Irgendwie denke ich immer, in dem Naturschutzgebiet vor unserer Haustür gibt’s 7 Wege und die kenne ich alle. Und wenn ich dann mal mit dem Zeugwart unterwegs bin, dann ist auch einmal alles ganz anders. Denn der Zeugwart geht auch einfach mal ganz woanders entlang. Gestern waren wir hier spazieren und der Zeugwart hat einfach so mehrere neue Wege gefunden. Erstaunlich, wo ich hier ja seit vielen Jahren rumspaziere. Aber ich habe einfach keinen Blick für neue Wege. Der Zeugwart schon. Er entdeckt einen neuen Waldweg, der für ihn selbst natürlich alles andere als neu ist. 

Für mich aber schon. Und schön breit ist der Waldweg zusätzlich. Fahrradfahrer nennen so einen Weg Waldautobahn. Ob Läufer dafür auch einen besonderen Namen haben weiß ich nicht. Ist aber auch egal, weil ich mir für heute vorgenommen habe den einfach mal zu laufen. Ganz locker, aber eben einfach ein bisschen die Beine bewegen. Die Impfung ist mittlerweile einige Tage her und ich bin nun auch schon fast im Urlaub angekommen. vor meinem Lauf habe ich mich heute fast schon traditionell um unseren Balkon gekümmert und dann habe ich mich umgezogen. 

Läuferisch will ich heute mit Gesellschaft unterwegs sein. Zumindest für den ersten Teil des Laufes. Der Zeugwart will nach seiner Sportverletzung mal langsam schauen, wie es sich anfühlt zu laufen. Das kommt meiner gewünschten Strecke ganz gelegen und mit Gesellschaft laufe ich ja praktisch nie. Zwar treffe ich auf einem Waldweg mal ein Reh, aber so wirklich Gesellschaft kann man das ja nicht nennen. Der Zeugwart biegt dann nach ein paar Kilometern wieder ab und ich trabe den Waldweg entlang. In unserem Wald ist heute gar nicht so viel los, obwohl das Wetter ganz gut ist. Trotzdem begegnet mir praktisch keiner. 

Aevor Front Pack

Nur eine Pferdekutsche kommt den Waldweg entlang. Die hat auch eine ganz schöne Geschwindigkeit drauf. Respekt. Ich schlage mich in die Streuobstwiese und warte kurz am Wegesrand, bis die Pferde vorbei gerast sind. Dann trabe ich weiter und bin wieder alleine. Die Temperatur heute ist super angenehm zum Laufen. Ich glaube vor allem, weil es nicht windig ist. 13 °C und Wind sind eben doch etwas Anderes als 13 °C und Windstille. Ohne Wind ist das einfach die perfekte Lauftemperatur. Ich trabe ganz geschmeidig heute. Ein rund rum gelungener Lauf. 

Mal sehen, ob ich dieses Gefühl morgen auch auf die Laufstrecke bringen kann. Immerhin findet da wieder der Wings for Life Worldrun statt. Der Lauf, der Spenden für die Rückenmark-Forschung sammelt. In den letzten zwei Jahren haben der Zeugwart und ich schon von zu Hause aus mitgemacht und sind mit der App gelaufen. 2018 waren wir vor Ort in München. Das war das Jahr, in dem ich nicht laufen durfte, weil eine schreckliche Diagnose im Raum stand.  Wenn ich mir den Beitrag von 2018 durchlese, kann ich kaum ertragen, wie viel Unsicherheit und Frust darin verborgen liegt. 

Etwas unbedingt zu wollen, es aber nicht machen zu können erfordert einfach jede Menge Motivation und einen starken Willen bei der Sache zu bleiben. 2018 in München bin ich fast 4 km weit gekommen, 2019 beim ersten App Run habe ich 7,1 km geschafft. 2020, also im letzten Jahr, bin ich 8,3 km weit gelaufen. 

Wie viele Kilometer werden es dieses Jahr wohl sein? Hoffentlich etwas mehr, das wäre großartig! 

Der Lauf heute hat mich voller Hoffnung auf morgen zurückgelassen. Ich bin ganz locker getrabt, hatte einen tolle Pulsbereich, konnte den neuen Waldweg richtig genießen und freue mich nun also einfach nur auf morgen. Wie wird es mir wohlergehen?