Heute früh zieht es mich förmlich nach draußen. Ich kann nicht anders, aber die gefrorenen Büsche und die Eiseskälte locken mich richtig. Natürlich habe ich keinen Trainingsplan im Moment, aber laufen gehen kann ich ja trotzdem. Ich habe mich noch nicht entschieden, wie es weitergeht mit meinem Lauftraining. Also laufe ich derzeit einfach mal aus Spaß an der Freude. Und natürlich aus Spaß am Laufen. Angesichts der Außentemperaturen und meiner Erwartung an eine deutlich langsame Laufgeschwindigkeit, ziehe ich mir noch ein Unterhemd drunter. Die übliche Fröstelei auf der Straße, ehe ich loslaufe, habe ich trotzdem. Es ist auch noch leicht windig. Das Unterhemd ist also keinesfalls überbewertet heute.
Als ich aus unserer Straße raustrage und meine im Kopf vorgeplante Laufrunde in Angriff nehme, sehe ich es gleich. Der Straßenzug ist ganz wunderbar weihnachtlich beleuchtet. Das ist aber wirklich sehr stimmungsvoll. Es wirkt fast so, als hätten sich alle Nachbarn in dieser Straße abgesprochen. Tolles Dorf! Ich trabe in den Sonnenaufgang hinein. Allerdings ist der heute unspektakulär. Außer, dass es erfreulicherweise hell wird. Farbenfroh oder berauschend ist der heute wirklich nicht. Der diesige Dezembermorgen wird lediglich heller, hübscher aber nicht. Ehrlich gesagt verliert er sogar, weil die weihnachtliche Lichterdekoration nun natürlich nach und nach abgeschaltet wird.
Ich trabe aus dem Dorf hinaus und überlege mir ganz spontan einen weiteren Schlenker für den heutigen Lauf. Ich laufe so locker, dass ich das Gefühl habe, ich könnte heute ewig laufen. So ist es natürlich nicht, weil ich heute natürlich arbeiten muß. Aber es ist toll, dass es sich so anfühlt. Ich trabe also den Schlenker und biege auf dem Feld ab. Hier ist es gefühlt noch kälter, als im Dorf. Aber es fühlt sich gut an. Das ist wirklich viel wert. Als ich wieder zurück in Richtung Dorf laufe, sind alle Weihnachtslichter ausgeschaltet. Die Helligkeit hat für ein paar Stunden den Dezembertag übernommen. Ich trabe immer noch und freue mich über den immer noch runden Schritt.
Dieses Gefühl ist wirklich befreiend. Ich bin zwar sicher, dass ich es, wenn es so weitergeht, demnächst vergessen habe, aber im Moment bin ich diesbezüglich noch sehr aufmerksam. Manche Dinge sind einfach nicht selbstverständlich. Aber sie werden es über die Zeit. Das ist auch gut und der Lauf der Welt. Immer an negative Ereignisse erinnert zu werden ist nicht toll. Das Gefühl über eine Einschränkung hinweg gekommen zu sein, ist allerdings wahnsinnig gut. Ich bin froh, dass ich diesen Blog schreibe und deshalb immer noch mal nachlesen kann, wo ich schon mal war und wie weit der Weg so ist. Das motiviert mich weiterhin nicht aufzugeben.