Das Team der Notoperation vom Sonntag hat ganze Arbeit geleistet und die Ärztin die in der Notaufnahme Dienst hatte, ebenfalls. Ich kann tief durchatmen und das ist ein sehr gutes Gefühl. Nicht frei atmen zu können, ist ein schrecklich beklemmendes Gefühl, und genau das löst ein Pneumothorax aus. Bei so einer Operation bekommt der Patient einen Schlauch in den Brustkorb eingesetzt, um per Maschine ein entsprechendes Vakuum zu erzeugen. Bei mir sind zahlreiche Rippen mehrfach gebrochen und ich bekomme mittlerweile so viele Schmerzmittel, dass ich den dicken Schlauch im Brustkorb kaum spüren kann.

Schmerzen

Nachdem ich die Intensivstation in Richtung Normalstation in der BGU verlassen konnte, hört die intensive Betreuung und Hilfestellung seitens der Ärzte und Schwestern irgendwie trotzdem nicht auf. Vielleicht habe ich es auf der Intensivstation auch einfach nicht wirklich wahr genommen, und da war noch mehr los? Hier kommt auf jeden Fall ständig jemand rein, prüft den Verband, checkt, ob die Drainage ordentlich arbeitet und die Luftzufuhr ins Gerät stimmt. Ich bekomme Blutdruck und Temperatur gemessen und döse ansonsten vor mich hin.

Die Maschine, die mein atmen überhaupt erst möglich macht, nennt sich Sahara, und so träume ich nicht nur davon zu sterben, sondern auch von Urlauben, die der Zeugwart und ich schon gemacht haben. Wir waren zwar noch nicht in der Sahara, aber trotzdem verbindet mein Gehirn das anscheinend mit Urlaub. Und immer noch vom ersticken zu träumen, ist auch nicht toll. Ich bin also über Abwechslung dankbar.

Meine Schmerzen werden danke zahlreicher Tabletten und intravenöser Schmerzmittel ganz gut in Schach gehalten. Wahrscheinlich ist so ein Schlauch im Brustkorb ansonsten auch nur so schwer auszuhalten? Nur wenn es in Richtung nächste Mahlzeit geht, dann merke ich das Zwicken etwas mehr und weiß, dass die Wirkung langsam nachläßt. Zusätzlich zu den üblichen Rationen, macht die Station wegen mir auch noch regelmäßig eine Inventur im Betäubungsmittelschrank. Nach jedem Öffnen ist die nämlich fällig und manchmal brauche ich zwei oder drei Rationen am Tag. Alles aber ganz offenbar im absolut vertretbaren Rahmen dessen, was die Ärztin unter „erlaubte Betäubungsmittel“ eingetragen hat, denn die Schwester können mich ohne zusätzliche Nachfrage zu versorgen. Ich bekomme sogar zusätzliche Mittel angeboten und werde erstaunt angesehen, wenn ich ablehne.

Geschenke & Besuch

Gefühlt geht auch ständig meine Zimmertür auf und jemand kommt zu Besuch. Wenn es darauf ankommt, sind alle da, so scheint es mir und all unseren Freunden ist es wichtig, dass sie an mich denken und teilweise auch zu Besuch kommen. Viele rufen ganz oft an und die Postfrau kommt auch regelmäßig in mein Zimmer. Heute bringt sie mir ein großes Paket ans Bett. Erstaunlicherweise macht sie es nicht für mich auf. Ihr Aufgabe besteht nur darin, die Post auf die Zimmer zu befördern, und so steht ein großer Karton an meinem Fußende, aber da ich mich nicht rühren kann, darf ich erst mal rätseln.

Da wirklich regelmäßig nach mir geschaut wird, kommt erfreulicherweise kurz nach dem der Karton ins Zimmer gebracht wurde, eine Schwester mit Schere und kann mir den Karton öffnen. Ihm entschwebt ein großer Teddybär – Ballon, der die zweite Geschenkebene in meinem Krankenzimmer eröffnet. Es ist wirklich wunderbar, wenn so viele Menschen an einen denken.

Ich bekomme Besuch von Arbeits-, Exarbeits- und Sportkollegen, Freunden, Nachbarn und natürlich dem Zeugwart. Er kommt jeden Tag, er ist immer erreichbar und er ist unermüdlich. Er nimmt mir die Schuld, weil ein Unfall jedem passieren kann; er hilft mir wo er nur kann, wäscht Wäsche, tauscht Sachen aus, besorgt alles, was mir fehlt, organisiert Versicherungen, erledigt Krankmeldungen und kümmert sich. Seine Tage müssen unfassbar lang und anstrengend sein, denn natürlich geht er zusätzlich noch arbeiten.