Nachdem wir gestern Abend erst durch den Verkehr zu Lovis und ihrem Räuberhauptmann vorgearbeitet haben und dann noch in die Tradition der fränkischen Geburtstagsfeier eingewiesen wurden, geht es heute zum Nikolauslauf Forchheim. Ich war natürlich auch schon mal deutlich fitter, weil so eine fränkische Feier ja nun wirklich sehr laut, stimmungsvoll, lustig und auch lehrreich ist. Aber wie um Himmel’s Willen hätte ich denn gestern Abend früher heimgehen sollen?

Franken feiern

Lovis‘ Freunde haben den Zeugwart und mich ganz selbstverständlich mit aufgenommen. Wir haben spontan dazugehört, obwohl wir weder Franken sind, keinen Alkohol trinken und nur einen winzigen Bruchteil der Anwesenden überhaupt gekannt haben. Nachdem gefühlte 70 Mal angestoßen wurde, sind wir also recht spät ins Bett gekommen. Deshalb bin ich heute entsprechend gerädert, als wir gegen 11:30h auf dem Weg nach Forchheim sind. Allerdings kommt nicht laufen natürlich nicht in Frage.

Das bisschen Müdigkeit bringt mich nicht zum kneifen! Der Zeugwart und ich melden uns also in Forchheim nach und erhalten auch prompt unsere Startnummern. Der Hobbylauf, wie der 5km Lauf hier liebevoll genannt wird, startet um 13h und ist heute mein Lauf der Wahl. Nicht, dass ich in letzter Zeit oft 5km gelaufen wäre, aber immerhin habe ich mich ganz langsam an diese Distanz herangearbeitet. Und heute will ich einfach am Stück laufen. Um mehr geht es nicht. Die Zeit ist egal, es wird durchgelaufen.

Laufen heißt: es gibt eine Flugphase.

Nachdem alle Tricamper sich eingefunden haben, alle Startnummern abgeholt und alle Vorbereitungen weitestgehend abgeschlossen sind, ist es auch ratz fetz 12:45h und damit klar, dass wir uns dringend aus den Klamotten schälen, und das Wettkampfoutfit anlegen müssen. Dafür ziehe mich nichts an, ich ziehe mir die warmen Klamotten aus und bin dann auch schon fertig. Für den Kopf gibt’s keine Mütze, sondern nur einen Buff über die Ohren und schon sind wir auf dem Weg zum Start. Der Zeugwart und ich laufen uns gemeinsam eine Stadionrunde ein, weil man das sinnvollerweise eben so macht.

Dann stellen wir uns in die Startaufstellung vom Nikolauslauf Forchheim und irgendwie geht’s dann auch gleich schon los. Ich bemühe mich nicht zu überzocken. Das habe ich früher oft gemacht. Ich bin dann immer viel zu schnell los, weil ich. mich immer nach vorne orientiert habe und nach dem ersten Kilometer war ich bereits fix und fertig und dann ging es schnell Berg ab mit der Kondition und mit dem Durchhaltevermögen. Und weil Forchheim ja irgendwie ein Neustart ist, nach all dem Mist, will ich also mal ausprobieren, wie es sich neu läuft.

Mein Spray habe ich rechtzeitig genommen, die Bandage sitzt gut und in meinem Kopf gibt’s einen Plan. Und zwar einen vom Durchhalten. Am Stück laufen ist heute das Ziel. Los geht’s.

Nach der Stadionrunde geht’s beim Nikolauslauf Forchheim raus durch den Sportpark, eine Brücke hoch und dann um einen See entlang. Der Lauf besteht aus zwei Runden und man quert einmal das Stadion. Ich laufe und denke ans Durchhalten. Die Brücke hoch mache ich kleine Schritte, die Brücke runter lasse ich es laufen, ich laufe und laufe und laufe. Als ich die erste Runde fast beendet habe und ins Stadion abbiege, rennt der Sieger an mir vorbei. Krasser Typ. Rennt also doppelt so schnell wie ich, richtig cool.

Und als ich nich so über ihn freue und darüber, dass er doch so flott unterwegs war, biegen vor mir zwei Läuferinnen nach links ab. Das ist aber nicht die Laufstrecke. Die Beiden laufen einfach eine Abkürzung! Als würde es hier um irgendwas gehen. Das ist doch unglaublich. Um meine Platzierung geht’s hier nicht, die ist eh weit hinten und war ja sowieso nie entscheidend. Es geht um die Menschen an sich. Betrüger gibt’s also überall. Sogar im beschaulichen Forchheim bei einem 5km Hobbylauf mit 8 EUR Startgebühr.

Was stimmt denn da nicht?

