Kaum bin ich Teil eines Staffelteams für den Asics World Ekiden Lauf, da geht es auch schon los mit den Aufgaben. Die Chefin will uns anscheined zur Höchstform antreiben. Zumindest scheint mir das so. Nachdem ich ja in der letzten Woche in 4 Minuten so weit gelaufen bin, wie es eben irgendwie ging, ist es diese Woche andersrum. Ich soll einen Kilometer weit laufen, so schnell es eben geht. Unsere Staffel hat dafür erfreulicherweise die ganze Woche Zeit. Das ist ganz schön, denn so habe ich im Idealfall mehrere Versuche. Ich nehme mir trotzdem vor, mit dem Lauf heute schon mal vorzulegen. Wer weiß, was die Woche über noch so passiert. Am Wochenende steht der 10km Lauf im Kalender und Coach Amy hat ja eh keine Ahnung von irgendwelchen Wochenplänen oder Staffelteilnahmen. Die schreibt einfach genau nach Algorithmus und Trainingswoche die Trainings in den Wochenplan. Fertig.

Für mich ist das mit der Zeitumstellung und was es bedeutet heute mehr als überraschend. Nicht, dass ich das nicht jedes Jahr gleichermaßen mitmachen würde. Trotzdem fällt es mir heute um 15h einfach so ganz plötzlich ein. Die Zeitumstellung sorgt auch dafür, dass es natürlich früher dunkel wird. Also ist ein Lauf nach der Arbeit nur in vollkommener Dunkelheit möglich. Ich prüfe meine Terminkalender und habe für den Nachmittag keine Telefonate mehr. Also beschließe ich, den Trainingslauf von Coach Amy heute spontan einzuschieben. Und zwar jetzt. Die Trainingseinheit mit der mein Wochenplan heute startet heißt Sprints. Ich soll mich einlaufen, dann 8 Sprints mit je 20 Sekunden Dauer absolvieren und mich dann wieder auslaufen.

Wenn es drauf ankommt kann ich mich wirklich sehr schnell umziehen. Respekt. In null Komma nichts bin ich in meine Laufklamotten gehüpft, habe mir eine Jacke angezogen, die Laufschuhe angelegt und ein Stirnband angezogen. Das Wetter würde auch für eine Laufkappe taugen, aber die Temperatur in Verbindung mit dem Wind und dann noch den aufgetragenen Sprints machen meine Ohren sicherlich total kalt. Also laufe ich lieber mit Stirnband über den Ohren, als dass ich Eisohren zum Wochenbeginn habe. Da Coach Amy nichts von der Asics World Ekiden Staffelaufgabe weiß, beschließe ich, dass ich nach den Sprints und dem Auslaufen gut in Form bin, um den einen Kilometer volle Kanne rauszuhauen.

Das dürfte auch ganz gut zu meinem Tag passen heute.

Oftmals bin ich der Meinung, dass ich morgens fitter bin, als Nachmittags. Außer an Tagen wie heute, wo ich tagsüber wirklich so viele Themen bearbeite, die mein inneres Feuer immer weiter anschüren. Weil ich mich einfach über viele Nachfragen aufregen könnte. Oder mich wundere, warum die Kollegen auf ihre Gedanken kommen. Warum etwas jahrelang richtig gut funktioniert und dann genau die gleiche Person, die das eben jahrelang richtig gemacht hat, auf einmal denkt, sie macht mal etwas anderes. Was soll das? Und vor allem, was ist passiert, dass die Person da auf einmal drauf kommt. Sowas treibt meine Laufform auf einmal an. Weil ich die Kreativität in den Köpfen der Kollegen einfach nicht verstehe.

Perfekt also für die Wochenaufgabe der Chefin denke ich mir so. Die Sprints klappen heute ganz prima. Das führe ich auch auf die oben beschriebene Kreativität meiner Kollegen zurück. Das schürt bei mir einfach Energie, die ich gut in den Sprints auf die Straße bringe. Und weil ich meinen Körper mittlerweile ganz gut einschätzen kann, glaube ich auch wirklich, dass ich den Kilometer heute ganz gut hinbekomme. Und das, obwohl ich den Arbeitstag hinter mir habe.

Oder gerade das ist der Schlüssel!

Ich habe mich heute tagsüber auch prima ernährt, weil das bei mir auch immer eine direkte Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit hat. Also spricht alles dafür, dass ich einen flotten Kilometer rennen kann. Nach dem mein Training mit Coach Amy rum ist, starte ich die Uhr erneut und laufe los. Ziemlich bescheuert, denn hier geht es leicht hoch… aber gut. Jetzt ziehe ich es auch durch. Wenn die Zeit inakzeptabel langsam ist, dann muß ich halt noch mal ran in den nächsten Tagen. Aber erst mal werde ich nun versuchen alles rauszuhauen. Ich muß bei der Entfernung von einem Kilometer eine Straße überqueren, die erfreulich wenig befahren ist. Außer natürlich heute. Ich schieße in einer rasanten Geschwindigkeit auf die Straße zu und halte die Autos mit einer klaren, nicht misszuverstehenden, Handbewegung an.

Und der Autofahrer erkennt die Sachlage sofort. Meinen Kilometer kann ich so einfach durchrennen und meinen Staffelfrauen damit eine ganz ordentliche Kilometerzeit liefern. Längst nicht so schnell, wie es die Chefin gefordert hat, aber sogar deutlich flotter als die 4 Minuten Zeit von letzter Woche. Als ich wieder am Schreibtisch sitze wird es auch so richtig flott dunkel. Das hält die Kollegen allerdings nicht davon ab weiterhin erschreckend kreativ zu sein. Na ja… liegt vielleicht auch einfach am letzten Oktober Montag in diesem verrückten Jahr? Hoffen wir es mal.