Winterreifen aufziehen gehört für mich jedes Jahr dazu. Ich habe mal bei einem Reifenhersteller gearbeitet und kenne deshalb die Vorteile des Reifenwechsels. Die Stunde, die der Reifenwechsel immer dauert, geht mir trotzdem immer auf die Nerven. Wie nutze ich die Stunde am besten? Rumsitzen ist ja wohl keine Option, schon gar nicht, wo es -dank Corona- im Moment bei meinem Reifenhändler nur eingeschränkte Möglichkeiten dafür gibt. Verständlicherweise. Ich kann also die Stunde nicht mit Arbeit füllen. Da ein Lauf in meinem Trainingsplan steht, mache ich deshalb den. Abwechslung bei meiner Laufstrecke ist doch eine super Sache!
Ich fahre also in Laufklamotten zum Reifenhändler und gebe mein Auto ab. Dann starte ich meine Uhr und trabe los. Heute ist lauftechnisch nicht ganz mein Tag, das merke ich gleich. Es ist eiskalt und ich bin regelrecht eingerostet. Der Reifenhändler ist auf einer viel befahrenen Straße, sodass ich auf mehrere Ampelphasen warten muss. Das ist für mein Temperaturempfinden auch nicht die beste Sache. Diese Kälte kam doch recht plötzlich. Ich habe meine Sportklamotten noch gar nicht umsortiert. Also Sommerklamotten weg und Winterklamotten hin geräumt. Das ist noch gar nicht passiert. Für heute habe ich einfach in die Austauschkiste gegriffen und ein langärmeliges Oberteil rausgeholt.
Im Endeffekt bin ich aber doch ein bisschen zu warm angezogen. Mit Winteroberteil* und Laufjacke bin ich schnell durchgeschwitzt, das habe ich nicht erwartet. Immerhin sind wir heute deutlich einstellig, vor allem abseits der Häuser am Mainufer, wo mich mein Lauf schnell hin verschlägt. Früher bin ich regelmäßig am Mainufer gelaufen und hatte die Eintönigkeit schnell satt. Man läuft eben meistens hin und wieder zurück, wenn man nicht fit genug ist, um mit Hilfe der Mainbrücken einen Rundkurs zu laufen. Die Mainbrücken sind hier deutlich rarer angeordnet, als in Frankfurt. Um also gleich zwei in eine Laufrunde einzubauen, muss man schon eine entsprechende Strecke laufen.
Ich habe keinen wirklichen Laufplan heute, außer, dass ich 50 Minuten mit etwas Pulsabwechslung unterwegs sein soll. Deshalb laufe ich also erst mal in die eine Richtung und trabe dann noch mal in die andere. Am Mainufer ist wirklich viel los, deshalb laufe ich gegen den Verkehr. Im Grunde so, wie ich auch auf einer viel befahrenen Straße laufen würde. Den Gegenverkehr immer im Blick, um bestmöglich reagieren zu können. Hier unten am Mainufer fahren so viele Radfahrer, dass ich wirklich überrascht bin. Immerhin ist es eiskalt und auch nicht mehr ganz früh am Morgen. Aber auf dem Rad ist die Pendlerei nach Frankfurt (oder wie bei mir darüber hinaus)natürlich deutlich schöner und wahrscheinlich auch oft genug schneller, als mit dem Auto.
Die Kulisse hier am Mainufer ist wirklich sehr schön. Und natürlich hat man dafür im Auto wenig Sinn für, wenn man sich mit zahlreichen anderen Autofahrern über die Autobahn oder durch die Stadt schiebt, während der Main friedlich da liegt. Er sieht fast aus, wie ein See, mit dem Nebel drüber. Einfach hübsch, wie einfach gar nichts die idyllische Morgenstimmung trübt. Ich trabe immer noch langsam und gleichmäßig hier entlang und bin dann auch wieder richtig pünktlich zurück beim Reifenhändler. Ich ziehe mir eine Mütze auf und eine dicke Jacke an. So fahre ich mit Sitzheizung zurück nach Hause. Dann kann der Arbeitstag ja jetzt starten. Ich bin über meinen morgendlichen Lauf sehr froh.