Ich werde bei der Durchquerung des Stadions frenetisch angefeuert und freue mich diebisch. Vor mir läuft immer noch Sarabi, die ich zwar nicht einholen werde, aber nicht aus den Augen verliere. Ich laufe schön aufrecht, weil ich das ja nun seit dem Camp mit Gerald gut geübt habe und ich bemühe mich, auch die Füße ordentlich zu heben. Schließlich soll sich auch das Lauf ABC lohnen, wo ich es ja immerhin öfter mal absolviere.

Nach dem Stadion werde ich noch vom Sugardaddy angefeuert, der mir ganz bereitwillig die Anfeuerung zurückgibt, die er von mir in der Vergangenheit oft bekommen hat. Ich fühle mich großartig! Es ist einfach klasse, angefeuert zu werden. Ich renne wie beflügelt weiter, achte auf die aufrechte Körperhaltung, nutze den Armschwung und laufe so angestrengt, aber glücklich in die zweite Runde.

Rangearbeitet

Ich überhole sogar einige Läufer, die mittlerweile ins walken übergegangen sind und bekomme von ihnen zugerufen, dass sie mich schon wieder einholen werden. Das glaube ich zwar nicht, dafür habe ich mich über die letzten Minuten einfach zu konsequent an sie herangearbeitet und gesehen, wie schwer ihnen das weitermachen fällt. Ich bin also total sicher, dass diese Läufer mich nicht mehr einholen und laufe einfach konsequent meinen Tritt weiter. Aufrecht und zufrieden.

Natürlich atme ich mittlerweile schwerer, allerdings strenge ich mich ja auch an. Und obwohl mein Kopf mal darüber nachdenkt, dass eine Gehpause sicherlich besser für meine Atmung wäre, weiß er insgeheim, dass eine angestrengte Atmung nicht per se etwas schädliches ist. Wenn man Sport macht, gehört das einfach dazu und auch meine Lunge kann das! Sie ist top gesund und prima trainiert… und das bisschen Mechanik ist toll ausgetrickst. Für eine Gehpause gibt’s also gar keinen Grund. Und so laufe ich weiter.

Immer einen Schritt vor den Anderen.

Und wie ich da so laufe, immer weiter und mittlerweile schon wieder in Hörweite des Ziels vom Nikolauslauf Forchheim, weiß ich, dass es noch einen Schlenker gibt, den noch mal vom Ziel wegführt. Das ist irgendwie fies, aber man muß ja auch auf die entsprechende Distanz kommen, das ist auch klar. Die zwei Walker vor mir, die sicherlich auch mal als Läufer in diesen Hobbylauf gestartet sind, drehen ihre Startnummern auf den Rücken und laufen an der Engstelle, wo sich die Runde wieder in Richtung Ziel schlängelt, einfach weiter. Und bleiben nicht auf der Strecke.

Aha.

Ich schau mich noch mal um und sehe, dass die beiden nun tatsächlich wieder angelaufen sind. Die abgekürzte Strecke ist nicht super lang, aber natürlich spart man sich bestimmt 500m, wenn man die Schleife nicht läuft. Und noch ehe ich selbst ins Stadion abbiege frage ich mich, was die Menschen antreibt, die einen 5km Hobbylauf abkürzen. Und dann biege ich ins Stadion ab und schließe zu der jungen Frau auf, die genau vor mir läuft. Ich sage ihr, dass wir jetzt einen Schlußsprint machen, weil das eben einfach dazugehört.

Stimmung zu kochen

Meine Tricamper sind über das Stadion und die ganze Tartanbahn hinweg zu hören. Sie machen ein Spektakel, als würde der Sieger jetzt erst kommen. Es ist einfach grandios und beflügelt mich ungemein. Ich finde es richtig cool und bin wieder einmal ganz sicher, dass die Tricamp Familie bei solchen Veranstaltungen einmalig ist. Alle für einen und jede Leistung wird gewürdigt. Die Stimmung ist toll und ich habe die junge Dame einfach so abgehängt. Aufrecht und sehr zufrieden laufe ich ins Ziel.

Ich bin den 5,3km langen Hobbylauf beim Nikolauslauf Forchheim komplett durchgelaufen. Mit geradem Rücken, guter Atmung und guten Fußaufsatz. Es war anstrengend, natürlich. Immerhin bin ich schon eine ganze Weile nicht mehr so lange am Stück gelaufen. Allerdings hat es sich auch total gelohnt, weil es richtig viel Spaß gemacht hat und ich genau das Ziel erreicht habe, das ich mir vorgenommen hatte. Ich wollte durchlaufen und das habe ich gemacht. Das ist ein sehr schöner Start in das Tricamp Nikolauswochenende! Vor der Feier heute Abend, muß ich noch mal auf die Couch, das ist sicher.