Die Nacht im veganen Hotel Nicolay an der Mosel war erholsam. Obwohl unser Zimmer zur Straße rausgeht, haben wir ganz gut geschlafen. Nachts hatten wir die Balkontür auf, was dank Fliegengitter keine unbeliebten Besucher ins Zimmer gelassen hat, und am frühen Morgen, als der Verkehr dann am Hotel verstärkt vorbeifuhr, haben wir die Tür einfach wieder zugemacht. Im Hotel Nicolay trägt man sich am Vorabend für eine Frühstückszeit ein. Das dient dazu, dass die zweite Frühstücksschicht das gleiche Angebot bekommt, wie die, die früh beim Frühstück sind. So hat es Johannes Nicolay uns gestern bei der Zimmerschlüsselübergabe erklärt. Wir haben uns heute für das späte Frühstück entschieden. 

Als wir um kurz nach halb zehn in den Frühstücksraum kommen ist vom gleichen Angebot noch nichts zu merken. Unser guten Morgen wird nicht erwidert, was für ein Hotel ungewöhnlich ist. Manche Marmeladentöpfchen bleiben auch über meine gesamte Frühstücksdauer leer. Der vegane Käse ist ebenfalls leer, aber ich bekomme aus der Küche zwei Scheiben gebracht, was ich sehr nett finde. Es gibt ein paar Sorten Tee, die im Frühstückspreis enthalten sind und weitere 8 oder 9, die einen Aufpreis von 4,50 EUR pro Beutel kosten. Selbstgemachte Aufstriche fehlen mir, darauf hatte ich mich gefreut.

Natürlich bin ich mit bestimmten Erwartungen an das Frühstücksbuffet gegangen und die wurden nicht erfüllt. Ich glaube, es begann bei mir schon damit, dass ich die Servicekraft begrüße und von ihr schlichtweg ignoriert wurde. Das beste Konzept nützt eben nichts, wenn es nicht durch Alle gleichermaßen gelebt wird. 

Moselsteig

Nach dem Frühstück tragen wir uns für morgen gleich in die Frühschicht der Frühstücker ein. Dann ziehen wir uns an und starten unsere Wanderung direkt vom Hotel aus. Wir wollen heute über Teile des Moselsteigs laufen, hoch hinaus, durch die Weinberge und bis zur Hochmoselbrücke, die zweithöchste Straßenbrücke Deutschlands. Die 158 Meter klingen vielleicht nicht nach viel, aber wenn man von unten zur Brücke aufschaut, ist sie wahnsinnig hoch. Und wenn man dann auch noch auf die Höhe laufen möchte, dann geht es, aus meiner Sicht, schon ordentlich zur Sache. Zumindest auf dem Weg, den wir für heute ausgesucht haben. 

Vom Hotel geht es für uns über die Moselbrücke von Zeltlingen und dann am Kloster Machern vorbei. Wir steigen den Klosterberg hinauf und arbeiten uns dann durch die Weinberge, den Moselsteig entlang. Vom Weg aus gibt es immer wieder grandiose Aussichten, vor allem auf die Hochmoselbrücke und natürlich auf den Fluß, der sich durch die Landschaft schlängelt. Es ist heute unfassbar heiß und so ein Weinberg bietet praktisch kaum natürlichen Schatten. Erfreulicherweise hat man auf dem Moselsteig doch eine Hütte aufgestellt und es finden sich auch ein paar Baumgruppen. Ansonsten laufen wir aber weitgehend in der Sonne. 

Schuhexkurs

Ich habe für diesen Urlaub auf meine Bergwanderstiefel verzichtet und nutze stattdessen Trailrunningschuhe. Seit einigen Monaten trage ich die Schuhe von Joe Nimbel und habe mir, weil ich mit den Straßenschuhvarianten so zufrieden bin, nun auch die Trailschuhe gekauft. Der Trailrunningschuh ist im Prinzip ein leichter Wanderschuh mit gutem Profil. Und der große Vorteil ist, dass diese Variante, gegenüber meinem Wanderstiefel, wirklich federleicht ist. Hier an den doch recht steilen Anstiegen beweisen die Schuhe auch gleich ihren guten Grip, was mich sehr freut. Nichts ist schlechter, als ständig wegzurutschen. 

Wo es rauf geht, geht’s auch runter.

Nachdem wir die Höhe der Hochmoselbrücke erreicht haben, geht der Weg im Prinzip immer nur Berg ab. Wir schlendern nun fast leichtfüßig durch die Weinberge. Der Anstieg bei über 30°C war doch anstrengender, als erwartet. Natürlich haben wir Wasser dabei und stoppen auch regelmäßig, um zu trinken. Trotzdem schicke ich einige Stoßgebete gen Himmel, dass das Kloster eine Wirtschaft und die Montags keinen Ruhetag hat. Der Parkplatz ist zwar irgendwie erschreckend leer, aber als wir den Klosterberg wieder hinunter spazieren, sehen wir die Autos auf dem anderen Parkplatz und es ist klar, wir können einkehren. 

Ich starte meinen Klosteraufenthalt mit einer großen Apfelsaftschorle. Die Servicekraft ist unheimlich zuvorkommend und super freundlich. Sie sieht, dass wir durstig sind und es scheint, als bekommen wir unser Getränk extra schnell. Anscheinend sind wir hier gern gesehene Gäste. Nachdem wir gut gestärkt sind, spazieren wir noch durch ein kurzes Waldstück und sind dann schnell wieder auf der anderen Moselseite und im Hotel zurück. Das hat heute einen offiziellen Ruhetag, so dass wir durch den Seiteneingang hineinkommen und mit dem Aufzug direkt in unsere Etage fahren können. 

Abendessen täuschend echt

Das Abendessen findet an den Hotelruhetagen um 18:30h statt und wir sind deshalb pünktlich unten. Hier werden wir heute von einer patenten Dame begrüßt, die uns einen anderen Tisch zuweist, als der, an dem wir gestern gegessen haben. Bis wir unsere Getränkewünsche aufgeben können vergeht eine gute halbe Stunde. Nach weiteren 20 Minuten haben wir dann unser Getränk. Um 19:30h geht es mit dem Abendessen los, auch heute gibt es wieder ein Menü, das feststeht. Begonnen wird mit einer Cazpacho. Meine Suppe ist eiskalt und noch gut angefroren. Der Zeugwart hat einen dreckigen Löffel, was ja immer mal passieren kann, dass er einen neuen haben möchte, muss er aber erklären, was ich irgendwie besonders finde. 

Das Hauptgericht ist ein veganer Wildgulasch mit Klößen und Rotkraut. Das wundert mich. Nachgemachtes Fleisch habe ich irgendwie nicht erwartet. Woraus der vegane Gulasch besteht, erfahre ich nicht. Von der Konsistenz verhält es sich aber genau, wie Gulaschfleisch und auch der Geschmack passt. Als Nachtisch gibt es Vanilleeis in roter Grütze. Da ich allergisch gegen Erdbeeren bin, was wir gestern der Servicekraft mitgeteilt hatten, bitte ich darum, dass ich nur Eis bekomme. Als mein Teller wieder kommt gibt es darauf zwei Kugeln Eis. Und eine ist klar rötlich, wurde also von der roten Grütze runtergenommen. Der Zeugwart findet in seiner roten Grütze einige Erdbeeren. 

Nach einem sehr schönen Tag an der Mosel blicken wir von unserem Hotelbalkon noch eine Weile auf den Mond, der über der Schleuse aufgegangen ist, ehe wir ins Bett gehen.