Die Nacht im Hotel Nicolay war ähnlich erholsam, wie die gestrige. An der Mosel ist es grundsätzlich erfreulich ruhig, bis in der Früh die ersten LKWs auf der Straße sind. Da das Hotel direkt in der ersten Reihe an der Mosel liegt, wäre absolute Stille allerdings auch etwas zu viel erwartet. Man kann nicht alles haben. Der hübsche Blick auf die vom Morgennebel mystisch anmutende Mosel, oder die Stille, weil eben keine Straße vor dem Hotel entlangführt? Was wählt man da wohl? Wir haben heute das frühe Frühstück im Hotel Nicolay reserviert und sind dementsprechend früher auf den Beinen, als gestern. 

Ich muss sagen, dass mir diese Vorschriften im Urlaub nicht sehr gefallen. Mein Leben ist ja im Alltag oft sehr durchgetaktet, weil ich durch den Sport und natürlich auch durch die Arbeit viel Zeit geplant verbringen muss. Mich im Urlaub dann an Zeitvorgaben zu halten, finde ich schwer. Jede Frühstückszeit dauert eine Stunde. Da kann natürlich jeder für sich entscheiden, ob das viel, oder wenig Zeit ist. Da das Frühstück auch heute für meinen Geschmack nicht ganz so viel zu bieten hat, finde ich die Zeitvorgabe wahrscheinlich doppelt blöd? Auch heute hat das Hotel einen Ruhetag, so dass wir an der Rezeption keinen erwischen und ich das Allergiethema von gestern mit den Erdbeeren, nicht erneut ansprechen kann. 

Auf zur Teufelsschlucht

Ehe der Zeugwart und ich uns heute auf den Weg nach Irrel zur Teufelsschlucht machen, schreibe ich Johannes, dem Hotelbesitzer, noch eine Email und weise nochmals auf die Allergien und Unverträglichkeiten hin. Wer weiß, wann wir heute von der Wanderung wiederkommen und wann es in der Küche losgeht? Und da ich nicht weiß, was es heute zum Abendessen gibt, kann ich im Vorhinein nicht entscheiden, ob die Hinweise nötig sind, oder nicht. Zur Teufelsschlucht ist es von Zeltlingen-Rachtig eine gute Dreiviertelstunde Fahrzeit durch die hübsche Landschaft der Eifel. Sie wird auch auf der Hotelseite als Wanderziel empfohlen.

Wir parken an der Hängebrücke in Irrel, wo auch die Wasserfälle sein sollen, und marschieren los. Die Wasserfälle sind hier wohl die Stromschnellen. Allerdings ist aktuell nicht besonders viel Wasser vorhanden, so dass es tatsächlich ein paar Gefälle zu überwinden gilt. Die Hängebrücke kommt ganz schön ins Wackeln, weil hier einfach viele Leute unterwegs sind. Lovis hätte ihre wahre Freude daran. Auf der anderen Seite angekommen steigen wir immer weiter Berg an, über große Steine, Treppenstufen und rutschiges Geröll. Es begegnen uns immer mal wieder Wanderer, aber tatsächlich ist hier deutlich weniger los, als ich es erwartet habe. Immerhin hat Rheinland-Pfalz, neben Hessen, auch noch Ferien. 

Stock und Schuh

Mit meinen Schuhen und auch mit den Wanderstöcken, bin ich trittsicher unterwegs. Obwohl es manchmal große Absätze zu überwinden gilt, habe ich doch immer ein gutes Gefühl. Ich bin wirklich froh über den Kauf der Wanderstöcke! Keine Ahnung, warum der Zeugwart und ich damit so lange gezögert haben. Uns begegnen hier Wanderer mit Flipflops und ich frage mich wirklich, wie die diesen Wanderweg auch nur ansatzweise ohne Unfall absolvieren werden. Hier ist wirklich Trittsicherheit erforderlich, da hat die Wegbeschreibung bei Komoot nicht übertrieben. 

