Um Himmels Willen, was habe ich für Muskelkater. Es ist wirklich nicht mehr feierlich und ich habe das Gefühl, als sei ich vorgestern seit Wochen das erste Mal wieder gelaufen. Meine Oberschenkel bringen mich um. Gestern Abend, nach meinem Athletiktraining, bin ich schon kaum von der Matte hochgekommen. Der Zeugwart musste mich förmlich aufheben, sonst wäre ich zur Couch nur noch auf allen vieren (was ja bekanntlich mit meinem Knie schwierig ist) zurück gekommen. Keine schöne Vorstellung. Und auch heute merke ich jeden Schritt. Jede Treppenstufe flößt mir Angst ein und ich überlege lieber noch mal ganz genau, ob ich wirklich hoch oder runter steigen muß. Wann haben mir meine Oberschenkel zuletzt so weh getan?

Ich kann mich nicht erinnern. Das ist eigentlich nichts besonders, weil ich kein besonders gute Gedächtnis habe, aber in diesem Fall bin ich sicher, dass ich mich erinnern könnte, wenn es noch nicht ewig her wäre. Es ist aber wirklich schon extrem lange her. Muskelkater gehört bei mir sowas von der Vergangenheit an, bis jetzt. Schwere Beine habe ich ab und an mal, vor allem nach unseren Radausfahrten, aber Muskelkater? Schon lange nicht mehr.

Für heute schreibt der Trainer einen 30 Minuten Lauf auf den Trainingsplan und weil der Wetterbericht heute früh wieder zahlreiche Schauermärchen kund getan hat, entschließe ich mich dazu mein Laufzeug mit ins Büro zu nehmen. Ob ich an einem Freitag dann tatsächlich dazu komme in der Mittagspause laufen zu gehen, weiß ich natürlich nicht, aber so bin ich auf jeden Fall vorbereitet. Und wegen der desaströsen Vorhersage packe ich auch gleich meine Regenjacke mit ein. Das Wetter soll ja nur am Vormittag schön sein und dann sollen die Regenwolken aufziehen und es wird nass. Und dann sogar gewittrig. Heute Abend laufen könnte also durch ein Gewitter versaut werden. Muskelkater und Gewitter paßt schon gar nicht zusammen.

Der Vormittag verläuft blitzschnell. Vollgestopft mit regelrechten Scheißaufgaben und gespickt mit überflüssigen Telefonanrufen ist es auf einmal 12:10h. So schnell kann die Zeit vergehen, wenn man trotzdem liebt, was man abarbeitet. Auch wenn es Scheißaufgaben sind. Ehe ich mich jetzt aber in die nächste Nessel reinarbeite, beschließe ich, dass ich das Lauftraining jetzt einfach einschiebe. Also flott umgezogen und schon bin ich unterwegs. Ich laufe heute ein bischen anders als sonst, wenn ich hier auf der Arbeit laufen gehe. Einfach, weil ich denke, Veränderung bringt neue Perspektiven und es kann nicht schaden, wenn man einfach mal die Blickrichtung ändert. Es geht erst ein bischen wellig durch unwegsames Terrain über die Felder und an frauhohen Rapspflanzen vorbei. Trete ich einen Schritt in das Rapsfeld rein, bin ich weg. Buchstäblich. Der Raps ist hoch und würde mich einfach verdecken.

Regenwolken

Im strahlenden Sonnenschein laufe ich meine Runde. Mein Blick geht allerdings immer öfter nach oben, denn am Himmel ziehen sich Wolken zusammen. Ich habe mein Ziel stets im Blick, weit weg vom Büro bin ich nicht, trotzdem würde es reichen um ordentlich nass zu werden, wenn der Regen beginnt. Erfahrungsgemäß regnet es ja auch nicht nur ein bischen, wenn ich unterwegs bin… und meistens beginnt es, wenn ich am weitesten von daheim bzw. vom Ausgangspunkt zurück bin. Meine Regenjacke habe ich wegen des strahlenden Sonnenscheins natürlich auch nicht mit zum laufen genommen. Ich bleibe also wachsam. Trotzdem hänge ich noch eine kleine  Schleife dran und laufe dann gegen den Wind zurück. Erst durfte ich mich überwinden mit dem Muskelkater zu laufen… und jetzt auch noch Gegenwind. Heute bekomme ich es aber richtig. Wenn es jetzt auch noch regnet, dann ist aber was los.

Bis ich zurück am Büro bin strahlt die Sonne weiter vom Himmel. Die Wolken verdichten sich zwar, aber ich kann mich im strahlenden Sonnenschein noch schön dehnen und strecken, ehe ich zur Dusche marschiere. 4,6km in 30Minuten sind für meine muskelkatergeplagten Oberschenkel auch nicht so schlecht. Als ich in meinen Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt habe und im nächsten Termin sitze, beginnt das Gewitter. Der Regen prasselt auf die Autos runter, als wenn es kein Morgen gäbe und die Sonne ist verschwunden. Lohnt sich ja jetzt auch nicht mehr, mit dem Scheinen, immerhin bin ich ja bereits gelaufen. Mein Timing war heute wirklich perfekt. Ich bin gespannt, ob ich das noch mal so hinbekomme.