Da wir die Gravelbikes mit in den Schwarzwald genommen haben, wollen wir sie natürlich auch benutzen. Da es hier immer nur Berg hoch, oder recht passend schottrig Berg ab geht, ist mein noch immer nicht ganz ausgeheilter Golferarm zwar nicht ganz so fahrradbegeistert, aber da muss ich jetzt eben einfach durch. Mit der Bandage sollte der Bähnle Radweg (hier beschrieben) wirklich kein Problem sein und das Dehnen im Anschluss ist ja mittlerweile sowieso obligatorisch. Der Weg führt an der Bahntrasse entlang und soll auch für Familien gut zu fahren sein. Heute ist nicht ganz so mein Tag und so bin ich gespannt, wie weit wir denn überhaupt kommen. 

Gute Beschilderung

Insgesamt hat der Bähnle Radweg knappe 30 km. Beginnen tut er allerdings nicht bei uns vor der Schwarzwald Haustür, sondern am Bahnhof in Neustadt. Da müssen wir erst mal hinkommen. Neustadt ist grob gesagt „um die Ecke“, aber trotzdem radeln wir eben die knapp 10 km erst mal, ehe es überhaupt mit dem Bähnle Radweg los geht. Die Strecke ist allerdings bereits bevor Bähnle Radweg beginnt schon ab Titisee gut ausgeschildert. Wir stellen fest, dass der Weg in Ortsnähe mit Urlaubern gut gefüllt sind. Abseits der Ortschaften ist es dann recht einsam. 

Die Ausschilderung für Radfahrer ist auf dem Teilstück des Bähnle Radwegs extrem gut. Das mag auch einfach daran liegen, dass wir nicht besonders weit kommen. Trotzdem gäbe es genügend Möglichkeiten Schilder abzuhängen, gar nicht erst aufzuhängen oder umzudrehen. Das ist hier aber bisher nicht passiert, was ziemlich super ist. Die Route ist auch absolut graveltauglich und führt nur wenig auf Asphalt entlang. Neben einer Bahnlinie ist es natürlich deutlich weniger beschaulich, als im Wald, das ist auch klar. 

Vogelbesuch

Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, begegnet uns auf der Route ein großer Raubvogel. Der fliegt einen Pfosten neben der Bundesstraße an und bleibt dort sitzen, obwohl wir uns nähern. Erst kurz bevor wir auf gleicher Höhe sind, fliegt er weg und die Spannweite ist beeindruckend. Obwohl ich die GoPro* voll draufhalte, schafft sie es leider nicht den Raubvogel schön aufzunehmen. Schade. Dabei ist es eine Action Kamera und der Vogel bietet im Flug ja nun wirklich ordentlich Aktion. Offensichtlich nicht genug. 

Wir fahren heute nur bis zur Hochfirstschanze, wo am Samstag noch ein Red Bull Rennen stattfand. Da sind die Sportler die Schanze von unten nach oben gelaufen. Total verrückt. Also es klang schon ziemlich verrückt, als ich es gelesen habe. Jetzt, wo ich hier an der Schanze stehe, muss ich sagen, dass es noch verrückter ist, als ich angenommen habe. Von weitem sieht das tatsächlich noch immer machbar aus. Wie naiv ich bin! Wir fahren näher ran und stehen direkt neben der Aufsatzfläche. Drauf darf man nicht, klar. 

Die Sache ist mir sowieso viel zu steil. 

Wie ich so direkt daneben stehe, muss ich wirklich feststellen, dass hier rein gar nichts machbar aussieht. Die, die hier am Samstag hochgelaufen sind, sind offensichtlich wahnsinnig fit und super sportlich gewesen. Anders ist diese Verrücktheit ja gar nicht zu erklären. Ich bin tief beeindruckt. Und ich merke, wie unfit ich mich heute so fühle. Wir drehen deshalb um und fahren zurück. Aber wir machen noch ein paar touristische Zwischenstopps. Vielleicht schreibe ich doch ein paar Schwarzwald Urlaubspostkarten? Oder bringe ein Wetterhäuschen* mit? 

Touristische Erkenntnis

Jeder Touristenladen, den ich im Örtchen Titisee am gleichnamigen See auf links drehe, ist enttäuschend. Lieblose Postkarten, teilweise vergilbt und mit uralten Motiven. Kuckucksuhren in allen Größen aber keine Wetterhäuschen, bis auf drei kleine mit hässlichen Plastikmenschen und noch hässlicheren Farben. Diese Abstecher haben sich nicht so sehr gelohnt. Allerdings muss ich unter meiner Maske lächeln, als ein älterer Herr im weißer Blousonjacke seinem Bekannten davon erzählt, dass da draußen ein Mann mit zwei schwarzen Rädern steht, die keinen Motor haben. Ganz offensichtlich hat er den Zeugwart beobachtet, der bei unseren Rädern geblieben ist. Ohne Motor ist für den Herrn ganz klar die Sensation des Tages. Und für seinen Bekannten auch. 

Wir fahren noch an der Touristeninformation vorbei, wo ich mich nach den Möglichkeiten erkundige die Wutachschlucht zu begehen. Vom Radfahren dort rät mir die findige Mitarbeiterin gleich ab. Nach der Rötenbachschlucht und der Ravennaschlucht wäre die Wutachschlucht sicherlich auch noch ein sehenswerter Ausflug. Mal sehen, ob wir das noch machen, während wir hier sind. Immerhin sind wir ja auch im Urlaub und wollen nicht nur eins nach dem anderen abhaken.

Pflege und Wartung

Über das geschlossene Strandbad Titisee fahren wir zurück zu unserem Schwarzwalddomizil. Wir müssen die Räder sauber machen. Ganz klar. Pflege und Wartung gehört einfach dazu und schon bei der Road / Gravel Spring Week habe ich gelernt, dass vor allem der Antrieb regelmäßig sauber gemacht gehört. Mein kleines Gravelbike sieht aus, als hätte es sich erfolgreich im Schlamm gesuhlt. Dabei kamen mir die Strecken hier gar nicht so dreckig vor! Da wir in einem Naturschutzgebiet untergebracht sind, greife ich zu einer besonderen Art der Reinigung. Die Produkte von Gentlemonkeys hat der Zeugwart mal angeschleppt. 

Die waren mal ein Deal in der Höhle der Löwen, zumindest glaube ich das. Der Zeugwart hat die Nasstücher und das Nachputztuch auf jeden Fall eingesteckt und ich nutze das heute zum ersten Mal. Mit Gentlemonkeys* habe ich keine Kooperation, nur falls da die Frage aufkommt. Begeistert von der unkomplizierten Handhabung, von der Reinigungskraft und von der Umweltschonerei bin ich allerdings trotzdem. Und so ist mein Gravelbike tatsächlich nach der Behandlung so richtig sauber und kann bei der nächsten Tour wieder ordentlich eingesaut werden. Für neuen Dreck muss schließlich auch Platz sein.