In meinen Tag heute passt ein Lauf nur am frühen Morgen. Das liegt einerseits an unserer Tagesplanung, die wir privat gemacht haben, und die für heute vorsieht, dass wir Abend mit lieben Freunden zusammen essen gehen. Und andererseits liegt es an der Arbeit, die mich heute den ganzen Tag immer wieder in Telefonate und Meetings einbindet. Da bleibt wirklich keine Zeit um zwischendurch im Hellen laufen zu gehen. Also laufe ich in den Sonnenaufgang hinein, obwohl mir komplette Helligkeit immer noch am Liebsten ist.

Es ist kalt geworden, nach dem Orkan und weiterhin stürmisch ist es auch. Dabei kommt einem die Temperatur durch den weiterhin anhaltenden Wind noch etwas kühler vor, als es sowieso schon ist. Ich ziehe mich ziemlich passend an. Mittlerweile bin ich im Klamotten raussuchen ja schon fast routiniert. Als Profi würde ich mich noch nicht bezeichnen, weil ich ja ab und zu dann doch mal eine Mütze vergesse oder etwas flotter laufen muß, weil es doch noch eine Schicht mehr gut getan hätte.

Heute trete ich im Wind auf die Straße und habe gleich ein gutes Gefühl. Der Sonnenaufgang braucht wohl noch ein bisschen, aber egal. Die Dämmerung macht es schon angenehm hell und ich walke los. Heute steht Walking auf meinem Plan. Einerseits um für etwas Abwechslung in der Belastung zu sorgen. Andererseits, weil ich die Strecke heute, mit ihren vielen Bordsteinen und unebenen Bürgersteigen, besser kontrollieren kann, wenn ich walke. Beim Laufen fliegen meine Gedanken meist weg, meine Aufmerksamkeit ist dann nur noch bedingt auf die Umgebung gerichtet. Ich schalte einfach ein bisschen mehr ab.

Ich walke also los und bin gerade so weit von der Haustür weg, dass sich ein Umdrehen nicht mehr lohnt, da beginnt es zu regnen. Stark. Um nach des Zeugwarts Logik zu gehen, ist das ja klar gewesen, weil es so gut wie immer regnet, wenn ich laufe. Allerdings sah der Himmel so überhaupt nicht nach Regen aus. Aber so richtig hell, dass ich den hätte gut sehen können, war es auch nicht. Es regnet also. Ich ziehe mal die Kapuze meiner Laufjacke über den Kopf und walke weiter. Es wird sich ja wohl jetzt nicht einregnen?

Tut es nicht. Ich biege um die nächste Ecke und es hört auf zu regnen. Das war nur ein kurzes Intermezzo. Für den Zeugwart und seine Theorie reicht es aber natürlich, das ist klar. Regen ist Regen. Der wunderbare Sonnenaufgang entschädigt mich allerdings gleich für die feuchte Einheit von oben. Hinter den Bäumen wird es ganz golden und die Wolken werden prima beleuchtet. Das hätte man nicht schöner malen können.

Die Dusche fühlt sich so halb angenässt noch besser an, als sonst. Und mit dem Lauf in den Beinen verläuft so ein Tag eben doch noch mal ganz anders, als ohne. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich das heute so eingeplant habe.