Dieses Wochenende fahren wir weg. Nur eine Nacht, aber immerhin. Wir wollen einen Besuch bei meinem Patenkind entzerren und haben uns deshalb überlegt gegen Mittag heute loszufahren und morgen, gegen Mittag wieder heim zu kommen. Das ist sicherlich nur eine von viele Entspannungsmöglichkeiten, die es für einen Besuch bei entfernter Verwandtschaft eben so gibt. Für uns erscheint diese Handhabung für dieses Wochenende ziemlich passend. Und weil die Anfahrt eben ein paar Stunden dauern wird, packen wir den Sport in den Vormittag.

Der Zeugwart wird heute, so sagt es zumindest sein Trainingsplan, 90 Minuten laufend unterwegs sein. Da mein Trainingsplan nicht existent ist, kann ich sporteln, was ich möchte. Da die Sonne so schön am Himmel steht und von Regen -ausnahmsweise- auch weit und breit nichts zu sehen ist, möchte ich gerne raus. Und da bietet sich Lauftraining an. 90 Minuten werden das aber bei mir nicht, das ist klar. Und schon gar nicht laufend. Ich will heute mal probieren, ob ich drei Kilometer laufen kann und vielleicht insgesamt auf runde 5 komme. Ich will für den Besuch dann auch nicht vollkommen fertig sein.

Und die Gefahr besteht bei mir ja, wenn ich meinen Körper mit dem Lauf überfordere. Ich bin dann einfach total ausgenockt und wenn ich dann schon ab 17h stetig gähne, dann dient das Wochenende auch eher nicht der Erholung. Wobei es natürlich auch immer fraglich ist, wie viel man sich als kinderloser in einem Haushalt mit Kindern wirklich erholen kann. Mein Patenkind und seine Schwester werden es schon verstehen, mich vor allem in das Puppenspiel mit einzubinden. Ich war selbst eine große Puppenmutter und bin deshalb selbstverständlich dafür prädestiniert. Und müde da zu sitzen, ist dann schlichtweg nur eine Quälerei.

Während der Zeugwart sich anzieht und dann losläuft, kümmere ich mich noch etwas um den Haushalt und die Pflanzen. Dann ziehe ich meine Laufsachen an und trabe los. Weit komme ich damit nicht. Meine Beine fühlen sich gar nicht gut und trotz der herrlichen Sonne bin ich unbeweglich und müde. Na, das kann ja was werden! Fühle ich mich so schlecht, dass ich den Lauf abbrechen möchte? Ich höre in mich rein, denn keiner weiß das natürlich besser, als ich selbst. Und auf meinen Körper hören, hat noch nie geschadet.

Erfreulicherweise hat mein Körper eine ehrliche Seele, die mich klar wissen lässt, dass kein wirkliches Problem besteht. Es läuft einfach holprig und so stelle ich das Traben ein und marschiere. Ich beschließe, dass ich den ersten Kilometer ein“walke“ und dann den zweiten Kilometer traben kann. Laufen will ich dazu noch nicht sagen, dafür bin ich viel zu langsam unterwegs. Im Gegensatz zu gestern, ist es heute auf den Wegen schon wieder gut abgetrocknet und auch auf den Feldern sieht es so aus, als wäre schon ordentlich Wasser versickert.

Das Grundwasser ist über den Wassersegen der vergangenen Tage sicherlich ganz froh, aber höchstwahrscheinlich trotzdem noch lange nicht auf einem normalen Niveau angekommen. Die Sonne verschwindet heute immer mal hinter einer Wolke, aber allzu lange versteckt sie sich nicht. Den zweiten Kilometer kann ich ganz gut traben, obwohl er mir wirklich lange vorkommt. Ich habe einfach das Gefühl, dass es nicht rund läuft.

Solche Tage gibt es immer mal. Trotzdem finde ich das nicht gerade motivierend.

Den dritten Kilometer walke ich wieder. Ich muß durchatmen, meine Beine sind schwer und ich finde alles unfassbar anstrengend. Allerdings muß ich ja wirklich auch wieder nach Hause. Und abholen kann der Zeugwart mich nicht, der läuft nämlich in der ganz anderen Richtung rum. Am Wasser. Nach dem Kilometer, den ich stramm marschiert bin, fühle ich mich auf einmal stark. Ich beschließe deshalb, die zwei Kilometer bis nach Hause am Stück durchzutraben. Und so mache ich es dann auch.

Nicht leicht, wie eine Feder, aber durchaus weniger angestrengt, als zu Anfang. Trotzdem bin ich nicht zufrieden, als ich wieder daheim bin. Das liegt einfach daran, dass ich vor meiner Hustenpause schon deutlich lockerer und auch länger am Stück unterwegs war. Wirklich krass, was da in fast zwei Wochen verloren geht! Im Auto auf der Fahrt um unseren Besuch zu machen, bin ich fix und fertig und würde am Liebsten einfach die ganze Zeit Augenpflege machen.