Heute ist der letzte Lauf in meinem Trainingsplan vor dem 1. November. Am Sonntag bin ich für einen 10km Lauf angemeldet. Es ist der erste 10km Lauf den ich seit meiner Teilnahme beim Ironman 70.3 Kraichgau absolviere. Das war 2016. Unfassbar, was in den vier Jahren alles passiert ist. Vor allem ist es krass, was ich nun alles machen kann, weil ich immer daran geglaubt habe, dass die Sportreise noch nicht vorbei sein kann. Es ist nicht so, dass man alles schaffen kann, wenn man möchte, aber vieles ist wirklich möglich. Vor allem mit Arbeit, Training und dem guten Glauben dass es machbar ist.

Nach meinen Unfällen war viele Jahre lang nicht alles möglich. Viel Training, viel Geduld, gefühlt endlose Arztbesuche und immer wieder Rückschläge waren nötig. Da kann man schon mal die Lust verlieren. Alle leben meinen Traum, alle können, wie sie möchten. Nur ich kann eben nicht. Das ist nicht immer leicht. Es hat mich in den letzten Jahren oft runtergezogen, wenn ich Freunde zu Wettkämpfen begleitet habe, die für mich noch nicht mal in der Nähe der Erreichbarkeit waren. Nicht, dass ich überall hätte mitmachen wollen, aber wenn es halt gar nicht möglich ist, sieht die Welt eben anders aus.

Endlich

Mittlerweile habe ich viele Unfallfolgen wirklich dauerhaft gut im Griff. Mein Alltag ist dank regelmäßigem Knietraining praktisch schmerzfrei, was jahrelang nicht der Fall war. Und was der Arzt noch vor einem Jahr auch für unwahrscheinlich schwierig zu erreichen hielt. Und auch die Lunge hat sich gut an die Sprays und ich mich an die Anwendung gewöhnt, was auch nicht immer einfach war. Manchmal spielt mir das Wetter hier auch noch aktuell einen Streich, weil die Luftfeuchtigkeit oder die Kälte mit meiner Spray Dosierung nicht gut zusammen passt. Aber so ist as eben und so wird es vielleicht auch für immer bleiben.

Das ist aber kein Grund aufzugeben! Es ist vielmehr ein Grund dafür dran zu bleiben. Ein Grund um weiter zu trainieren. Nur deshalb habe ich mich ja auch für den 10km am Sonntag angemeldet. Zum Aufgeben ist immer noch genügend Gelegenheit. Im Moment bin ich erst mal dabei aufzustehen und mich zu berappeln. Wie schnell ich die 10km laufen kann ist mir total egal. Entscheidend ist, dass ich sie laufen kann! Das ist, wenn es tatsächlich klappt, ein riesiger Schritt in die sportliche Richtung.

Ich habe wirklich viel trainiert in den letzten Jahren und so ziehe ich mich heute für den letzten 5km Lauf vor den lang ersehnten 10km um. Den Lauf mache gleich heute früh, in den Sonnenaufgang hinein. Ich genieße jede Schritt und ich weiß, dass ich eben mittlerweile einfach laufen kann. Ich bin deshalb kein Läufer oder Triathlet. Natürlich bin ich deshalb nicht sonderlich sportlich, aber ich bin eben auch nicht bereit aufzugeben. Ein Schritt nach dem Anderen arbeite ich mich heute in den Tag hinein. Es läuft heute einfach. Die erste Hälfte laufe ich langsamer, als die zweite Hälfte, einfach genau, wie es im Plan steht.

Die Luft ist herrlich heute früh und ich lasse alles, was die letzten Jahre auf dem Weg zu den 10km am kommenden Sonntag, so passiert ist. Und wer mich dahin begleitet hat. Es hilft mir, dass ich viele Sportfreunde habe, die verstehen, warum es eben toll ist, wenn ich 10km laufen kann. Und für die mein Traum vom Ironman eben keine Spinnerei ist, sondern einfach ein Ziel, was etwas mehr Anlauf braucht, als ein Anderes. Aber es ist ja nicht so, als würde man einen Ironman normalerweise auch einfach so absolvieren. Darauf trainiert man ja immer hin. Jeder.

Und ich eben auch. Ein bisschen länger als Andere.

Als ich heute wieder daheim ankomme bin ich mit mir und vor allem mit der Welt hochzufrieden. Dieses Lauftraining lief richtig gut! Und den anstehenden Lauf über 8km verlängere ich am Sonntag dann einfach um die 2km, damit der 10km Lauf in den Büchern ist. Wir haben uns eine ausgeschilderte Waldrunde ausgesucht, denn der Zeugwart hat sich für den virtuellen New York Liberty Lauf ebenfalls angemeldet. Ich bin so gespannt, wie und vor allem ob das klappen wird!