Heute ist der Tag irgendwie verschoben. Also ich habe zumindest ein verschobenes Gefühl. Ich hab super gut geschlafen und war dann ziemlich produktiv. Der Zeugwart und ich waren eine Runde spazieren und haben die Wärme und das gute Wetter genossen. Und dann gab es ein spätes Mittagessen. Deshalb kam ich erst recht spät zum Laufen. Heute wollte ich einfach mal ohne Uhr laufen, also ohne die Vorgaben aus der Leistungsdiagnostik. Einfach laufen. Das geht bei jedem Wetter, Regen oder Sonne ist mir beim Laufen eigentlich egal. Trocken laufen ist mir natürlich trotzdem lieber.

Da es heute am Nachmittag regnen soll, frage ich also den Zeugwart, ehe ich mich umziehe, wann der Regen kommt. Der hat nämlich eine formidable, absolut zuverlässige, App, die den Regen minutengenau vorhersagen kann. Und die sagt, Regen gibt’s in 41 Minuten. In der Zeit schaffe ich meine angedachte Strecke locker. Ich will ja nur knappe 5 km laufen und dafür brauche ich noch nicht mal, wenn ich mich nach der Leistungsdiagnostik richte, solange. Und wenn ich einfach so laufe, wie ich lustig bin, dann natürlich erst recht nicht. Dann laufe ich nämlich einfach viel zu schnell. Oder eben einfach schneller, als im langsamen Grundlagenausdauerbereich

Ich ziehe mich also flott um und laufe los. Weil es in den letzten Tagen bei uns richtige Unwetter mit ordentlich Regen gab, ziehe ich meine Trailschuhe* an. Die sind eigentlich längst abgängig, aber ein bisschen wasserdichter als meine anderen Schuhe. Und sie haben auch ein besseres Profil. Warum man diese Schuhe dann nicht wasserdicht herstellt, das wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Egal. Ich spare mir heute hoffentlich die Pfützen und habe im Matsch ein bisschen mehr Grip, als mit reinen Straßenschuhen. 

Die Luft ist herrlich, als ich nach draußen trete. Und die Wolken sind ganz schön bedrohlich. Interessant, dass es erst in 38 Minuten Regen geben soll. Die Wolken könnten das sicherlich auch sofort. Aber gut. Die App hat bisher noch nie enttäuscht. Los geht’s. Ich trabe nach Bauchgefühl los und bin schnell ganz alleine. Alle anderen verlassen die Natur und retten sich nach drinnen, weil sie keine so gute Regen-App haben. Oder, weil sie vielleicht doch eine bessere Regen-App haben, als der Zeugwart? Ich trabe noch ein paar 100 Meter und zack beginnt es zu schütten. Das zählt nicht wirklich als Regen, da muss man schon ehrlich sein. 

So. Jetzt schüttet es also. Ich bin innerhalb von zwei Minuten klatschnass. Jetzt kann ich auch weiter laufen. Wenn ich jetzt umdrehe, bin ich genauso nass daheim, wie wenn ich jetzt weiter laufe. Also laufe ich meine Runde. Der Regen prasselt kräftig auf den Boden, die Pfützen füllen sich innerhalb von Sekunden und ich beschleunige ein bisschen. Ob das gut ist, weiß ich nicht. Ich glaube, einen wirklich Gefallen tue ich mir damit nicht. Die Lauferei soll mich einfach nur möglichst flott heim bringen. Mittlerweile höre ich auch Donnergrollen. 

Selbst im Wald hält das Blätterdach den Regen nicht davon ab auf den Waldboden zu prasseln. Die Bezeichnung des Wetterberichts: Starkregen, verstehe ich absolut. Es hilft aber alles nichts. Ich renne nach Hause und wenn man nasser als nass werden könnte, dann wäre das heute auf den letzten Metern auch noch mal der Fall. Denn zurück im Wohngebiet legt der Regen noch etwas zu und prasselt auf mich runter. Unsere Regen-App können wir löschen, so viel ist auf jeden Fall sicher. Der Zeugwart öffnet mir zu Hause die Tür und reicht mir ein Handtuch. 

Es regnet, lässt er mich wissen.