Was habe ich heute Lust zu laufen! Richtig motiviert bin ich. Und das, obwohl ich ja gestern statt der richtig langen Strecke nur deutlich kürzer unterwegs war. Da ich aber eben mit der Kniebandage leben muss und nicht alles gut hexen kann, ist eben Geduld angesagt. Was bringt es mir, zu übertreiben? Dann brauche ich ein paar Tage länger für die Regeneration und das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Den verkürzten Lauf gestern  hat mein Knie super verkraftet, also gehe ich heute wieder laufen. Ich würde gerne Querfeldein laufen. Nicht super kreuz und quer, aber eben kleinere, unbefestigte Wege. Ob das dann schon Trailrunning ist, das weiß ich natürlich nicht. Sicherlich geht’s aber in die Richtung.

Bei uns tröpfelt es ein bisschen, als ich mich umziehe. Dann aber kommt wieder die Sonne raus und strahlt, was das Zeug hält. Der April ist voll in seinem Element. Gut ausgestattet mit dem EvilEye Testmodell von unserem Optiker, von dem ich schon die Fahrradbrille zum Test bekommen habe, bin ich also innerhalb kürzester Zeit mitten in der Natur. Es ist wirklich erstaunlich, wie anders Wege aussehen, wenn ich sie andersrum laufe. Oder was für Abzweigungen ich entdecke, wenn es eben nicht um die übliche Laufstrecke geht. Ich trabe bei strahlendem Sonnenschein los. Auf der Strecke, die noch nah an der Siedlung liegt, gibt’s wieder ordentlich Müll. Überall liegt etwas herum.

Heute geht’s mir aber nicht um das Saubermachen, heute will ich laufen gehen. Ich hoffe darauf, dass die Müllsünder die abgelegen Pfade verschont haben. Die wenigsten Müllsünder laufen nämlich wirklich weit. Zumindest fällt mir weiter entfernt von Parkplätzen oder der Siedlung weniger Müll auf. Irgendwas liegt allerdings immer rum. Ich trabe mich auf altbekannten Wegen ein und biege dann einfach ab. Manche der Wege sind mir vom Rad fahren bekannt, andere aber nicht. Allerdings ist es bei uns jetzt auch nicht so groß und im Rhein-Main-Gebiet kann man sich ganz gut abgrenzen. Entweder man stößt auf eine Autobahn, auf einen Fluss, oder landet im nächsten Ort. Und nichts ist extrem weit entfernt.

Blick auf See

Irgendwie kenne ich mich also doch immer aus. Auch, wenn der Pfad erst unbekannt erscheint, meistens führt er zu bekanntem Terrain. Trailrunning kann ich das sicherlich nicht nennen, denn bei mir ist die Geschwindigkeit sicherlich nicht ganz das Running, was man in das Wort normalerweise reininterpretiert. Es hat aber den Geschmack davon, nur in Zeitlupe eben. Die Pfade sind gespickt von Wurzeln und es geht über die verschiedensten Untergründe. Egal also, ob es Trailrunning heißt, oder nicht, als Lauftraining ist das heute eine ganz fantastische Sache.

Gerade auch die Zeit, die ich bei diesem ganz anderen Laufen, mit dem Ansehen der Natur verbringe, ist umfangreich. Die Ausblicke sind wirklich sehenswert und ich genieße jeden Schritt. Allerdings bin ich auch aufmerksamer, was meine Schritte angeht. Gerade im Sand oder wenn es über Wurzeln geht, will ich mit Trittsicherheit glänzen und nicht umknicken. Trailrunning hat also auch etwas mit Konzentration zu tun, zumindest bei mir. Obwohl es genau das wahrscheinlich anstrengender macht, als ein etwas schnellerer Straßenlauf, gefällt mir das Trailrunning richtig gut.

Und langsam laufen ist sicherlich auch nicht so verkehrt. Ich bin Ende des Monats ja wieder zu einer Leistungsdiagnostik angemeldet und bisher ist der am meisten gehörte Ratschlag immer gewesen, dass ich langsamer unterwegs sein sollte. Das könnte also perfekt passen. Im tröpfelnden Regen trabe ich einen breiten Feldweg zurück nach Hause und bin mit dem heutigen Lauf total zufrieden. Geschwindigkeit hin, oder her, ich habe viel gesehen. Und wenn es passt, dann werde ich sicherlich von ganz alleine ein schnellerer Trailläufer. Und wenn nicht? Dann ist das auch nicht schlimm. Immerhin gibt’s ja schon viele schnelle Trailläufer die dem Begriff Trailrunning alle Ehre machen.