Mein Trainingsplan sieht für heute eine Radausfahrt vor. Der Zeugwart ist krank und das Wetter ist hervorragend. Außerdem möchte der Coach, dass ich Rennrad fahre. Draußen. Das stresst mich etwas. Allerdings ist Rennrad fahren etwas, was ich sehr gerne mache. Und es ist sicherlich nicht gesund, Dinge, die man gerne tut, nur machen zu können, wenn man in Begleitung ist. Ich ziehe mich deshalb heute nach dem Frühstück um, der Zeugwart hilft mir mein Rennrad von der Rolle zu holen und wir laden die Tour für heute auf meinen Garmin. Dann fülle ich die Flaschen, und fahre los. 

Natürlich nicht einfach so. Der Start noch in unserer Straße ist etwas wackelig. Mein Rennrad ist so viel leichter als mein Gravelbike, es ist außerdem auf extrem dünnen Reifen unterwegs und auch die Schuhe sind natürlich andere. Ich bin froh, dass ich meine Armlinge angezogen habe, denn noch ist es schattig. Der Zeugwart und ich sind die Strecke, zusätzlich zur Führung auf Garmin, natürlich vorher durchgegangen. Ich fahre deshalb im Kopf einfach nur die Etappen entlang, was die Orientierung für mich einfach macht. Zwar bin ich die Strecke nach Bruchköbel schon ganz oft gefahren, aber präsent im Kopf habe ich sie natürlich nicht. 

Die einzelnen Etappen sind perfekt gewählt und so arbeite ich mich Kilometer um Kilometer voran und komme wirklich super klar. Die Autofahrer überholen mich mit gebührendem Abstand, bis auf einen älteren Herrn, der mich wahrscheinlich einfach nicht gesehen hat. Das macht die Situation natürlich nicht weniger gefährlich, aber als ich neben ihn rolle und an die Fahrerseite klopfe, erschreckt er sich und stimmt zu, dass er mich schlichtweg nicht gesehen hat. Ich schlage daraufhin ganz ruhig und besonnen vor, dass er einfach besser auf den Straßenverkehr achtet, weil es nämlich um mein Leben geht und um das von allen Fahrradfahrern. Er entschuldigt sich und fährt nach der Ampel rechts ran. 

Wahrscheinlich muss er meine dramatische Ansprache erst mal verdauen? Und dabei habe ich noch nicht mal rumgeschrien oder war sauer. Ich war einfach ganz ruhig und sachlich und habe ihn darüber aufgeklärt, dass er mich eben einfach fast nebenbei umgebracht hätte. Das kann eine bittere Erkenntnis sein. 

Ich fahre heute nach Bruchköbel. Dort bin ich Mitte Juni für den Quarterman gemeldet und die Strecke ist mir bekannt. Inklusive der Anfahrt, die mittlerweile mit zahlreichen rennradtauglichen Radwegen ausgestattet ist. Die Rennradfahrerei ist anstrengend. Nicht so sehr vom Radfahren her, sondern mehr mental. Aber das war zu erwarten. An der Bruchköbler Runde angekommen fahre ich zweimal rum, einfach, weil das eben die Kilometeranzahl verlangt und weil das auch ganz flüssig klappt. So viel ist auf der Runde nicht los, was die Fahrerei ganz angenehm macht. Die Anstiege sind fies, aber nur, weil ich nicht so gut aus dem Sattel gehen kann. Das muss ich mit meinem Rennrad erst wieder üben. 

Wird aber sicherlich in kürzester Zeit was werden, da bin ich mir sicher. Übung hat schon immer den Meister gemacht, so einfach ist das. Man muss einfach dran bleiben und da ich nun mit dem Rennrad auch wieder draußen unterwegs bin, wird das sicherlich auch bald wieder normal sein. Nach dem Ende der zweiten Radrunde fahre ich etwas anders zurück nach Hause, als ich hergefahren bin, einfach, weil ich mich offensichtlich wirklich ganz gut auskenne. Der Zeugwart ist per LiveTrack über meinen Standort informiert und die Unfallbenachrichtigung habe ich ebenfalls aktiviert. Wenn man die Technik schon hat, dann kann man sie auch nutzen. 

Koppellauf

Zu Hause angekommen, trinke ich erst mal was. Dann schaue ich in den Trainingsplan und stelle fest, dass heute auch noch ein Lauf zu absolvieren ist. Na gut, dass ich das vor dem Radfahren noch nicht gelesen hatte. Ich glaube, da hätte ich mir die ganze Zeit drüber Gedanken gemacht. So aber ziehe ich mich zum Laufen um und lege los. Der Coach schreibt das ja nicht umsonst in meinen Trainingsplan rein. Das Laufen fällt mir schwer. Es ist ganz schön warm mittlerweile. Ich trage mein Laufoutfit für den Halbmarathon in Mannheim. Zumindest ist das mein Plan, so zu laufen. Schwarze Hose, Teamshirt und gut sichtbares Visor. Immerhin will ich ja haben, dass die Anfeuercrew in Mannheim mich auf der Strecke gut erkennen kann. 

Nach dem Koppellauf sind meine Beine total fix und fertig. Das gehört so. Klar. Aber wenn man es spürt und sich vorher noch voll fit gefühlt hat, dann ist es eben doch etwas anderes. Die Lauflänge der Strecke hat der Trainer kurz gewählt und auch noch Lauf ABC mit in den Plan geschrieben. Das verkürzt die Strecke noch mal, ist aber trotzdem ähnlich anstrengend, weil ich beim Lauf ABC ja viel rumhüpfe und die Laufbewegung auseinander nehme, um sie dann wieder zusammenzusetzen. Das klingt immer so einfach, finde ich. Aber wenn man es dann machen muss, dann können Hopsalauf oder Weitsprünge eben doch ganz schön schwierig in der Umsetzung sein. Und nach dem Lauftraining ist der Trainingstag ja noch nicht abgehakt. 

Dehnen zum Abschluss

Was folgt, ist mein Dehnprogramm. Ich habe ja für die unwichtigsten Dinge Zeit, deshalb mache ich mein Dehnprogramm, mit den zusätzlichen Übungen, die ich bei Movea Med gezeigt bekommen habe, auch rigoros. Wenn ich Zeit für Facebook und Co. habe, dann auch für das Dehnprogramm. So einfach ist das. Meine Matte, die Blackroll und das Balance-Pad zerre ich dafür auf den Balkon und lege im leicht beschatteten Bereich los. Das Dehnen der Muskulatur tut gut und die neuen Übungen lassen alle Blockaden verschwinden. Zumindest kracht es in meiner Brustwirbelsäule ordentlich.