Ich kann wieder 10 km am Stück laufen. Wie ich da hingekommen bin? Ich habe einige Möglichkeiten durchgespielt und mich dann für das Programm vom Garmin Coach entschieden. Mittlerweile laufe ich seit über 9 Jahren und hatte schon einige Trainingspläne und damit verbunden auch Trainer. Und ich finde, Training nach Trainingsplan ist am sinnvollsten. Natürlich ist jede Art der Bewegung gut, weil wir in der heutigen Zeit sowieso zu wenig Bewegung haben. Ein sinnvoller Trainingsaufbau und eine Abstimmung der verschiedenen Sportarten auf die individuellen Parameter eines Athleten, kann das Ergebnis allerdings deutlich besser ausfallen lassen als einfach nur Bewegung. Mittlerweile denkt jeder Sportler, dass er Ahnung von Trainingsplan – Gestaltung hat.
Der Unterschätze Beruf des Trainers
Gerade bei Läufern und Triathleten habe ich das nun schon öfter bemerkt. Obwohl es auch in diesem Bereich eine entsprechende Ausbildung für Trainer gibt und Fortbildungen nicht gerade selten und unter der Hand angeboten werden, denkt fast jeder, der schon mal einen Trainingsplan gesehen hat, dass er das auch selbst machen könnte. Erfreulicherweise entscheiden sich viele dann doch für die Beauftragung eines Profis, aber insgeheim ist es, glaube ich, weitverbreitet, dass ein Sportler von sich denkt, er weiß über die Trainingslehre Bescheid. Ich glaube das sogar von mir selbst. Allerdings kann ich relativ gut einschätzen, dass nur das Wissen um Belastung und Entlastung oder Lauf ABC Übungen mich doch nicht zu einem vollumfänglichen Trainer macht.
Und auch, dass ich den Unterschied der verschiedenen Belastungsbereiche kenne oder einen Schwimmstil in der Ausführung beurteilen kann, macht mich nicht zum Profi. In keinster Weise.
Ich könnte zwar an meiner eigenen Leistungsfähigkeit herrumdoktern, aber ich bin da realistisch. Wenn ich schon Zeit für das Training investiere, dann will ich ein möglichst gutes Ergebnis haben. Ich will nicht wochenlang einer Strategie folgen und dann feststellen, dass sie nichts gebracht hat. Oder ich womöglich verletzt bin. Das würde mich ärgern. Also habe ich mir ein paar für und wider Aspekte vor Augen geführt, ehe ich mich für den Garmin Coach entschieden habe.
Meine Erfahrungen mit dem Garmin Coach Programm
Das Garmin Coach Programm ist auf vielen Garmin Uhren verfügbar und ist kostenlos. Ehrlich gesagt war das für mich eine wesentliche Entscheidungshilfe. Etwas, was kostenfrei ist auszuprobieren fällt mir leicht. Und Garmin bringt die Coaching – Funktion auch ausgezeichnet rüber. Drei verschiedene, sehr bekannte, Trainer haben den Computer gefüttert und zusammen mit eigenen Parametern, die die Uhr* ermittelt, strickt das Computerprogramm einen individuell abgestimmten Trainingsplan. Ich bin ein guter Planbefolger und habe mir deshalb bei den vorgegebenen Einheiten nie Gedanken darüber gemacht, ob die sinnvoll sind. Die Freiheit einem Plan zu folgen und mir überhaupt keine Gedanken darüberzumachen, ob das, was ich jetzt mache, Sinn ergibt oder nicht, ist eine lieb gewonnene Freiheit. Eine, die ich nicht missen möchte.
Für mich hat die Arbeit mit dem Garmin Coach optimal funktioniert. Die Aufgabe des Plans war mich von 0 km laufen auf 5 km laufen am Stück und dann auf 10 km laufen am Stück zu trainieren. Das wurde erfüllt. Ich vermute, das liegt daran, dass ich mich genau an die Vorgaben gehalten habe. Was ich sonst von meinen Trainingsplänen mit lebendigen Trainern kenne, nämlich eine Angabe über die Trainingshärte, wurde beim Garmin Coach nicht angegeben. Ich habe also mein Ziel erreicht und kann 10 km durchlaufen und damit habe ich natürlich auch meine Fitness verbessert. Aber ob ich nun auch in einem für mich sinnvollen Trainingspulsbereich unterwegs bin, oder Schnelligkeit entsprechend trainiert habe, dass Zweifel ich an.
Geschwindigkeit und Pulsfrequenz
Der Garmin Coach hat in meinem Plan mit den Begriffen „locker“ und „schneller“ gearbeitet. Und ich laufe „locker“ in einem für den Grundlagenausdauerbereich viel zu hohen Puls. Wenn ich untrainiert bin und mit dem Laufen beginne, bin ich immer viel zu flott unterwegs. Ich habe zumindest noch keinen Laufanfänger getroffen, der so langsam unterwegs war, dass sein Puls im unteren GA1 Bereich rum tickt. Da muss man nämlich als Untrainierter meistens gehen. Und wer laufen möchte, der will auf keinen Fall gehen. Ich habe schon viele Walking – Einheiten und Gehpausen gemacht seit meinen Unfällen und bekomme dafür auch positives Feedback. Aber für die meisten Athleten, die laufen möchten, ist eine Geh-Einheit trotzdem keine wirkliche Option.
