Ein Wochenende in Mainfranken ist immer ganz wunderbar erholsam. Alles ist so anders, als im Rhein-Main-Gebiet und tatsächlich reichen mir oft 1,5 oder 2 Tage, um auf vollkommen andere Gedanken zu kommen, um abzuschalten und um mich vollkommen zu erholen. Selbst meine Garmin Uhr stellt fest, dass ich top ausgeruht bin, als wir uns heute zum Laufen umziehen. Der Coach hatte ja für Freitag einen langen Lauf in den Plan geschrieben, aber da bin ich ja Rad gefahren. Damit ich das Rad nicht unbedingt mit zu Lovis und ihrem Räuberhauptmann nehmen muss. Die Laufschuhe sind eben einfach das leichtere Gepäck.
Der Räuberhauptmann hat heute auch einen Lauf im Trainingsplan stehen und der Rocker begleitet uns ebenfalls. Nach seiner Covid Erkrankung kommt ihm meine Geschwindigkeit ganz gut entgegen, nehme ich an. Und der Räuberhauptmann findet die Geschwindigkeit bei der Hitze auch gar nicht so verkehrt. Lovis und der Zeugwart begleiten uns auf dem Rad. Leider, muss ich ganz klar sagen. Lovis muss mit dem Rad mitfahren und ob sie das gut schafft, ist leider zu Beginn unserer Runde auch gar nicht sicher. Auch Lovis hatte Covid und ist von den Folgen der Erkrankung stark in Mitleidenschaft gezogen. An einen Start beim IRONMAN 70.3 Duisburg ist nicht zu denken.
Schon der normale Alltag macht Probleme. Training geht gar nicht. Wie soll ein Wettkampf funktionieren? Das Virus ist eine wirklich fiese Erfindung der Natur und das Allerbeste ist wirklich, sich gar nicht erst damit zu infizieren. Das war bisher meine Zielsetzung und wird es auf jeden Fall auch weiterhin sein. In Duisburg werde ich also ohne Lovis am Start stehen. Ich werde ohne sie 1,9 km schwimmen, auf dem Rad nicht von ihr eingesammelt oder überrundet werden und sie wird nicht mit ihrer eigenen Medaille auf mich im Ziel warten. In Duisburg kann sie sich keine Finishermedaille erarbeiten. Sie wird nicht ins Ziel einlaufen. Nicht in diesem Jahr. Das ist so schade, weil ich mich wirklich sehr auf die Begleitung gefreut habe.
Es ist ein großer Unterschied, ob man mit Freunden zusammen im Wettkampf ist, oder eben alleine kämpft. Auch die Vorbereitung in Begleitung zu absolvieren hilft. Wenn wir beide harte Einheiten hätten, dann könnten wir uns beide durchschleppen und bestärken. So sind unsere Zielsetzungen in den letzten Monaten komplett unterschiedlich. Während ich mich langsam und stetig auf den Start in Duisburg vorbereite und heute in drei Wochen hoffentlich gesund und bestens trainiert an der Startlinie stehen werde, wird das Anfeuern in Duisburg für Lovis anstrengend genug sein. Weil sie alles andere als fit ist, weil eben alles anders gekommen ist, als wir uns das letztes Jahr im Juli überlegt haben.
Das Leben kann man nicht planen. Es passiert eben.
Heute laufen wir hier einen angesagten 14 km Lauf, der sich als 16 km weit herausstellt. Und das ist für mich überhaupt kein Problem. Es ist heiß und meine Lunge macht ganz gut mit. Ich kann auf dem Asphalt ganz prima die Balance halten, auf Schotter wird’s anstrengend, aber auch das geht. In Duisburg ist die Laufstrecke auch teilweise geschottert, zumindest glaube ich das. Wir werden sehen. Heute laufen wir erst mal durch die tollen Felder und über einige Trails, wir queren den Main im schönen Mainfranken, der hier noch ein ganz übersichtlich kleines Flüsschen ist und genießen die Natur. Mir gefällt es hier wirklich sehr.
Zurück bei Lovis trinke ich ausgiebig, dusche und dann geht’s für uns zum Abendessen auf den Keller. So ein Abendessen gehört in Mainfranken einfach dazu und füllt die Energiespeicher auf die beste Art und Weise wieder auf. Der Zeugwart fährt uns dann heim, dem morgigen Ruhetag entgegen. Noch drei Wochen bis zum IRONMAN 70.3 Duisburg. Die können ganz flott vorüber gehen, glaube ich.