Jedes Jahr gibt’s auf der ganzen Welt zu Silvester einen Jahresabschlußlauf. Ich glaube, jeder Läufer, egal, wie ambitioniert oder hobbymäßig derjenige unterwegs ist, hat schon mal einen gemacht. Für Läufer ist es einfach schön, wenn das Jahr mit einem Silvesterlauf endet. Bei Garmin gibt’s für eine Aktivität am letzten Tag des Jahres sogar einen Auszeichnungsbatch (den man sich mehrfach erarbeiten kann). Alle machen also ein großes Bohei um den Lauf zum Jahresabschluss und ich bin in diesem Jahr mit von der Partie.

Ich bin hier schon öfter mal gewesen und in der Vergangenheit auch mitgelaufen. In den letzten Jahren aber nicht mehr. Also nicht mehr mitgelaufen. Entweder ich war nicht fit genug für 10km, oder ich hatte Schmerzen oder wir waren im Urlaub. So wie letztes Jahr. Obwohl ich auch im letzten Jahr nicht fit genug für die 10km gewesen wäre. Weder am Stück laufen und schon gar nicht zügig in einem Wettkampf mitmachen. Das war einfach unrealistisch. Ich glaube, der Wettkampf ist das noch immer. Also ich bin ja eh nicht so der Wettkämpfer. Wettkämpfe stressen mich oft mehr, als dass sie mich beflügeln. Zumindest war das in der Vergangenheit so.

Wettkampf hin oder her

Da gehört auch immer eine ordentliche Vorbereitung dazu. Und eine gesunde Portion Eigeneinschätzung. Wenn man gerade nur so 10km schafft, ist ein schneller 10er mit der Dorfjugend sicherlich nicht sehr motivierend. Ich habe mich wirklich selten so gut vorbereitet gefühlt, wie für den Silvesterlauf in diesem Jahr. Natürlich kann der Spiridon Mainova Silvesterlauf nicht wie üblich statt finden. Corona sei Dank wurde die Laufstrecke geändert und rund um den Goetheturm in Frankfurt ausgeschildert. Anscheinend fand der Lauf hier irgendwann sogar mal wirklich statt, ehe er an die Wintersporthalle am Waldstadion, das mittlerweile Deutsche Bank Arena heißt, gezogen ist.

Über einen Zeitraum von mehreren Wochen kann man den Lauf also nun rund um den Goetheturm im Frankfurter Stadtwald absolvieren. Es gibt sogar eine Start – bzw. Ziellinie, die Strecke wird regelmäßig kontrolliert und auch die Ergebnisliste wird regelmäßig aktualisiert. Wer hier mitlaufen möchte, der kann das noch bis zum 10. Januar tun. Sogar kostenfrei! Für mich ist das allerdings nichts. Und schon gar nicht heute. Ich vermute, dass einige Läufer auf der Strecke unterwegs sein werden. Trotz Schneeschauern und wenig anheimelnden Temperaturen. Gerade wenn man sich den Zeitpunkt aussuchen kann, wähle ich ganz bestimmt Silvester, also den letzten Tag des Jahres.

Corona Abstand

Ehe es da also zu einem Spießrutenlaufen wird, weil der Frankfurter Stadtwald mit Läufern gut gefüllt ist, laufen wir am Stadtion. Keinem von uns kommt es auf die Ergebnisliste an. Wir wollen einfach nur einen Waldlauf machen. Weil wir es alle gemeinsam tun können. Walter Mitty muss sich für den Lauf überhaupt nicht anstrengen, aber er macht ein paar extra Meter und trägt sich die 10 km wahrscheinlich als Ruhetag ein. Auch Elastigirl läuft leichtfüßig und wie auf Wolken durch die Gegend. Mein Laufstil ist wie immer, aber ich bin die ganze Zeit davon überzeugt, dass ich die 10 km schaffe. Das ist ein gutes Gefühl.

Wir traben los und es schneit. Wie stimmungsvoll! Nach ein paar hundert Metern stelle ich mir die Frage, ob ich mein Auto abgeschlossen habe. Und weil klar ist, dass Walter Mitty der Fitteste von uns ist, rennt er noch mal zurück. Natürlich ist mein Auto abgeschlossen, weil das immer so ist, wenn man sich unsicher ist! Walter Mitty holt uns aber wirklich flott wieder ein. Wenigstens dürfte sein Kilometerschnitt dadurch flotter sein, als unserer. Ich bin mir heute mehrfach sicher, dass ich diese Strecke noch niemals gelaufen bin. Also klar bin ich hier beim Silvesterlauf schon mitgelaufen, aber eben nicht auf dieser Strecke.

Ich erinnere mich auch daran, dass die Laufstrecke für das Jahr 2018 geändert wurde. Warum auch immer. Nun wir laufen also die Strecke von 2018 und 2019. Der Zeugwart, Elastigirl und auch Walter Mitty sind die schon mal gelaufen. Ich allerdings nicht. Das ist jetzt auch nicht so wild. Wir laufen heute eh, bis wir fertig sind. Es ist also egal, ob ich die Silvesterlaufstrecke schon mal gelaufen bin, oder nicht? Ich kann heute wirklich gut laufen. Nur die Feuchtigkeit im Wald macht mir zu schaffen. Erfreulicherweise habe ich dafür mein Spray dabei und kann einfach Nachsprühen. Allerdings muss ich das wirklich oft machen. Ich glaube, das liegt dann doch auch ein bisschen an der Gruppendynamik?

Einsam im Wald

Unser ganz privater Silvesterlauf rund um das Frankfurter Waldstadion muss gegen Ende etwas abgewandelt werden. Leider hat man das Stadion nicht für uns geöffnet. Das dürfte auch der Grund sein, warum der Silvesterlauf in diesem Jahr mehrere Wochen am Stück am Goetheturm absolviert werden kann. Wenn das Stadion geöffnet wäre, würden sich irgendwelche Bekloppten sicherlich etwas zerstörerisches einfallen lassen. Da ist es so auf jeden Fall besser. Wir laufen einfach drumherum und wenden, wie es auch beim richtigen Lauf der Fall war in den letzten Jahren.

Im Ziel angekommen gibt’s standesgemäß Zielkuchen und warmen Tee. Ich finde ja, bei so einem Lauf geht’s hauptsächlich um den Kuchen im Ziel. Den gibt’s natürlich wegen Coronabestimmungen beim richtigen Lauf am Goetheturm nicht. Verständlicherweise. Wir essen noch kurz zusammen ein Stück Kuchen, machen noch ein Bild für den guten Zweck und verabschieden uns dann in den Silvesterabend. Die heute gelaufenen Kilometer melde ich an den Stadtverband für Sport in Bamberg e.V. für eine Spendenaktion und an Sport Scheck. Letztere schicken mir dann nämlich eine Medaille zu. Da bin ich ja mal gespannt.

Mit diesem Lauf geht das Jahr 2020 für mich sportlich zu Ende. Vielleicht bin ich morgen, also nächstes Jahr, dann fit genug, um den #rwjanuarstreak zu starten. Letztes Jahr hat mir das Spaß gemacht.