Wenn man bedenkt, dass wir Mai haben, dann kommt einem das Wetter wirklich unüblich vor. Allerdings könnte man auch einfach sagen, dass wir B-pril haben, statt April, das habe ich erst vor ein paar Tagen irgendwo gelesen. Und dann ist das Wetter gar nicht mal so schlecht. Meine Ansprüche für den Mai sind einfach wettertechnisch deutlich höher, als für den April. So ist das eben. Ehe wir den heutigen Tag aber drinnen verbringen, packen wir die Regenjacken ein und fahren mit den Gravelbikes los. Den Rädern ist das Wetter eh wurscht und ich habe an meinem Rad ein Schutzblech, das passt also auch. 

Natürlich hat die Stylepolizei am Schutzblech garantiert etwas auszusetzen. Das ist mir aber erfreulicherweise ziemlich egal. Ich finde ein Schutzblech am Hinterrad, gerade am Gravelbike super praktisch. Dort nämlich, wo ich so unterwegs bin, wäre ich sonst bis zum Helm eingesaut. Entweder die Stylepolizei fährt nicht solche Wege, was wirklich schade wäre, oder sie wäscht einfach gerne Klamotten und bürstet Dreck von Helm, Jacke und Haaren. Alles ist möglich und mir natürlich recht. Ich fahre trotzdem mit dem Gravelbike und meinem Schutzblech bei dem Wetter im B-pril. 

Als Erstes fahren wir heute mal zu einem kleinen Weiher und schauen nach Schildkröten. Ich schreibe das so, wie meine Erwartungshaltung ist. In dem Weiher wohnen Schildkröten, sagt die Presse. Also erwarte ich ja irgendwie, dass ich die auch sehe. Aber klar ist, dass sie sich einfach versteckt halten und ich die Pressemeldung selbstverständlich nicht verifizieren kann. Nun gut. Das wäre ja auch etwas zu einfach gewesen. Also drehen wir eine Runde um den kleinen Weiher und fahren in Richtung Wald. Hier hat es gut geregnet in den letzten Tagen und der Dreck spritzt nur so nach oben. 

Zusätzlich regnet es auch immer mal kräftig. Obwohl hier der Wald recht dicht ist und uns das Blätterdach wirklich manchmal schützt, kommt trotzdem noch genügend Regen unten an. Ich ziehe mir also mal besser die Radweste aus und die Regenjacke drüber. Was sich der Hersteller dabei gedacht hat, das würde mich auch mal interessieren. Sicherlich konnte der Hersteller meiner Fahrradjacke nicht mit so einen B-pril rechnen, aber es ist doch wirklich regelmäßig windig, wenn es regnet. Und bei dieser Regenjacke ist es praktisch unmöglich mit dem Reißverschluss nicht den Stoff einzuklemmen. 

Das ist wirklich so. Ich stelle mich nicht an!

Es ist ja schließlich nicht so, als mache ich zum ersten Mal eine Regenjacke zu. Aber gut. Das ist mir schon bei früheren Fahrten aufgefallen, das Reißverschluss zuziehen ist ein Krampf. Aber die Jacke ist toll! Ich glaube, deshalb ist es dem Hersteller auch einfach egal, ob der Reißverschluss ein Krampf ist, oder nicht. Die Jacke hat ein winziges Packmaß, ist super leicht und absolut angenehm zu tragen. Da wird man den bekloppten kurzen Überlapper vom Reißverschluss eben in Kauf nehmen. Und so ist es ja schließlich auch. Jede Motzerei ist also zwecklos, vor allem, wo ich doch selbst ins gleiche Horn blase.

Mit meiner Regenjacke ist es dann auch gleich ein Stückchen wärmer, weil auch an den Armen kein Wind mehr ankommt. Ich habe zwar Armlinge an, aber es ist eben doch etwas anderes, wenn der Wind da durchbläst. Richtig kalt ist es heute erfreulicherweise nicht. Der B-pril kostet die Kälte nicht wirklich aus. Es scheint ihm mehr um die Wetterflexibilität zu gehen. Regen, Wind und Sonnenschein gibt’s heute wirklich vorbildlich im Wechsel serviert. Wir finden heute durch den Wald mal wieder richtig tolle Wege. Teilweise bekannt, aber auch genügend unbekannte Passagen sind dabei. Und natürlich, wie das so ist, wenn man durch unbekanntes Terrain fährt, müssen wir auch mal umdrehen und zurückfahren, weil es eben nicht weitergeht. 

Fahrt durch den Wald

Das gehört beim Gravelbiken aber sowieso dazu. Zumindest in meiner Welt. Neue Wege entdecken und eben auch mal in eine Sackgasse reinzufahren, die sich erst auftut, liegt in der Natur des Gravelbikens. Wir biegen mit unseren Rädern wirklich einfach mal in einen unbekannten Weg im Wald ab. Und manchmal wird der dann eben immer schmaler und noch schmaler und am Schluss kommt man dann einfach nicht mehr durch. So erkundet man die Umgebung aber einfach ganz anders, als nur auf den großen Waldschneisen, die wir eh kennen. 

Heute sehen wir mal wieder erfreulich wenig Müll am Wegesrand, was mich richtig freut. Ich bin auf meinen Lauf- und Radstrecken jetzt schon einige Male total positiv überrascht worden. Natürlich ist der Waldrand mittlerweile richtig gut zugewachsen und deshalb könnte es gut sein, dass noch immer ordentlich Müll in die Natur fliegt, der aber mittlerweile einfach vom tiefen Gras verschluckt wird. Wenn es also wieder herbstlich wird, dann sieht man vielleicht umso mehr. Oder die Menschen haben dazu gelernt. Das könnte auch sein. Ist aber wohl eher unwahrscheinlich.