Coach Jeff hat auf meinem Trainingsplan eigentlich für morgen den langen Lauf platziert. Morgen passt es mir aber nicht, also mache ich den langen Lauf heute. Ich will den gleich vor der Arbeit abhaken, damit ich nicht in eine vermeintliche Hitze über Mittag oder angestaute Hitze am Nachmittag komme. So war es die letzten Tag immer und das war wirklich kein gutes Laufklima für mich. Ich ziehe nich also gleich in der früh an und will laufen gehen. Es ist nicht so, als hätte ich das Wetter nicht im Blick… aber die Richtung, in die ich schaue, ist wirklich die ganze Zeit hell und einladend. Der Zeugwart dagegen schaut auf die andere Seite der Welt und sieht dunkle Wolken am Himmel. Als ich mich verabschiede höre ich ein dunkles Grollen und entscheide mich blitzschnell um. Ein Gewitter zieht auf.

Bei Regen zu laufen, macht mir nichts aus, Gewitter ist allerdings eine andere Liga und da kommt Laufen natürlich nicht in Frage. Ich ziehe meine Laufschuhe also aus und fange statt dessen an zu arbeiten. Eigentlich wollte ich das später machen heute, aber jetzt muß ich flexibel sein und plane einfach um. Es gewittert eine ganze Weile und regnet ausgiebig. Ein Fest für jeden Gartenbesitzer! Viele Stunden prasselt es mal mehr, mal weniger stark vom Himmel, auch, nachdem das Gewitter sich längst verkrümelt hat. Im Grunde regnet es den ganzen Vormittag.

Als es aufgehört hat zu regnen starte ich meine Mittagspause eben anders, als sonst. Ich ziehe mir meine Laufschuhe wieder an, und laufe los. Viel zu langsam, offenbar, denn es beginnt schon nach nur kurzer wieder zu regnen. Klar. Ist ja auch mein langer Lauf im Trainingsplan von Coach Jeff. Ich bin also eine Weile unterwegs. Sonst macht es mit dem Regen ja auch viel weniger Spaß. Coach Jeff hat mir für heute den langen Lauf eingetragen. Also eigentlich für morgen, weil mein langer Lauftag immer Freitags ist.

Lange Läufe macht man nach America’s Coach immer mit Gehpausen. Die sucht man sich so zurecht, wie sie eben passen. Das ist schlecht für mich. Bei Coach Amy gab es klare Vorgaben und die haben mir deutlich besser gefallen. Ich konnte das auch besser umsetzen. Laufen, wenn die Uhr vibriert, Gehpausen dann, wenn sie angesagt werden. Ganz einfach und über jeden Schweinehund erhaben. Das ist ja mal das Wichtigste. Wenn ich nämlich selbst entscheide, wann Gehpausen angebracht sind, dann sind die viel öfter angebracht. Egal, ob es in Strömen regnet, oder ob es trocken ist.

Das Konzept von Coach Jeff Galloway kann gut sein, muß es aber nicht. Gut ist ja auch immer relativ. Das heißt, weil ein Läufer mit seiner Strategie mit dem Gehpausen, wie man möchte, gut zurecht kommt, heißt das nicht, dass ein Anderer das ebenfalls gut findet. So einfach ist das. Die Läufer sind so unterschiedlich, wie ihre Trainer. Ich überlege wirklich, ob ich mich nicht besser wieder von Coach Amy dirigieren lasse. Die war geradelinige. Das hat mir wirklich deutlich mehr gelegen, als das selbst zu entscheiden. Im Grunde kann ich dann ja auch einfach alles selbst entscheiden.

Was macht das dann schon für einen Unterschied? Abwarten. Ich mache heute also tatsächlich viele Gehpausen. Ob ich die brauche, oder nicht, ist dabei egal. Coach Jeff sagt, ich soll entscheiden und so entscheide ich eben selbst. Das Training bewertet er trotzdem gut. Das macht für mich keinen Sinn. Ich bin ganz sicher deutlich weniger gelaufen, als ich es hätte machen können, und besser als „Ausgezeichnet“ kann er nicht auswählen. Der Algorithmus. Das macht mich unzufrieden. Ich überlege also wirklich, ob ich mich von America’s Coach wieder abwende. Wenn das Vertrauen in einen Coach flöten geht, dann hat das Training ja nicht wirklich einen Sinn, oder?