Auf meinen Trainingsplan hat Coach Amy heute spektakuläre 5,63km am Stück drauf geschrieben. Da der Tagesplan für heute ziemlich umfangreich ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Wecker früh zu stellen und noch vor dem Frühstück aufzubrechen. Nüchtern ist vielleicht keine gute Option, also stecke ich mir noch so ein Energiegummibärchen zwischen die Zähne und denke, dass ich damit gut vorbereitet bin. Wir sind später zum Frühstück verabredet, also will ich um 7:30h los.

Erfreulicherweise hat der Räuberhauptmann gestern angekündigt, dass er mich begleiten wird. Ob er seine Balance trainiert, weil er mit dem Fahrrad versucht meine Geschwindigkeit zu halten, oder ob er mit läuft, das hat er nicht gesagt. Nüchtern wird er auf jeden Fall ebenfalls sein. Das ist zumindest sicher. Bis kurz vor unserem Aufbruch entscheidet sich der Räuberhauptmann noch mal um und zack stehen wir beide in Laufschuhen auf der Straße. Der Räuberhauptmann läuft erst seit einem halben Jahr regelmäßig, er scheint aber ein Talent zu haben. Mittlerweile läuft er regelmäßig Halbmarathons und das teilweise mehrfach im Monat.

Begleitung mit verhärteter Wade

Ich bin mir also nicht sicher, ob ich die richtige Begleitung für ihn bin, aber das wird er einschätzen können. Seit ein paar Tagen klagt er über eine verhärtete Wade, die sich nach einem Krampf noch nicht ganz erholt hat. Meine Geschwindigkeit könnte also genau das richtige Training für des Räuberhauptmanns Wade sein. Oder auch genau das Falsche. Das werden wir erst nach dem Lauf feststellen. Wir traben gemeinsam los, als meine Uhr das Eingehen mit ihrem Vibrationsalarm beendet. Die Strecke kenne ich und hätte sie sicherlich auch alleine gefunden.

Trotzdem ist es viel schöner, dass der Räuberhauptmann mich begleitet. Er ist wirklich gut trainiert und kann deshalb mitlaufen. In meinem Tempo. Nüchtern oder nicht ist für meine Geschwindigkeit anscheinend irrelevant. Ich trabe so, wie immer und nutze die Energiegummibärchen anscheinend prima aus. Was will man mehr? Die ersten drei Kilometer merke ich gar nicht. Sie vergehen wirklich, wie im Fluge. Ohne nennenswerte Anstrengung. Ziemlich cool. Der Garmin Coach hat mich also in den letzten Wochen wirklich zu einem deutlich fitteren Läufer gemacht.

Anstrengung auf dem Plan

Kilometer 4 und dann erst recht Kilometer 5 merke ich  deutlicher. Ich kann zwar die Geschwindigkeit beibehalten, allerdings muß ich mich deutlich anstrengen um durchzuhalten. Da das ganze hier von Coach Amy aber natürlich auch als Trainingseinheit tituliert wird, und nicht als lockerer Entspannungslauf an einem Samstag morgen, passt das schon. Der Räuberhauptmann muß sich natürlich überhaupt nicht anstrengen. Aber der ist natürlich auch deutlich besser trainiert, als ich. Und zusätzlich will er Marathon laufen, und ich nur 5km am Stück. Warum dann übrigens solche Überdistanzeinheiten in meinem Plan stehen, das weiß ich tatsächlich nicht. Sicherlich wird sich der Coaching Algorithmus etwas dabei denken. Was das allerdings ist, das verstehe ich nicht. Aber ich bin ja auch kein Trainer.

Während unseres Laufs frage ich den Räuberhauptmann regelmäßig, was die Wade macht. Immerhin möchte ich nicht haben, dass er sich einen weiteren Krampf einhandelt und das nur, weil er mich netterweise begleitet hat. Allerdings ist von einem Krampf in des Räuberhauptmanns Wade weit und breit nichts zu sehen. Ich glaube sogar, dass die Wade sich klammheimlich freut, dass sie so zaghaft bewegt wird. Für den Räuberhauptmann ist dier Nüchtern – Lauf am frühen Morgen wirklich alles andere als anstrengend. Wahrscheinlich frage ich ihn auch nur regelmäßig, wie es ihm geht, weil ich gerne mal hätte, dass er mich fragt, wie es mir geht und mir eine Gehpause anbietet? Aber das tut er natürlich nicht. Ich habe aber jetzt auch keine Puste, um ihn zu fragen, warum nicht. Später erfahre ich, dass er ja gesehen hat, dass es mir gut geht. Aha. Angefühlt hat es sich ein bischen anders.

Die letzten paar Hundert Meter mache ich noch einen Schlußspurt. Ich frage mich wirklich, warum Garmin diese Überdistanz einbaut? Sicherlich ist ein großes Ganzes dahinter und ich verstehe es natürlich nicht. Aber jeder, dem ich davon erzähle, versteht es ebenfalls nicht. Eventuell ist es auch ein Fehler im System? Als der Räuberhauptmann und ich wieder daheim sind, ist meine gelaufene Zeit gar nicht mal so langsam. Obwohl ich vermeintlich deutlich an Geschwindigkeit nachgelassen hatte, auf den letzten beiden Kilometern, ist davon nichts auf der Uhr zu merken. Es scheint sogar eher so, dass ich vorher entweder viel viel schneller war, als gedacht, oder dass ich zwar im Kopf nachließ, aber die Beine sich nicht dran gehalten haben. Interessant.

Wieder daheim angekommen bin ich stolz wie Bolle. Immerhin bin ich gerade schon über 5km weit gelaufen. Am Stück, ohne Gehpause. Das Ziel des Trainingsplans ist also eigentlich schon mehr als erfüllt. Trotzdem werde ich den beenden. Wer weiß schon, ob es nicht wieder irgendwelche nutzlosen Garmin Punkte gibt. Solche, die keiner braucht, aber jeder haben möchte. Außerdem sind es bis zum offiziellen 5km Ende des Trainingsplans nur noch zwei Wochen. Die werde ich auf jeden Fall noch schaffen. Das wäre ja gelacht.