Laufen ist zwar eine Einzelsportart, aber oftmals bietet sie sich auch gesellschaftlich an. Bei mir steht heute ein 30 Minuten Lauf im Plan und so frage ich die Nachbarin, ob sie mitlaufen möchte. Alleine läuft sie nicht im Wald, aber mit mir als Begleitung ist das wohl kein Problem. Ich habe nicht nur das entsprechende Auftreten, es scheint mir auch, dass ich die Orientierung habe, die für ihr Vertrauen in den Waldlauf entscheidend ist. Mittlerweile habe ich unseren Wald schon mehrfach durchkämmt und habe trotzdem das Gefühl, es gibt noch unbekannte Wege. Vielleicht tun die sich auch immer wieder neu auf? 

Dort, wo jahrelang ein weitgehend unbenutzter Weg gewesen ist, hat sich der Wald die Fläche zurückerobert. Dafür gibt’s woanders einen Trampelpfad, der sich langsam zum Weg austritt. Das passiert sicherlich immer irgendwie. Wenn man regelmäßig vor Ort ist, dann hat man allerdings das Gefühl, dass man so direkt dabei ist. Mir geht das zumindest so. Wie ein Weg entsteht, das erlebe ich hier wirklich mit. Für meine Begleitung ist hier natürlich alles neu. Wer nie im Wald ist, der kann natürlich auch nichts wiedererkennen oder Veränderungen bemerken. 

Wir traben heute langsam und einträchtig nebeneinander her und unterhalten uns die ganze Zeit. Das ist vor allem hilfreich, um im richtigen Trainingsbereich unterwegs zu sein. In meinem Trainingsplan steht nämlich ein lockerer GA1 Lauf drauf. So traben wir also munter quatschend über das Feld und biegen dann in den Wald ab. Hier sind im Moment ganz schön viele große Maschinen unterwegs. Der Waldboden zeigt die Reifenspuren. Da muss man sich mit Spurenlesen noch nicht mal auskennen. 

Obwohl wir uns unterhalten und ja ganz sicher auch immer mal schnaufen, kreuzt hinter uns ein Reh den Waldweg. Ich drehe mich um, weil ich das Knacken hinter uns höre, da sehe ich es gerade noch so wieder unsichtbar werden. Auch wenn der Wald hier nicht besonders dicht ist, das Reh verschwindet wie von Zauberhand. Nachdem wir ein bisschen mit der Orientierung gespielt haben, ist auch klar, wo wir sind und wie unsere Strecke sinnvoll weitergehen kann. Wir traben immer noch. Fast perfekt passend zu meiner angegebenen Trainingszeit landen wir wieder in unserer Straße. 

Gemeinsames Lauftraining muss man wirklich recht genau planen. Wenn die Läufer unterschiedlich stark sind, ist es entscheidend, dass man sich gut an die schwächeren Läufer anpasst. Und einer mit Orientierung sollte unbedingt dabei sein. Ansonsten kann es schnell viel zu lange werden, was selten eine gute Alternative ist.