Meine langjährige, sehr lieb gewonnene, Kollegin habe ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Unser Büro ist immer nur mit sehr geringer Besetzung gefüllt und wir waren nie zusammen dort. Und einfach ein Geschenk auf ihren Platz stellen finde ich blöd. Also fahre ich heute mal nach Seligenstadt und beschließe, für die Laufszenenabwechslung, dort auch gleich eine Runde zu drehen. Wo ich laufen gehe, ist ja eigentlich egal und wenn man mal eine neue Strecke läuft, ist das auch ganz schön. Ich plane eine Runde, die etwas über 7km lang ist, mit der Hilfe von Komoot. Beim Wandern und beim Rad fahren war das bisher immer eine ganz gute Taktik.

Beim Wandern ist man ja deutlich langsamer unterwegs und beim Rad fahren nutzt Komoot offensichtlich ein komplett anderes Streckennetz. Ich parke also mein Auto, gebe das Geschenk ab und sorge dafür, dass das Haus meiner Kollegin auch mal richtig durchgelüftet wird. Wir stehen nämlich ein bisschen bei geöffneter Haustür. Dank Corona, sie drinnen, ich draußen. Dann laufe ich los. Mein rechter Kopfhörer macht keinen Mucks, aber vielleicht berappelt er sich ja noch?

Ich trabe nach den Anweisungen von Komoot los und kreuze erst mal einen total verschlammten Golfplatz in Seligenstadt. Das war für mich so nicht ersichtlich, aber passt schon. Die Golfer sind schwer mit ihren Abschlägen beschäftigt und sinken auf dem vollkommen durchweichten Rasen ähnlich ein, wie ich auf dem Weg, der hier mitten hindurch führt. Überall gibt’s Hinweisschilder, dass ich mich in Lebensgefahr befinde, weil Golfbälle umher fliegen. Ja. Das sehe ich. Der Weg ist mit großen Pfützen gespickt und ich einmal mehr frage ich mich, warum mein Lieblingslaufschuh zwar als Tarifmodell hergestellt wird, aber keine wasserdichte Membrane eingebaut hat.

Da ist doch ein Konstruktionsfehler! Ganz klar.

Vor allem, wenn man die Wegführung nicht kennt und der Komoot Empfehlung folgt. He he. Ich laufe durch ziemlich tiefen Schlamm und nassen Wiesen. Es ist beeindruckend, was das Computerprogramm als Laufweg ansieht. Vielleicht ist das aber natürlich bei trockener Witterung anders. Daran hätte ich ja auch mal denken können. Aber die direkte Wegebeschaffenheit habe ich natürlich heute früh, als ich den Lauf flott zusammengestellt habe, nicht überprüft. Ich laufe also durch den Matsch. Und dann komme ich zurück nach Seligenstadt  und soll durch eine Kleingartenanlage laufen. Die Törchen sind aber verschlossen. Und drüber klettern ist keine Option.

Ich laufe einfach weiter bis zur Bahn und schau dann mal, ob ich dort entlang laufen kann. Das funktioniert auch ganz prima und die Wege hier sind zumindest so geschottert, dass ich nicht im Matsch unterwegs bin. Zurück in der Stadt finde ich dann auch recht flott meinen Parkplatz und ziehe die nassen Laufklamotten aus. Denn natürlich hat es die letzten 2 Kilometer kräftig geregnet. Einfach deshalb, weil es auch Schnee sein könnte, es aber mit 13°C dafür eben zu warm ist. Schnee an Weihnachten gehört ja wohl eigentlich dazu. Zumindest redet man sich das ja immer ein. Allerdings gab es das ja bisher eher selten. So extrem dazugehören tut es also dann wieder doch nicht.