Obwohl alle meine Freunde am 11. September vor 18 Jahren Glück hatten und entweder zu spät zur Arbeit kamen oder einen Auswärtstermin hatten, ist dieser Tag in meinem Kopf eingebrannt. Alles, was ich tat, als die ersten Nachrichten überschwappten, weiß ich noch ziemlich genau. Mit wem ich zusammen war, wie ungläubig ich auf den Frankfurter Messeturm, der damals direkt vor meinem Bürofenster stand, geschaut habe und wie ich die weiteren Ereignisse des Tages dann wahrgenommen habe.

Es gibt wenige Zeitgeschehen, die ich so bewusst und so ungläubig, so schockiert und so nah und doch so fern erlebt habe. Das kann einerseits heißen, dass es generell wenig Zeitgeschehen gab, oder dass der Einsturz des World Trade Centers eben etwas ganz besonderes gewesen ist. Ich war bei meinem Auslandsjahr 1995 mehrfach in den Türmen und habe Verwandte meiner Gastfamilie im Büro besucht, war oben im Restaurant und in der großen Unterkellerung. Es ist nicht so, dass ich das alles besonders schön fand, aber komisch ist es doch, wenn man jetzt auf New York City blickt und so ein großer Gebäudekomplex nicht mehr da ist.

Nebelhoffnung

In der Hoffnung, dass die Amerikaner heute in Ruhe ihrer Toten gedenken können und die Welt keine Überraschung erlebt, ziehe ich mich gleich heute früh an um walken zu gehen. Der Herbst hat es mittlerweile ganz klar geschafft, den Sommer zumindest am Morgen von der Bildfläche zu verdrängen und so trete ich in den nebelverhangenen Sonnenaufgang. Das Feld hängt voller Spinnennetze, die wahrscheinlich immer da sind, aber der Altweibersommer macht sie eben sichtbar. Wenn auch nur für wenige Stunden, bis der Tau getrocknet ist und der Nebel von der Sonne vertrieben wurde.

Das Walken klappt heute nicht ganz so gut. Mein Knie tut mir etwas weh, wobei es mit zunehmender Schritteanzahl besser wird. Sport ist eben alles andere als ungesund und gerade meine Oberschenkelmuskulatur und das Knie wissen das am Allerbesten. Ich brauche also etwas, um in den richtigen Tritt zu kommen, aber dann läuft es. Nicht nur die kühle Morgenluft tut gut. Auch der Kniehub, das Marschieren, die schöne Stimmung des Altweibersommers und zu guter Letzt auch dass ich überhaupt hier bin und nicht einfach zur Arbeit gefahren bin. Den Sport heute früh einzubauen, war eine ziemlich schlaue Idee.

Chaos auf den Straßen

Verkehrstechnisch rühmt sich das Rhein-Main-Gebiet heute mal wieder nicht mit guter Organisation oder schnellen Wegen und so ist das total passend, dass ich die Abfahrt noch etwas hinauszögere. Die Morgenstimmung passt zu den zahlreichen Meldungen über den 18. Jahrestag, aber erfreulicherweise wird es heute sonnig und so schiebt sich die Wärme und Helligkeit schnell über den Nebel hinweg und bringt mich auf fast schon sommerliche Gedanken.