Irgendwie komme ich mir vor, als wäre ich aus dem Training raus. Mein 70.3 ist geschafft und dann ging es irgendwie nicht so richtig weiter. Ein Motivationsloch ist es nicht, weil ich ja schließlich noch immer ein total sportliches Gefühl habe, aber dank meiner USA Woche und dem Jetlag hat der Trainer auch einfach wenig Training aufgeschrieben. Paßt schon alles, aber wenn man vorher so viel gemacht hat, dann kommt einem das Level einfach ganz ganz wenig vor. Der Blickwinkel macht es eben. Kaum auszudenken, sollte ich jemals für eine Langdistanz trainieren!

Auf die Richtung kommt es an

Wenn ich mich in unserem Freundes und Bekanntenkreis umschaue, mache ich mit dem reduzierten Plan noch immer weitaus mehr, als andere. Schaue ich allerdings unsere fleißigen Vereinskollegen an, die auf große Ziele wie den Ironman in Frankfurt oder Hawai hintrainieren, bin ich total der Schluri. Ganz so lahm will mich der Trainer aber auch nicht dastehen lassen. Da achtet er freundlicherweise schon auf das Gesamtbild und schreibt deshalb für heute einen Lauf in den Plan. 30 Minuten sollen es werden. In einigen Plänen lese ich auch die Kilometeranzahl, die absolviert werden soll, dafür bin ich offenbar nicht empfänglich. Oder der Trainer will das nicht.

Zeit statt Kilometer

Mein Plan hat immer Zeitangaben. Ich weiß immer wieviele Stunden ich auf der Piste sein soll, und bin dann im Anschluß erstaunt, wieviele Kilometer es dann geworden sind. Heute also 30 Minuten. Das klingt auch nicht so bedrohlich, wie 5 km finde ich. 30 Minuten gehen irgendwie immer. Heute früh scheint es trocken und so nutze ich das Wetter aus und schiebe den Sport vor der Arbeit in den Kalender. Ich laufe da lang, wo der Zeugwart mich später, wenn er zur Arbeit fährt sieht und anfeuern kann. Mal sehen, wie weit ich dann schon gekommen bin.

Tatsächlich laufe ich heute wirklich recht flott. Das Gefühl ist super und weil ich meine neuen Mainzer Marathon-Messen Schnäppchen Brooks Schuhe trage tänzel ich quasi wie auf Wolken umher. Besser kann es nicht sein. Neue Schuhe, die gleich auf Anhieb so bequem sind. Toll. Der Adrenalin ist einfach mein Schuh, ob Brooks weiß, was sie mir damit für eine Freude machen? Wahrscheinlich ist es ihnen total egal. Macht aber nichts, denn die Freude habe ich ja trotzdem. Ich laufe heute auf asphaltierten Wegen durch den Wald und am Friedhof vorbei. Die Schuhe haben noch eine wunderbar weiße Farbe und im Wald steht überall das Wasser, gleich komplett einsauen muß ich sie ja auch nicht.

Ich laufe locker flockig, freue mich über das frische Grün und die Entscheidung, den Lauf heute früh schon zu machen und bin wirklich froh, dass ich die üblichen Waldwege, die ich sonst laufe, heute meide. Überall steht wegen des wunderbaren Sommerwetters der letzten Zeit, das Wasser im Wald. Richtig tief. Sieht aus, wie eine Sumpflandschaft in unserem Wald, nicht wie eine kleine Pfütze. Wo das Auge hinblickt, sind Wege komplett verschwunden und auch abseits der Wege haben alle Pflanzen nasse Füße. Aber ganz nasse. Vielleicht braucht die Natur das auch einfach?

Mit meinem morgendlichen Ausflug bin ich total zufrieden. Nachdem mich mehrere fremde Autofahrer angefeuert haben, fährt irgendwann auch der Zeugwart vorbei und zwar an einer echt späten Stelle. Entweder ist er spät losgefahren, oder ich bin sauschnell. Natürlich vermute ich intuitiv ersteres, werde aber mit einem Blick auf meine Uhr eines besseren belehrt. Heute war ich so richtig flott unterwegs und habe meinen eigenen Trainingsrekord geknackt. 5km in 31Minuten. Außerdem  habe ich eine 4km – Runde entdeckt, die ich ab sofort, wenn ich mal länger laufen möchte, gut vornedran oder hintendran packen kann. Genauso wie 30 Minuten gehen 4km ja schließlich auch immer.