Ich entscheide mich heute früh gegen das Lauftraining, einfach deshalb, weil ich Teil eines langen Telefonmeetings bin und ich dann ja auch irgendwann ins Büro fahren muß. Weil mir aber unsere Cafeteria derzeit noch nicht so zusagt, entscheide ich mich in der Mittagspause, statt zu essen, laufen zu gehen. Essen kann ich dann ja auch am Schreibtisch später, in Ruhe. Wenn ein Pausenraum zu laut ist, ist das nichts für mich. Meine Mittagspause verbringe ich am liebsten ruhig. Ich quatsche gerne mit ein paar Kollegen, schaue aus dem Fenster und lasse die Gedanken schweifen. Sitze ich in einem lauten Raum und schaufel einfach nur mein Essen in mich rein, hat das wenig von Pause.

Bestes Wetter

Die Sonne ist heute großartig und im Rhein-Main-Gebiet geht’s temperaturmäßig auch schon richtig frühlingshaft zu. Zumindest ist das für heute und morgen angesagt und erstaunlicherweise sieht das Wetter es auch wirklich so, wie der Wetterbericht. Beim Bürolüften, ehe ich mich umziehen gehe, kommt regelrecht warme Luft hinein. Der Lauf in der Mittagspause ist also eine ziemlich gute Idee. Manchmal läuft es eben einfach bei mir.

Meine Lauftrainingsplanung für heute ist mal wieder das Lauf ABC der Chefin. Im Grunde hilft das ja nur, wenn man die Übungen auch regelmäßig macht. Ähnlich, wie beim schwimmen wahrscheinlich. Einmal die Woche ist keinmal, zweimal ist Erhaltung des aktuellen Zustandes und dreimal bewirkt eine Verbesserung. Ganz so muß man es jetzt mit dem Lauf ABC auch nicht machen finde ich. Also dreimal die Woche Lauf ABC ist definitiv übertrieben. Obwohl man bestimmt irgendwo Trainer findet, die genau das in den Plan schreiben. Verrückte gibt es ja immer.

Nutze die Möglichkeiten

Ich nutze also die Mittagspause und trabe mich locker in der Sonne ein. Heute ist wirklich herrliches Wetter und der Matsch ist auch schon gut abgetrocknet. Klar, ein paar richtig matschige und vor allem rutschige Stellen gibt es immer, aber die meisten sind trocken und bieten keine Gefahr mehr zu rutschen. In der Sonne sieht auch alles gleich viel freundlicher aus, als wenn es regnet. Das ist ja mit allem so. Düster und grau ist selten so hübsch, wie hell und bunt.

Ich beginne das Lauf ABC wie üblich und arbeite mich durch jede einzelne Übung. Immer einen Weg die Übung springen, hüpfen oder strecken, dann zurück gehen um eine kurze Erholungsphase zu erreichen. Der Ablauf des Lauf ABC ist denkbar einfach. Heute schaffe ich es zum ersten Mal, dass mein Kniehebelauf auch ein Kniehebelauf ist und nicht ein EinKniehebteinBeinziehtnach-Lauf. Als wir das Lauf ABC zum ersten Mal durchexerziert haben, hat mir die Chefin diesen Tag vorausgesagt.

Eines Tages, hat sie gesagt, wirst auch Du den Kniehebelauf springend absolvieren können. Es dauert vielleicht länger, als bei Anderen, aber der Tag wird kommen.

Und sie hatte recht. In jeder Hinsicht. Wie so oft. Heute absolviere ich einen Kniehebelauf, bei dem ich die Knie abwechselnd nach vorne oben ziehe und den Oberschenkel dabei im 90° Winkel zum Oberkörper bringe. Ich komme dabei nur mit den Fußballen auf und schaffe es, die abgesteckte Strecke, die ich für jede Übung gleich lang mache, außer für das Tippeln am Anfang, komplett zu absolvieren.

Ein Wahnsinnstrainingserfolg!

Das ich das wirklich mal schaffe, mit dem Knie, was laut Arzt ja nicht noch mal laufen im Sinne von sportlich, lernen wird, ist großartig. Ich probiere auch gleich, ob das Anfersen ebenfalls bei jedem Mal klappt. Das mache ich nämlich meist im Dreier- Rhythmus und habe es langsam aufgebaut. Heute mache ich es auch kontinuierlich und das Knie macht prima mit. Kein ziepen, keine Schmerzen, einfach top.

Nach den Abschlußsprints, bei denen ich natürlich auf einen ordentlich Kniehub achte, trabe ich zurück zum Büro. Die Dusche im Anschluß geht flott und so sitze ich mit frischem, wachem Kopf am Schreibtisch und kann mich wieder dem Jahresabschluss widmen. Der hält am Nachmittag sicherlich auch ganz tolle Überraschungen für mich bereit.