Mit fertiger Konfirmationstorte sind wir in den hohen Norden gefahren. Der Coach hat für das Wochenende deshalb weder Schwimmen noch Radfahren in den Plan geschrieben. Denn zum Schwimmtraining gibt’s hier im näheren Umkreis zwar ein Hallenbad, aber es hat blöde Öffnungszeiten und zusätzlich ist es aufwendig und raubt Besuchszeit. Das Rad hat nicht ins Auto gepasst. Außerdem erleben wir in Deutschland gerade einen ordentlichen Kälteeinbruch und ob da draußen Rad fahren eine angenehme Alternative ist, das weiß ich nicht. Bei der Fahrt ins Tecklenburger Land waren die Höhen dicht verschneit und hier ist es auf jeden Fall extrem kalt.
Gut, dass ich mich mit den Laufklamotten entsprechend ausgestattet und die Tasche auch richtig gut gepackt habe. Bringt ja nichts, wenn man alles hat, aber es eben nicht benutzt, weil es daheim liegt. Mittlerweile packe ich meine Laufsachen immer extra. Wir haben also einen Koffer für Kleidung und ich habe einen extra Sportrucksack dabei. Da ist dann alles drin, was ich für das Training brauche. Also zum Beispiel auch meine Laufschuhe oder die Laufweste. Eben alles komplett. In dem Eventrucksack, den ich dafür auserkoren habe, findet natürlich auch meine Bandage ihren Platz. Und zwar statt des Laptops, den ich nicht hier reinpacke, für den aber ein Fach vorgesehen ist.
Meine Bandage, ein Exkurs
Seit Jahren laufe ich mit einer Bandage. Erst war, laut Arzt, an wirkliches Laufen gar nicht zu denken. Das Ziel war der Alltag, als ich 2019 aus der Praxis herausgetreten bin. Nichts weiter. Sportliche Ziele waren in weite Ferne gerückt. Die Genumedi PT Kniebandage, damals in Größe 7, sollte mir mit entsprechendem Training den schmerzfreien Alltag ermöglichen. Dass ich nun laufen gehen kann, ist einfach eine krasse Kombination aus Trainingsfleiß und Glück. Und wahrscheinlich ist Glück der größte Faktor gewesen.
So eine Bandage hält bei mir ein gutes Jahr. Ich habe erfreulicherweise immer zwei im Austausch und wenn die durchgenudelt sind, dann verschreibt mir mein Arzt im nächsten Jahr netterweise Neue. Von Größe 7, als ich die erste Bandage 2019 bekommen habe, bis zur Größe 5 aktuell. Jetzt ist mir vor ein paar Wochen die Bandagenverstrebung gebrochen. Nicht, in meinem Triathlontraining, sondern bei einer Übung, die ich zusätzlich für mein Knie mache. Übungen, die medi, der Hersteller meiner Bandage, im Beipackbüchlein samt Theraband aufgelistet hat. Ist die Verstrebung gebrochen, kann man die Bandage nicht mehr nutzen. Die Strebe sticht dann in die Weichteile und das ist ziemlich schmerzhaft.
Ich habe die Bandage also zur Reklamation ins Sanitätshaus gebracht und dort auch tatsächlich eine Austauschbandage erhalten. In Größe 5. Die Größe, die ich die ganze Zeit hatte. Auf dem Bild sieht man die alte Größe 5 rechts und den Austausch links. Auf Rückfrage bei der Herstellerfirma, ob das Design oder die Größentabelle verändert wurde, erhielt ich keine zufriedenstellende Antwort. Ich habe deshalb über Wochen mit dem Sanitätshaus die richtige Bandagengröße ermittelt, denn ganz offensichtlich hat sich die Ausführung der Bandage verändert. Ich kann es nicht nur sehen, das Material fühlt sich auch anders an und es verhält sich anders.
Die neue Ausführung der Bandage trage ich nun, nach wochenlangem hin- und herschicken, in Größe 3. Das ist doch ein gewaltiger Unterschied! Und das liegt nicht hauptsächlich daran, dass mein Bein seit Oktober letzten Jahres, wo ich die letzte Bandage der „alten Ausführung“ erhielt, so viel Umfang verloren hat. Das liegt an der Veränderung des Designs. Wirklich erstaunlich, dass das Unternehmen das anscheinend nicht selbst festgestellt hat und wenigstens darauf hinweist, statt einfach nur die gleiche Größe als Austausch zu schicken. Ich bin fassungslos. Vor allem deshalb, weil ich Kraft und Energie habe, so ein Thema zu verfolgen, es aber genügend Menschen gibt, die sich mit einem „das muss so sein“ abfertigen lassen.
So eine Ignoranz kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Vertrauen. Das muss man leider so schreiben.
Das Tecklenburger Land im Schnee
Da auf meinem Trainingsplan für heute ein nüchterner Lauf drin steht, stelle ich mir meinen Wecker früh, ziehe mich an und laufe direkt los. Im Hotel ist es um diese Uhrzeit noch still, selbst das Frühstück ist noch nicht aufgestellt. Meine Bandage sitzt gut. Tatsächlich sitzt sie sogar besser, als meine Bandage aus der alten Charge. Die Passform- und Materialveränderung war also für mich positiv. Außer natürlich, dass es lange dauerte, bis wir die richtige Größe ermittelt hatten. Aber das ist eben so, wenn man etwas richtig haben möchte. Da ist Ausdauer gefragt. So wie beim Training eben auch.
Heute ist das Dranbleiben ganz besonders gefragt. Der eiskalte Wind bläst mir ins Gesicht und ich bin froh, dass ich mich wirklich komplett auf einen kalten Winterlauf eingestellt habe, als ich meine Sporttasche packte. Das Stirnband und die Handschuhe tun mir jetzt wirklich gute Dienste, wie ich so gegen den Wind auf dem Bürgersteig und Radweg Dorf auswärts laufe. Natürlich wird der Wind noch etwas stärker, als die Häuser aufhören, aber der Gedanke an den Rückwind auf dem Rückweg, macht mir gleichzeitig Mut und Freude. Als ich nach der halben Zeit einfach umdrehe und zurücklaufe, weht es mich herrlich zurück über die Strecke.
Ein bisschen Schnee kommt runter und tatsächlich begegnet mir auch ein Auto. Hier in der dörflichen Region des Tecklenburger Landes ist wirklich sehr wenig los an einem Samstag früh. Zurück im Hotel ist alles immer noch leise. Der Zeugwart ist aber bereits wach. Ich ziehe mich aus und entledige mich meiner Bandage. Die sitzt ordentlich fest und stramm, was ein großartiges Laufgefühl ergeben hat. Dann springe ich unter die Dusche, wir ziehen uns an und spazieren zum Frühstück. Hoffentlich sind genügend Vorräte eingekauft, ich habe nämlich jetzt ordentlich Hunger.