Nach der tollen Radausfahrt gestern habe ich heute wieder einen Lauf von Coach Amy auf dem Trainingsplan stehen. Über meine Garmin App und die Uhr ist klar ersichtlich, dass heute 4,83km gelaufen werden sollen. Warum heute 4,83km und dann am 1. August erst ganze 5 km? Ich denke mir heute vor dem Lauf, dass ich die 2 Minuten auslaufen auch locker. noch zum Laufen der fehlenden 200m nutzen könnte. Allerdings habe ich die Rechnung ganz klar ohne den Umluft Backofen gemacht, in den ich mich heute zum laufen begebe.

Von drinnen, hinter der Scheibe, als ich mich anziehe, sieht es frisch aus draußen. Es ist ganz schön windig. Vor dem Loslaufen lade ich meine Uhr noch etwas mehr auf, weil ich glaube, dass ich mit der Coaching Funktion mehr als 3% Akkuladung benötige. Als ich dann aber bei 27% bin, kann es los gehen. Ganz aufladen geht dann ja auch nach dem Lauf, aber jetzt, schon so komplett angezogen, will ich nicht noch länger warten. Außerdem rieche ich kräftig nach Mückenspray, was ja für drinnen auch nicht der angenehmste Geruch ist. Also nichts wie raus. Ab in den Backofen. Während des Eingehens, was auch heute wieder 2 Minuten lange dauert, fühlt sich die Temperatur noch gut an.

Wolken Befehl

Fast angenehm würde ich sogar sagen. Es ist angenehm, mit den warmen Windböen. Und sehr schön ist auch, dass die Sonne ab und zu mal durchkommt, weil die Wolken offensichtlich weggepustet werden. Heute ist es ordentlich bewölkt gewesen, zumindest bisher. Als der Countdown zur 4,83km langen Laufstrecke vibriert, habe ich das Gefühl, dass die Wolken ebenfalls eine Aufforderung bekommen haben. Ich laufe los und die Wolken verziehen sich. Die gewählte Laufstrecke geht nicht durch den Wald oder am Waldrand entlang, weil ich mir dachte, dass das wegen herabfallender Äste nicht die klügste Strecke ist. Ich habe eine Strecke über das Feld gewählt. Die geht bis ins Nachbardorf und dann natürlich auch wieder zurück.

In der Sonne entlang. Also eigentlich dachte ich ja, dass es bewölkt ist und deshalb die Feldstrecke eine gute Wahl wäre. Aber die Realität sieht anders aus. Da die Wolken mittlerweile praktisch wie weggepustet sind, laufe ich hier in der prallen Sonne. Und weil es dadurch echt heiß und zusätzlich weiterhin windig ist, fühle ich mich, wie in einem Umluft Backofen. Den benutze ich zu Hause regelmäßig. Irgendwie immer auf 180°C, weil das die gängigste Temperatur bei Rezepten für jedes Gericht zu sein scheint. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass der Umluft Backofen auch hier draußen sein Unwesen treibt. Ich laufe los und zwar, auf den sehr schlauen Rat des Zeugwarts, schön langsam. Schneller werden kann ich immer noch.

Der Kopf braucht Energie

Allerdings sind 4,83km auch eine ordentliche Strecke und dementsprechend ist es ziemlich schlau langsam zu beginnen. Zumal diese Woche ja bereits einige schwere Läufe geboten hat. Wenn auch nicht, was die Kilometeranzahl anging, sondern mehr für das Gemüt, trotzdem anstrengend. Bei meinem Mentaltraining für das angstfreie Radfahren habe ich ja gelernt, wie viel Energie der Kopf frisst. Und wenn das beim Rad fahren der Fall ist, dann ist das sicherlich beim Laufen nicht anders. Ich trabe heute also langsam los, weil es sich in einem Umluft Backofen eben auch einfach nicht schnell laufen lässt.

