Alles hier auf Hawai findet früh statt, auch der Underpants Run. Wenn wir von unserem Hotel im Süden auf dem Ali‘ Drive morgens zum schwimmen an den Pier fahren, dann begegnen uns unfassbar viele Athleten. Sie rennen, was das Zeug hält, sie fahren Rad oder sie surfen im Meer. Wenige und damit meine ich wirklich sehr wenige, stehen und genießen den unfassbar schönen, unvergleichlichen Blick auf das Meer und auf die glitzernden Wellen. Es ist für jeden normalen Urlauber sicherlich ein sehr verwirrendes Bild, wo das Augen hinschaut rennt jemand rum. Meistens sogar ohne T-Shirt, und obenrum nur mit einem Pulsgurt bekleidet.

Ich liebe diesen Sport und schon für mich ist dieses Verhalten der zum Wettkampf angereisten Triathleten irgendwie ungewohnt und noch nie da gewesen. In Frankfurt rennt auch mal einer rum, klar. Und in der Rennwoche sicherlich auch mal mehrere. Alle sind immer vollständig bekleidet und keiner rennt um diese Uhrzeit. Gut, in Frankfurt haben wir üblicherweise auch andere Temperaturen. Hier herrscht einfach ein ganz anderes Klima und zwar in jeder Hinsicht. Wenigstens hat man aber so die Gelegenheit sich alle Pulsgurte von allen möglichen Firmen mal anzusehen, ohne in die verschiedensten Läden gehen zu müssen. Das hat auch was für sich. Es ist nicht nur ein Menschenschaulaufen, es ist wie ein Laufsteg der neusten Mode und eben auch Technik. Nicht schlecht.

Erwartung erfüllt

Heute früh erwarte ich nicht viele Läufer auf dem Ali‘ Drive. Wir nehmen allerdings einen anderen Weg in die Stadt, so dass ich meine Vermutung nicht überprüfen kann. Allerdings ist heute der fast schon obligatorische Lauf in Unterwäsche und ich gehe fest davon aus, dass die Mehrheit der hier anwesenden Athleten dort mitlaufen wird. Oder sich zum Zusehen an die Strecke begibt. Der Underpants Run hat seine Geschichte in der Prüderie der Amerikaner, die es kaum ertragen konnten, dass die aus Europa angereisten Athleten in ihren Badehosen mit vollkommener Selbstverständlichkeit zum einkaufen in die Läden spazierten oder in Restaurants saßen. Obwohl das auch nicht wirklich Prüderie ist, sondern irgendwie selbstverständlich sein sollte… eine Shorts überzuziehen ist nun wirklich nicht so kompliziert. Es könnte auch sein, dass die Amerikaner da ein kleines winziges bisschen übertrieben haben… aber nur vielleicht.

Jährlich, mittlerweile seit 1998, rennen deshalb allerdings zahlreiche Triathleten und Begleitpersonen sowie Einheimische in Unterwäsche 2,4km, also 1,5  Meilen, auf dem Ali‘ Drive, also der Originallaufstrecke der Ironman Weltmeisterschaft und machen Mordsradau. Der Rückweg geht den gleichen Weg zurück zum Pier, wo sich die Gesellschaft dann wieder auflöst. Es ist nicht wirklich ein Lauf, im herkömmlichen Sinne.

Kein Wettkampf

Hier wird nicht um die Wette „gerannt“, hier geht’s darum die lustigen Outfits, Verkleidungen, Labels und die Zugehörigkeit zu demonstrieren. Es geht darum Spaß zu haben und Gutes zu tun, nämlich Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Zahlreiche Sponsoren unterstützen dieses mittlerweile traditionelle Ereignis zusätzlich. Es ist auch wirklich ein Riesenspaß und aus der Ironman Rennwoche auch nicht mehr wegzudenken! Nachdem die Teilnehmer die für die meisten fast schon witzlose Strecke von 1,5 Meilen zurück gelegt haben, oft in Laufschuhen, genauso oft aber auch in Badelatschen, um dem Ursprung noch mehr gerecht zu werden, löst sich die Laufgemeinde rund um das Rennhotel wieder auf. Die meisten Teilnehmer, eh in Unterwäsche bzw. Bikinis oder abgewandelten Badehosen unterwegs, nutzen die Chance und gehen noch mal am Pier ins Wasser. Ab morgen wird’s hier sicherlich recht eng und schwimmen steht für keinen mehr auf dem Trainingsplan.

Morgen ist hier der Rad Check in und damit ist es dann auch mit der Vorbereitung vorbei. Was bis heute Abend nicht im Kasten ist, das geht auch nicht mehr rein. Heute dagegen tummeln sich unfassbar viele Menschen im Wasser. Das Meer ist total unruhig, als wäre es informiert und wüsste, dass es hier bald um die Krone im Triathlon geht. Und deshalb wirft es ordentlich hohe Wellen gegen die Kaimauer und einige Athleten werden ordentlich durcheinander gewirbelt. Anderen sieht man ihr Können kaum an, würde ihnen am liebsten noch einen Müsliriegel zustecken und dann machen die drei Züge und sind fast schon aus der Sicht. Es gibt hier überhaupt sehr viele sehr sehr dünne Menschen. Nicht, dass ich etwas gegen das Schlank-sein habe, im Gegenteil, am liebsten wäre ich auch schlank. Und am Allerliebsten zusätzlich noch durchtrainiert. Aber vor allem die Frauen, die hier im Wasser rumstehen, sind teilweise beängstigend dünn.

Wir bleiben noch ein bisschen hier sitzen, weil das Schaulaufen der Athleten beeindruckend ist und weil wir ja auch Urlaub haben. Da ist so ein bisschen rumhängen und das gute Wetter genießen ja durchaus legitim.