Ich kann den Weg heute, so, wie gestern schon, komplett ohne meine Kniebandage laufen. Das ist bemerkenswert. Selbst die wirklich wackeligen Passagen, die großen Stufen, oder auch die teilweise glitschigen Steine kann ich schmerzfrei und stabil bewältigen. Ich glaube, das hat vor allem etwas mit meinem Krafttraining zu tun, was ich ja seit einigen Monaten, als Reha für meinen Hüftbeuger mache. Krafttraining ist im Alter ja so wichtig und die Stabilität, die man dadurch gewinnt ist wirklich beachtlich. Und wann „das Alter“ beginnt, liegt ja schließlich im Auge des Betrachters. 

Geplant habe ich, mit Hilfe von Komoot, dass wir eine Acht laufen und irgendwie machen wir es dann aber doch etwas anders. So wirklich umdrehen kann man aber in der Teufelsschlucht auch nicht und abkürzen kommt natürlich auch nicht in Frage. Es ist eine malerisch schöne Strecke, die wir hier heute entlanggehen. Und obwohl wir heute die meiste Zeit im schattigen Wald unterwegs sind und auch einige Fallwinde dank der Felsformationen spüren, ist es ziemlich warm. 

Auch für heute gab es eine Warnung vor extremer Hitze und ich glaube, dass wir mit der Strecke hier durch die Teufelsschlucht mit den vielen schattengebenenden Felsen und Bäumen, eine perfekte Wahl getroffen haben. Die 2,5 Liter Wasser, die wir im Rucksack mit uns rum tragen werden auf jeden Fall stetig weniger, während die Schritteanzahl steigt. Obwohl wir nicht viel Strecke zurücklegen, sind wir einige Stunden unterwegs, ehe wir zurück an der Irreler Hängebrücke sind. Die Tour findet Ihr hier. Auf der Heimfahrt habe ich etwas Angst vor dem Abendessen. Wie albern ist das bitte? Auf meine Email haben wir nichts gehört. 

Hallenbad und Abendessen

Zurück im Hotel ziehen wir uns die Badeklamotten an und nutzen das Hallenbad. Im Gegensatz zum Eingangsbereich, dem Treppenhaus und dem Bad unseres Hotelzimmers, ist das Hallenbad, auch auch der Saunabereich, ganz neu. Das Wasser, aus den Gemeinschaftsduschen kommt direkt warm aus der Regenbrause und so dusche ich den Tag auch gleich hier ab, statt auf dem Zimmer noch mal in die Duschkabine zu hüpfen. Da ja auch heute wieder ein Hotelruhetag ist, stand auf der Gästeinformation auf dem Zimmer, dass wir heute auch wieder um 18:30h beim Abendessen sein sollen. 

Warum das Zeitfenster so genau vorgegeben wird, erschließt sich uns auch heute nicht. Wir sitzen bis um 19:20h ohne Getränke am Tisch und bekommen dann einen Salat als Vorspeise. Das Hauptgericht kommt dann gegen 20:15h. Hühnerfrikassee, aber natürlich vegan. Wieder ein nachgemachtes Gericht, was meinen Geschmack so gar nicht trifft. Ich mochte Hühnerfrikassee aber auch nicht, als ich noch Fleisch gegessen habe. Das ist die Krux für mich, wenn gegessen werden muss, was auf den Tisch kommt. Nachdem wir ewig vor unseren leeren Tellern sitzen, beschließen wir, ohne den Nachtisch auf unser Zimmer zu gehen. 

Wir wollen uns nicht über das Abendessen, die langen Wartezeiten und den für uns ungewöhnlichen Service ärgern und lassen den Abend auf dem Balkon mit Blick über die Mosel ausklingen. Hinter dem Wald am anderen Moselufer tobt ein kräftiges Gewitter, zumindest zucken die Blitze in den Wolken, dass es ein wahres Feuerwerk ist, während die Mondsichel sich ganz langsam hervor schiebt. Schon jetzt ist uns klar, das Hotelabendessen morgen schenken wir uns. So lange rumsitzen ist nicht unser Ding.