15°C, allerdings will ich nicht nur auf dem Feld laufen, sondern auch im Wald. Da ist nicht so viel Sonne normalerweise. Deshalb ist im Wald auch nichts los. Die Menschen wollen in die Sonne, also schieben sie sich in Scharen über die Felder hier im Umkreis. In den Wald geht keiner.

Also keiner, außer mir. Ich trabe heute mit Windstopper Jacke los und finde auch schnell einen angenehmen Schritt. Ich bin langsam unterwegs, so fühlt es sich zumindest an. Aber das ist mir egal. Entscheidend ist, alles ist, wie ich es erwartet habe. Hier im Wald ist gar nichts los. Verrückt. Auf dem Rückweg laufe ich bestimmt Slalom…

Mitten auf dem Weg steht jetzt ein Fahrrad und seine Fahrerin. Die hat wahrscheinlich einfach nicht gedacht, dass außer ihr noch jemand im Wald ist? Trotzdem würde ich mein Rad immer an die Seite stellen. Warum muß es mitten auf dem Weg seinen Parkplatz haben? Was stimmt nicht mit den Leuten? Ich bin mir ganz sicher, dass sie mich sicherlich gleich überholt und vom Weg klingeln wird. Denn dass sie hier den Weg versperrt, das realisiert sie nicht. Egoistisch ist das und ich könnte da gut und gerne was dazu sagen. Aber ich tue es nicht. Ich laufe einfach knapp vorbei und bin damit zufrieden. Und tatsächlich kommt sie wenig später klingelnd hinter mir angefahren.

Da neben mir aber genügend Platz auf dem mittlerweile wieder breiten Weg ist, laufe ich einfach weiter. Dass ich ihr jetzt noch mehr Platz mache kann wohl kaum verlangt werden. Die Menschen sind einfach Egoisten. Auch wenn sie an der frischen Luft sind. Oder vielleicht gerade weil sie an der frischen Luft sind? Das weiß man nicht. Und es ist auch egal. Ich vermute, die Radfahrerin hat erwartet, dass ich zur Seite hüpfe? Sie fährt auf jeden Fall maulend vorbei. Und das, obwohl wir den Wald ganz für uns haben. Ein Waldstück und nicht genügend Platz für zwei? Wohin soll das nur führen?

Ich trabe heute wirklich die letzten paar Kilometer über das Feld und bereue es schon nach ein paar hundert Metern. Ich mag eigentlich keine Wendepunktstrecken, aber heute wäre es definitiv die bessere Wahl gewesen, einfach vor dem Feld umzudrehen und den gleichen Weg durch den Wald wieder zurück zu traben. Oder einen anderen Weg durch den Wald. Jeder Weg durch den Wald wäre die besser Wahl gewesen. Frische Luft hin oder her, die gibt’s auch im Wald. Und sogar Sonne hab ich dort abbekommen. Hier auf dem Feld ist viel zu viel los.

Nach meinem Lauf rolle ich mir gleich wieder die Matte aus. Ich bin gespannt, welches Video, ich heute von Mady abturne!