Das Wetter ist auch heute großartig und die Welt ist im Fahrradfieber. Nach den zwei schlimmen Massenstürzen der Tour de France gestern, hoffen wir heute auf eine ruhigere Etappe. Und vorher wollen wir selbst noch eine Runde auf den Rädern drehen. Für unsere Gravelbikes ist jedes Wetter und jeder Untergrund perfekt. Es gibt praktisch keine Strecken, die für die Gravelbikes nicht infrage kommen. Klar sind sie auf der Straße nicht so schnell, wie Rennräder, aber manchmal geht’s auch gar nicht darum schnell zu sein. Zumindest nicht bei mir. 

Meine 2. Corona-Impfung ist mittlerweile 11 Tage her und ich denke, ich kann mittlerweile wieder ohne Einschränkungen sportlich loslegen. Die Hitze, die heute herrscht, wird eh ihr Übriges tun, um mich zu bremsen, da habe ich keine Zweifel. Zusätzlich gehe ich davon aus, dass heute auf Feld, Wald und Wiese jede Menge los sein dürfte. Und wenn natürlich viele Andere unterwegs sind, dann bremst uns das automatisch aus. Rücksicht nehmen finde ich selbstverständlich, das heißt auch, dass wir, wenn es enger wird, mal langsamer machen und eben nicht unbedingt durchziehen müssen. Die Freiheit das tun zu können gibt mir vor allem auch das Rollentraining

Auf der Rolle kann ich komplett ohne Rücksicht auf Andere mein Training durchziehen. Ich kann das trainieren, was eben ansteht und es gibt keine Ampel, keine Autofahrer, keine Kinder und keine Sonntagsradler, die meine Aufmerksamkeit fordern. Für gezieltes Training ist Zwift tatsächlich die deutlich bessere Wahl, finde ich. Radbeherrschung lernt man dort allerdings nicht. Dafür muss man draußen Rad fahren. Und zur Radbeherrschung gehört natürlich auch mal langsam zu fahren, wenn es eben voller wird. 

Gleich zu Beginn unserer Radrunde heute überholt uns ein Auto mit extrem überhöhter Geschwindigkeit eng in der 30er-Zone und bremst damit den Gegenverkehr aus. Rücksichtslosigkeit steht bei dem heute wohl ganz oben in der Liste. Wir biegen in den Wald ab und fahren auf einen Radfahrer auf. Der Schweißgeruch ist unerträglich und ich muss den Abstand stark vergrößern. Es ist mir absolut unklar, wie der in dem Gestank unterwegs sein kann. Wahrscheinlich nur, weil er sich selbst nicht riecht. Wie aus dem Nichts fährt er einen Trampelpfad entlang und ohne zu schauen über die Straße. Jeder Autofahrer wäre hier absolut chancenlos gewesen. Und der Radfahrer natürlich auch. Aber, man muss eben auch mal Glück haben. 

Wir fahren heute ein bisschen anders, als sonst und ich habe das Gefühl, dass ich hier noch nie gewesen bin. Stimmt wahrscheinlich nicht. Aber das ist mein Vorteil. Ich merke mir weder Strecken noch Filme. Irgendwie hat mein Gehirn dafür keine Kapazität frei, keine Ahnung warum. Hier ist es aber sehr schön und nach einem Schlenker, um die Ortsdurchfahrt zu vermeiden, erkenne auch ich die Gegend wieder. Wie hübsch wir es hier haben! Und das Beste ist tatsächlich, dass wir ganz alleine sind. Uns begegnet wirklich kaum jemand. Warum ist das so? 

Selbst die üblichen Verdächtigen, die an der Fasanerie in Hanau normalerweise immer spazieren gehen, sind nicht da. Ich meine die, die ihre Hunde nicht anleinen, aber auch nicht im Griff haben und die, die zu dritt nebeneinander auf kleinen Wegen fahren. All diejenigen sind heute nicht draußen. Das ist ziemlich verrückt. Der Zeugwart und ich können unsere kleinen Trails und auch tolle Waldpassagen komplett ungestört fahren. Wir treffen auch auf den Feldwegen praktisch niemanden. Einsam radeln wir durch die Sonne und bekommen ordentlich Farbe. 

Ich übe heute an ein paar Wurzeln und Borsteinen, sowie einigen Steinabsätzen mal das Hochfahren mit Antritt, das ich kürzlich in einem Video der Rock my Trail Mountainbikeschule gesehen habe. Oft klappt es nicht, weil mein Trittimpuls einfach nicht zur rechten Zeit kommt. Aber dann! Ich fasse es nicht, aber es klappt! Übung macht den Meister. So ist es ja immer, aber ich übe einfach selten. Manchmal ist üben auch einfach nicht auf dem Tagesplan. Bei mir muss dabei dann eben vieles zusammen passen. Hoffentlich kann ich mein Vorderrad dann bei der nächsten Radrunde wieder so toll anheben.  

Vergesslich zu sein ist nicht immer eine Tugend.

Ich feier mich auf jeden Fall heute ein paar Mal, weil das Anheben des Vorderrads mit dem Trittimpuls wirklich toll geklappt hat. Und schwups sind wir dann auch wieder daheim. Jede Menge schöne Wege hatte ich heute unter meinen Reifen. So ein Gravelbike ist einfach klasse.