Heute habe ich richtig Lust auf das Lauftraining und mache große Pläne. Im Kopf bin ich nämlich super fit und stelle mir vor, wie ich nicht nur die für heute angesagten 2,4km am Stück unterwegs bin. Ich plane die Cool Down 2 Minuten ebenfalls zu laufen und am Besten auch noch weiter zu joggen. Einfach so. Weil ich mich toll fühle und es sicherlich gut klappen wird. Statt zu meinen üblichen Trailschuhen zu greifen, nutze ich für den heutigen Lauf die gewonnenen normalen Laufschuhe. Straßenlaufschuhe halt. Die können auch mal über die Feldwege getrieben werden, das stört die nicht.

Oft habe ich die gewonnenen Laufschuhe noch nicht angehabt, aber dieses Modell passt mir seit Jahren wie angegossen und so habe ich auch für den heutigen Lauf keinerlei Bedenken. Der Start beim Trainingsplan von Coach Amy ist unverändert. Ich gehe also in 2 Minuten einmal um den Block. Dabei entscheide ich mich spontan für eine Strecke und sehe, wie kurz vor mir ein Läufer ebenfalls ins Feld einbiegt. Der Mann ist flott unterwegs, zumindest sieht das für mich so aus. Und er läuft schön gleichmäßig. Ich bin gespannt, wie lange ich ihn vor mir sehen werde. Die Laufschuhe und ich machen uns also auf zur Verfolgung.

Der Laufcoach von Garmin teilt mir nach den 2 Minuten warm gehen mit, dass ich nun losrennen soll. Dabei werden dann die Kilometer runtergezählt, weil das ja seit dieser Woche so ist. Kilometer statt Minutenangaben. Ich bin quasi in der Trainingsplangestaltung von Coach Amy aufgestiegen. Anders lässt sich ein 5km Dauerlauf Ziel natürlich auch nur schwer umsetzen. Coach Amy ist zwar real, aber natürlich schaut sie sich nicht die Daten und Trainingsrückmeldungen von tausenden von Garmin Nutzern auf der ganzen Welt an. Obwohl das immer mal wieder Menschen in Facebook Gruppen vermuten.

Wie naiv manch einer doch ist. Alleine zu denken, dass sich so ein Coach kostenfrei (!) die Daten zu Gemüte führt ist schon total witzig. Dass der Plan dann aber auch noch entsprechend aufbereitet werden soll… wöchentlich. Von allen Garmin Nutzern. Absolut verrückt, was sich manche Menschen so denken. Nicht nur kostenfrei, sondern natürlich auch zeitlich überhaupt gar nicht abzudecken. Aber gut. Jeden Tag steht eben irgendwo ein Dummer auf.

Der Algorithmus hat also den Plan von zeitlichen Intervallen auf das Ablaufen einer Strecke umgestellt. Und heute laufe ich am Stück 2,4km plus warm-up und cool down. Letztere zwei gehe ich nur, aber wenn vom Laufen die Rede ist, dann laufe ich natürlich. Und zwar am Stück. Eine Geschwindigkeit gibt der Plan nicht vor, weil es mir nur um die Erfüllung von 5km am Stück geht. Dieser absolute Anfängerplan kümmert sich nicht um die Erreichung eines Zeitziels.

Diese kann man mit anderen Plänen aber ganz genauso angehen. Über 5km oder auch über längere Distanzen. Allerdings endet die Garmin Coach Möglichkeit beim Halbmarathon. Will man weitere Strecken absolvieren, so sieht auch Garmin ein, dass ein Algorithmus nicht das Wahre ist. Offensichtlich. Ich habe heute bei meiner Laufstrecke den Jogger die ganze Zeit im Blick. Ich nähere mich nicht an, aber die Distanz zwischen uns wird auch nicht sichtbar größer. Das ist ja eine tolle Sache.

Immerhin heißt das für mich, dass er nicht sonderlich schneller unterwegs ist und das ist wiederum im Umkehrschluß für mich ein Beweis, dass ich nicht so langsam bin. Natürlich könnte ich die genauen Daten von der Uhr ablesen, immerhin zeigt die auch im Trainingsmodus alles genau an. Aber irgendwie finde ich den direkten Vergleich zum Laufkollegen besser. An der Kreuzung vorne verliere ich ihn aus den Augen. Hier geht’s dann nämlich entweder rechts oder links, aber beides läuft hinter einer Hecke entlang, so dass ich nicht weiß, ob er nun meinen Weg genommen hat, oder nicht. Hat er aber und so habe ich ihn dann auch gleich wieder im Blick.

Eine wirklich gute Orientierung. Irgendwann biege ich dann wieder ab und der Läufermaßstab ist in der anderen Richtung ohne mich unterwegs. Ich bekomme aber sonst nicht die Kurve, also muß ich hier abbiegen.  Nach dem Lauf am Stück habe ich dann auch keinerlei Ambitionen mehr noch weiter zu laufen. Ich bin gut bedient, mit dem, was ich gerade gemacht habe und spaziere noch kurz aus. 2 Minuten sind nicht sonderlich lange, wenn man aus der Puste ist. Auf der Couch habe ich die Sache noch ganz anders beurteilt. Aber das ist eben der Unterschied, wenn man dann in den Laufschuhen drin ist… statt auf der Couch große Pläne zu schmieden.