Ganz schön anstrengend der Lauf. Schon vom ersten Schritt an. Vielleicht deshalb, weil Coach Amy mir gestern einen Ruhetag aufgeschrieben hatte und ich aber trotzdem Athletiktraining gemacht habe und Rad fahren war? Ein Ruhetag war das gestern garantiert nicht. Trotzdem war er super, als Training und für das Gemüt, was ja auch besonders wichtig ist. Aber für den Garmin Coach, der in seine Berechnungen keine Zwischenbelastungen mit einbezieht, hatte ich eben gestern Ruhetag. Vielleicht würde der Algorithmus ein Lauftraining mit berücksichtigen? Ich glaube allerdings nicht. Für den Computer zählen nur die Trainings aus dem Coaching Modul. Alles Andere wird nicht berücksichtigt. So einfach ist das, wenn man ein Computer ist und kein Mensch.

Kostenlos hat auch Nachteile

Das erklärt auch, warum ein Trainer, den man bezahlt, die Dienstleistung Trainingsplan schreiben, anpassen und auf das persönliche Leben ausrichten, eben nicht umsonst macht. Ich trabe immer noch und sehne Wolken und schattige Passagen herbei. Beides, ohne wirklich den Wunsch erfüllt zu bekommen. Die Sonne brennt weiterhin vom Himmel und Schatten gibt es mal für 2 bis 3 Meter, weil ein Baum am Feldrand steht. Das ist aber keine wirkliche Passage, das ist ein Klecks. Und wirklich bringen tut der mir natürlich nichts. Zusätzlich gibt’s im Schatten trotzdem noch den Umluft Backofen Effekt des Windes. Klar, kurzfristig ist keine Sonne da, aber die Temperatur scheint unverändert.

Ich bin einfach fix und fertig. Schon nach 4 Kilometern schaue ich auf die Uhr und kann es nicht glauben, dass ich erstens so extrem langsam laufe und zweitens, dass ich immer noch 800m vor mir habe. Meine Beine fühlen sich so schwer an, dass ich mehr als einmal darüber nachdenke, wie es wäre einfach von diesem super langsamen Laufschritt ins Gehen zu wechseln. Und wen das dann auch überhaupt interessieren würde? Also für wen wäre es wichtig, ob ich jetzt 4km oder eben die 4,83km durchjogge? Richtig. Für keinen, außer für mich selbst. Und das zählt. Ich trabe also durch. Denn ich will ja die Distanz bewältigen. Ich mache das hier für keinen Anderen. Laufen und vor allem trainieren an sich mache ich immer nur für mich. Ich bin schließlich hier die Wichtigste. Also trabe ich weiter.

Wie im Urlaub

Ultra langsam sicherlich. Egal! Trab ist Trab und die Distanz verändert sich nicht, wenn man langsam oder schnell unterwegs ist. Die Dauer ist unterschiedlich, die Kilometer bleiben gleich. Und heim muß ich ja sowieso. Da kann ich durch diesen Umluft Backofen auch traben. Es ist wirklich schrecklich heiß heute. Wer kommt denn überhaupt auf die Idee in so einem Backofen laufen zu gehen? Selbst auf Hawaii war es nicht so, wie hier. Oder doch? Und ich kann mich einfach nur nicht erinnern? So wird es wahrscheinlich sein. So heiß, wie auf Hawaii ist es schließlich hier nicht. Trotzdem fühlt es sich schrecklich warm an… und dazu noch dieser Wind. Noch 200m. Die schaffe ich auf jede Fall noch. Das wäre ja gelacht.

Ich bin mir gar nicht so sicher, wie ich das hinbekommen habe, aber tatsächlich bin ich daheim angekommen. Allerdings muß ich sofort gefühlte 3 Liter trinken und auch gleich etwas essen. Meine Erschöpfung ist real. Und was macht unser Backofen daheim? Granola bei 180°C Umluft. Natürlich. Welche Temperatur käme auch sonst in Frage?