Laufanfänger sind meistens zu schnell unterwegs.
Und diesen Umstand fängt ein Computerprogramm einfach nicht ab. Nicht jeder ist diesbezüglich so leidensfähig wie ich. Nach meinen Unfällen bin ich durch extrem viele Tiefen gegangen, bis zum heutigen Tag. Ich habe bei vielen Wettkämpfen an der Seite gestanden, weil ich -immer noch nicht- fit genug dafür bin wieder selbst mitzumachen. Und wenn mich Gehpausen oder Walkingeinheiten weiter bringen, dann mache ich auch das. Ich verstehe aber jeden Athleten, der einen Lauf über eine einzige Meile im Garmin Coach Programm erweitert, weil 1,6 km eben eine vermeintlich zu kurze Trainingsdistanz sind. Weil man sich auch nie mit denen vergleicht, die weniger können, als man selbst, sondern immer mit den Profis. Mit denen, die fitter sind. Die sind der Maßstab.
Meine Entscheidung für den kostenfreien Garmin Coach bereue ich nicht.
Allerdings gehe ich davon aus, dass ich nun zwar die Distanz laufen kann, aber dass mein Herz-Kreislauf-System nicht so gut trainiert wurde, wie es mit einem richtigen Trainer der Fall gewesen wäre. In der Vergangenheit habe ich zumindest immer auch Anweisungen zu meinen Pulswerten im Plan gehabt und die waren basiert auf den Daten meiner aktuellen Leistungsdiagnostik. Es ging bei den richtigen Trainern also nie ausschließlich um die Bewältigung einer Distanz, sondern vor allem auch um den Aufbau meiner Ausdauer. Natürlich ist meine Ausdauer jetzt besser, weil ich jetzt eben 10 km am Stück laufen kann.
Ich bin sicher, ich laufe die Distanz für mein Leistungslevel zu schnell. Ein richtiger Trainer hätte mich sicherlich anders an die Streckenlänge herangeführt. Jetzt muss ich aber zugeben, dass mich vor allem der kostenfreie Teil des Garmin Coach Programms gelockt hat. Ohne zusätzliche Kosten, mit ein paar Parametern, die die Uhr zu meinem Trainingszustand liefert, einfach mal schauen, wie weit ich so komme. Das hat wirklich gut funktioniert. Und gerade in Zeiten der Kurzarbeit in diesem Jahr kam mir das auch gerade recht, dass ich keinen Trainer bezahlen musste. Corona macht sparsam. Zumindest auf eine bestimmte Art und Weise. Ist das aber vielleicht am falschen Ende gespart?
Die Lanze für die individuelle Trainingssteuerung und Betreuung
Gerade beim Triathlon ist ein sinnvoller Trainingsaufbau notwendig. Jeder Athlet ist individuell und nur, weil zwei das Gleiche leisten heißt das nicht, dass sie mit dem gleichen Trainingsplan erfolgreich sind. Es gibt so viele Unterschiede zwischen den Athleten. Viele sind offensichtlich, wie das Geschlecht, die Leistungsfähigkeit, die Größe, das Gewicht oder auch die Ambitionen. Aber einiges ist eher verborgen und bleibt es auch, bis ein guter Trainer danach fragt und das Training dann eben individuell auf die Lebensumstände anpasst. Es ist doch ein deutlicher Unterschied, ob man Schicht arbeitet, oder im Büro sitzt. Ob man den 30 km Arbeitsweg mit dem Auto oder mit dem Rad zurücklegt und ob das Wochenende für die Familie reserviert ist, oder man da prima trainieren kann.
Ein guter Trainer weiß viel von seinem Schützling und kann gezielt ermutigen oder bremsen. Anders, als ein Trainingsplan aus einer Zeitschrift, einem Buch oder eben dem Garmin Coach, der nur ein Computer-Algorithmus ist, kann ein Trainer herausnehmen und den Trainingsplan bei Bedarf anpassen. Den Garmin Coach kann man mit einem Klick pausieren. Egal aber, wie lang die Pause war, beendet man die Pause, geht der Plan an genau der gleichen Stelle weiter. Also da, wo er pausiert wurde. Kein langsamer Neueinstieg. Eben ein Computerprogramm. Nicht mehr und nicht weniger. Individualität hat natürlich ihren Preis und den muss man bereit sein zu bezahlen. Es gibt ja praktisch kein Hobby umsonst. Allerdings verstehe ich die Kritiker, die sagen, wer nicht um einen Treppchenplatz mitläuft, der braucht kein Geld für einen Trainer auszugeben.
