Vor ein paar Wochen ist eine meiner liebsten ehemaligen Arbeitskolleginnen eine tolle Tour im Taunus gelaufen. Wir haben kaum Kontakt. Nur immer mal wieder sehe ich einen WhatsApp- oder Facebook Status … wie das so ist, wenn man einfach zwei verschiedene Leben lebt, die kaum mehr eine Schnittmenge haben. Die Wanderung durch den Hochtaunuskreis ist mir aber wegen der tollen Bilder im Gedächtnis geblieben. Erfreulicherweise hat sie die Tour bei Komoot aufgezeichnet und so können wir heute auf ihren Spuren zum Zacken im Taunus wandeln. Der Zeugwart und ich treffen Freunde derzeit ausschließlich draußen, also sind wir mit Madita und Lisabet verabredet.

Wir wollen die Wanderung zum Zacken im Taunus, von der Kittelhütte aus, zusammen machen. Die Kittelhütte liegt in der Nähe von Seelenberg im Taunus und außer der Hütte gibt’s auch noch einen passenden Wanderparkplatz, wo wir unsere Autos abstellen können. Heute ist einer der goldenen Oktobertage. Es ist sonnig und recht warm, das Wetter soll bis zum Nachmittag vielversprechend gut sein. Wir sind deshalb gleich heute Vormittag verabredet, obwohl wir alle sicherlich auch gerne mal länger geschlafen hätten. Allerdings ist so ein Wanderparkplatz nie endlos groß und gerade bei angesagtem guten Wetter, verirren sich ja oft haufenweise Menschen in den Taunus.

Die Einwohner des Rhein-Main Gebiets wollen ihren sonnigen freien Tage eben auch irgendwo in der Natur verbringen. Wie wir eben auch.

Als wir am Wanderparkplatz an der Kittelhütte ankommen, steht genau ein Auto da. Wir schnappen unsere Rucksäcke und finden flott den richtigen Weg. Über die Sprachsteuerung von Komoot klappt das wirklich ganz hervorragend. Ab geht es direkt in den knallbunten sonnendurchschienen Herbstwald. Es ist hier so wahnsinnig waldig schön, dass ich mich kaum einkriege. Überall gibt’s Pilzformationen am Wegesrand, die Sonne scheint durch die bunten Blätter und der Wald ist extrem abwechslungsreich. Wir unterhalten uns außerdem prima! Treffen unter freiem Himmel sind im Moment mit zwei Haushalten gestattet, also machen wir alles richtig. Zusätzlich halten wir Abstand und sind immer in Bewegung, was der Verbreitung des Virus hoffentlich ebenfalls nicht entgegen kommt. Sicher ist sicher, auch wenn ich davon ausgehe, dass wir alle nicht infiziert sind.

Wir folgen erst lange Strecken der Wegmarkierung mit dem roten Milan, nutzen aber auch Wege, die mit dem Hirschgeweih beschildert sind, und auch das schlichte Rechteck ist teilweise auf unserer Strecke zu finden.  Zuletzt folgen wir sogar dem Taunus Schinderhannes Steig.

Manche Wege hätten wir uns definitiv nicht selbst ausgesucht und ich bin mir total sicher, dass meiner ehemaligen Arbeitskollegin heute mehr als einmal die Ohren klingeln. Wir wundern uns über ihre Wanderroute ab und zu. Sie hat heftige Abstiege ins Tal gewählt, bei denen ich wirklich froh bin, dass ich auch heute wieder zu meinen Bergwanderstiefeln gegriffen habe. Mit meinen Halbschuhen wäre ich bei diesen Wegen nicht so gut bedient gewesen. Die Wanderstiefel sind zwar schwerer, als Halbschuhe, aber meine Trittsicherheit ist deutlich höher. Und gerade das ist für mein Knie ja absolut entscheidend. Ich merke es heute den ganzen Tag nicht, was wirklich eine großartige Entwicklung ist. Vor allem nach dem Lauf und der Gravelrunde gestern!

Auf dieser Wanderung heute gehen wir eine richtig abwechslungsreiche Runde. Erst bis tief hinunter ins Tal, und dann steil Berg an den Zacken hinauf. Der Weg ist fordernd, aber das war mir bei der Ansicht des Höhenprofils klar. Und wandern, ohne dass es hoch und runter geht, macht ja auch irgendwie keinen Spaß. Der Wald ist auch ganz unterschiedlich. Manche Abschnitte sind ganz dicht mit Laubbäumen besiedelt, dann kommt wieder eine Mischung mit Nadelbäumen oder komplett freie Flächen. Wir finden eine hübsche Bank für eine kurze Rast und machen ein tolles Picknick. Bei warmem Tee, Bananenbrot in Muffinform, Gurkensalat und Stullen sitzen wir an einem malerischen Brunnen mit Blick auf einige Fachwerkhäuser in Oberems und finden den Tag wirklich großartig.

Mitten durch den Wald

Der eigentliche Anstieg zum Zacken hinauf ist so verrückt steil, dass wir gar nicht glauben können, dass das der Weg sein soll. Im Grunde hätten wir auch einen deutlich weniger anspruchsvollen Weg nehmen können, aber wir wandeln ja auf den Pfaden meiner ehemaligen Arbeitskollegin. Und die mag es offenbar steil. Sie scheint wirklich eine richtige Bergziege zu sein. Das weiß man ja nicht, wenn man schon seit Jahren nicht mehr zusammen arbeitet. Und auch während unserer Kolleginnenzeit muß ich sagen, war mir das so nicht bewusst.

Wir genießen die Wanderung an den Zacken im Taunus total. Das Wetter ist perfekt und wir begegnen nur wenigen Menschen, die uns hauptsächlich auf den letzten Kilometern entgegen kommen. Dieser Rückweg ist wirklich leicht zu laufen, zum Zacken hin, wie auch zurück zum Auto, wie wir ihn nutzen. Und nun, kurz nach dem Mittagessen kommen die Großstadtausflügler nun auch in den Hochtaunuskreis. Unsere Parkplätze sind praktisch sofort wieder besetzt, als wir vom Wanderparkplatz rollen und uns in Richtung Couch aufmachen.