Der Trainer, ein Familienmitglied
Auf der anderen Seite bringt es auch nichts seine Zeit mit Bewegung zu verbringen und nie zu erfahren, ob ein Treppchenplatz mit dem richtigen Training nicht vielleicht doch möglich gewesen wäre. Für mich ist ein Trainer allerdings auch immer ein Stück Freiheit, weil ich mich um den richtigen Aufbau meines Trainingsplans nicht kümmern muss. Nach dem Abstecken meiner Ziele gibt’s noch die Informationen zur zeitlichen Verfügbarkeit und der Rest wird praktisch serviert. Und dafür bezahle ich dann eben. Welchen Preis, das ist natürlich vom Trainer, seinem / ihrem Zeitaufwand und meinen Wünschen abhängig. Meine Recherchen haben ergeben, dass heutzutage ein monatlicher Betrag zwischen 70,- EUR und 300,- EUR absolut realistisch ist. Je nach gewünschter Betreuungsintensität.
Wobei ich auch an der unteren Grenze bereits ganz wunderbare Trainer – Athleten Konstellationen erlebt habe und ein höherer monatlicher Preis auf keinen Fall eine Garantie dafür ist, dass ich, als Athlet, damit erfolgreicher bin. Die Frage, wie viel Geld mir meine eigene Trainingssteuerung wert ist, die kann nur jeder für sich selbst beantworten. Und eine allgemeine Regel dafür gibt es nicht. Wer bei Anderen beurteilt, ob es Sinn ergibt, einen Trainer zu beauftragen oder ob es nicht auch ein regelmäßiger Lauf um die vier Ecken tun würde, der mischt sich ein, in etwas, was man von Außen einfach nicht beurteilen kann. Weil wir vielleicht das Ziel des Athleten und die Umstände nicht kennen.
Und gerade im Sport stelle ich oft fest, dass Träume mit Geld nicht zu bemessen sind.
Was ist ein Olympiasieg wert? Für welches Preisgeld lohnt sich die Quälerei? Und wiegt das Preisgeld und der Ruhm dann tatsächlich die Trainingszeit, den Verzicht oder die Verletzungen auf? Das kann nur der Athlet für sich selbst beantworten. Und damit steht und fällt auch der Wert, den der Athlet seinem persönlichen, individuellem Trainer zugesteht.
Wer seinen Erfolg auch in die Hände von Anderen legen kann und darauf vertraut, dass das, was der Trainer vorgibt, das Richtige ist, erkennt den Mehrwert, den ein individueller Trainer bietet. Und das relativiert dann den monatlichen Preis, auch für Altersklassenathleten jeglichen Leistungslevels. Denn gesund Leistung aufzubauen, gezielte Trainingseinheiten zu absolvieren, um an Schwachstellen zu arbeiten und zusätzlich vielleicht noch Tipps zur Ernährung oder zu Erholungsphasen zu erhalten, das ist Vertrauens- und Erfahrungssache. Und deshalb absolut seinen Preis wert.
Fazit zum Garmin Coach Trainingsplan
Den Garmin Coach kann ich empfehlen. Ich wollte mit dem Programm 10 km am Stück laufen lernen und das hat geklappt. Hier könnte das Fazit bereits beendet werden. Der Plan war für mich erfolgreich, wenn ich rein die Distanz betrachte. Und nur darum ging es bei dem Plan. Mit einem individuellen Trainer hätte es vielleicht länger gedauert, weil ich viele Einheiten anders absolviert hätte. Vermutlich langsamer und damit zeitlich länger, aber weniger Distanz. Wie es nun für mich weitergeht, das entscheide ich in den nächsten Wochen.
Für Laufanfänger würde ich trotzdem immer die Beauftragung eines Trainers empfehlen. Jemand, der auch auf den Laufstil schaut und individuell beraten kann. Im Garmin Coach gibt’s zwar Videosequenzen auf Englisch, aber wer noch keine Ahnung vom Lauf ABC hat, dem ist damit nicht gut geholfen. Dann macht man eher was falsch, als dass man erfolgreich ist.
Trotz dass ich weiß, dass es mit Trainer besser wäre, mache ich erst mal alleine mein Ding. Laufen und Fahrrad fahren steht auf dem Programm. Und Athletiktraining. Ein Trainer hat bei mir im Moment einfach nicht den Spielraum, den er braucht um meinen Plan zu steuern. Wenn ich die Vorgaben zum zeitlichen Aufwand zu eng vorgebe, dann macht der Trainer zwar seinen Job, aber ich schränke ihn zu sehr ein. Und ob es dann möglich ist, das Beste aus dem Trainingsplan herauszuholen, das bezweifle ich. Also geht’s für mich erst mal ohne Trainer ins neue Jahr. Ich laufe zum Vergnügen, bis die 10 km etwas gefestigt sind. Dann mache ich eine Leistungsdiagnostik und dann schaue ich weiter.
Der große Traum vom Ironman ist weiterhin in meinem Kopf und dafür möchte ich auf jeden Fall entsprechende Unterstützung.